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Bassgitarre
Bass|gi|tar|re ['basgitarə], die; -, -n:
viersaitige, besonders tief klingende Gitarre.

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Bạss|gi|tar|re, die:
viersaitige, besonders tief klingende Gitarre.

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Bassgitarre,
 
Abkürzung bg und b [englisch Bassguitar], 1) in der Instrumentensystematik eine Gitarre mit zwei Hälsen, wobei der eine Hals Bünde und Besaitung wie die Normalgitarre aufweist, der bundlose andere bis zu zwölf fest eingestimmte Basssaiten (Freisaiten) hat, die nicht durch Abgreifen verkürzt werden, sondern mitschwingen (Bordun). Die in der Wiener Schrammelmusik gebräuchliche Schrammelgitarre hatte neben den sechs Griffsaiten sieben Freisaiten (A1, B1, H1, C, Cis, D, Dis). Wenn heute für den Elektro-Bass (kurz: E-Bass) auch die Bezeichnung Bassgitarre gebräuchlich geworden ist, so ist das aus oben angeführtem Grund eigentlich irreführend, instrumentenkundlich sogar falsch. Doch das terminologisch korrekte Gitarrbass (Gitarrebass) hat sich bisher nicht durchgesetzt. Da aber einerseits die originale Bassgitarre kaum noch Verwendung findet, andererseits der E-Bass im allgemeinen Sprachgebrauch gegenwärtig als Bassgitarre bezeichnet wird, soll auch das Instrument hier unter diesem Terminus erläutert werden.
 
2) E-Bass: Struktur wie Gitarre, jedoch längere Mensur (zwischen 70 und 80 cm): meist Brett (Solid Body), aber auch mit flachem Resonanzkörper; Griffbrett mit bis zu 22 Bünden, aber auch ohne Bünde (Fretless Bass); Saiten und Stimmung wie Kontrabass: E1, A1, D, G; Tonumfang: E1-f1, auch fünfsaitig (meist mit tiefer C- bzw. H-Saite) oder sechssaitig (mit zusätzlicher hoher C-Saite), selten siebensaitig; Notierung: oktavtransponierend, eine Oktave über dem Klang, im Bassschlüssel; Anschlag mit Fingern oder Plektrum.
 
Die Bassgitarre bildet in der Rockmusik und dem davon beeinflussten Popbereich (besonders in der stark »basslastigen« Discomusik, in Funk, Reggae, Hip-Hop usw.) das rhythmisch-harmonische Fundament; Bassgitarre und Schlagzeug sind, da Gitarre und Keyboards oft solistisch hervortreten, die eigentliche Rhythmus-gruppe. Das bedingt Konzentration auf klanglich deutliches, rhythmisch exaktes und stark grundtonorientiertes Spiel, bedeutet gleichzeitig damit weitgehenden Verzicht auf freies melodisches Musizieren, wie es sich bei den Jazzbassisten herausgebildet hat (ausgenommen vereinzelte Soli). Wesentliche künstlerische Impulse kamen daher meist von den dem Jazz nahe stehenden Bassgitarristen.
 
Als Erfinder der modernen Bassgitarre gilt Leo Fender (1909-1991), der, angeregt durch den Erfolg seiner »Broadcaster«-E-Gitarre, 1951 den zwanzigbündigen »Precision Bass« vorstellte und damit ein zwar an der Solidbody-Gitarre orientiertes, aber dennoch durchaus eigenständiges Instrument schuf. Die Resonanz unter den Musikern war zunächst verhalten, in erster Linie spielten Country-and-Western-Bassisten das neue Instrument. Während z. B. im Rock 'n' Roll der Fünfzigerjahre die E-Gitarre bereits im Instrumentarium integriert war, spielten die Bassisten (z. B. Al Rex von Bill Haleys Comets) noch Kontrabass, meist ohne elektrische Verstärkung. Diese führte in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre zunehmend zu akustischen Differenzen, und so kam es — verbunden mit dem Wandel der Klangvorstellungen bei der sich herausbildenden Beatmusik — innerhalb weniger Jahre zum Durchbruch der Bassgitarre. Dieser Wandel war schon Anfang der Sechzigerjahre in den Beatgruppen nahezu abgeschlossen. 1956 begann die Firma Gibson mit der Produktion des »EB1« (im Musikerjargon in Anlehnung an die äußere Form als »Violin Bass« bezeichnet); 1957 bot das kalifornische Unternehmen Rickenbacker sein erstes Bassmodell (»4000«) an. Doch die Vorrangstellung der Fender-Bässe blieb, sie wurde sogar noch gefestigt, als 1960 der »Fender Jazz Bass« auf den Markt kam, dem weitere Varianten folgten (»Coronado«, »Mustang«, »Telecaster«, »Musicmaster« u. a.). Auch außerhalb der USA begann man in den Sechzigerjahren mit dem Bau individueller Bassgitarren, vor allem in Japan und Europa, z. B. durch die deutsche Firma Höfner, deren Bass öfters von Paul McCartney eingesetzt wurde. Eine wichtige Neuerung gelang Ned Steinberger (* 1948) mit seinem Headless Bass 1980; auch wenn sich der von ihm aus Gründen besserer Klangreinheit aus verstärktem Epoxidharz gefertigte »Mini Body« nicht durchsetzen konnte, fand die Konstruktion ohne Wirbelbrett (Headstock) zahlreiche Nachahmer.
 
Aus der Vielzahl begabter Bassisten ragt Jack Bruce (* 1943) durch sein einfallsreiches Musizieren (Cream) heraus. Abgeleitet vom Gitarrenspiel übernahmen die Bassgitarristen Plektrum und Finger als Anschlagsmittel. Das Einbeziehen des Daumens, z. B. durch Larry Graham (* 1946; Sly ' The Family Stone) eröffnete neue Klangmöglichkeiten und wurde zu einem Stilmerkmal der Soul- und Funkmusic (Britch, pizzen). Höhepunkte in der bisherigen künstlerischen und spieltechnischen Entwicklung dieses Instruments setzten Alphonso Johnson (* 1951), Stanley Clarke (* 1951), Steve Swallow (* 1940) und vor allem Jaco Pastorius (1951-1987), der sowohl bei Weather Report als auch auf Solo-LPs bisher nur auf der Gitarre übliche Techniken (z. B. Oktavspiel von Wes Montgomery) auf seine bundlose (Fretless) Bassgitarre übertrug, ebenso Mark King (* 1951) mit der Slap-and-Popp-Technik. In England ließ Colin Hodgkinson (* 1952) aufhorchen, der auch auf seinem Fender-Bass durch Akkordspiel versuchte, die in der Gruppe Back Door fehlende Gitarre zu ersetzen. Sechssaitige Bassgitarren spielen u. a. Anthony Jackson (* 1956) und John Patitucci (* 1959), Letzterer auch in Produktionen mit Chick Corea (»Electric Band«, 1986); die zusätzlichen hohen Saiten werden für solistische Zwecke genutzt. In der Entwicklung des Bassspiels lassen sich zwei Linien unterscheiden: einerseits das auf der eigentlichen Bassfunktion basierende »erdige«, grundtonorientierte Musizieren, andererseits das mehr auf Virtuosität zielende, fast gitarristisch harmoniefüllende Improvisieren. Effektgeräte lassen heute Klangmanipulationen zu, die einerseits den originalen Kontrabasston, andererseits eine vollständige Verfremdung ermöglichen, letztlich die stilistischen Nuancen im Gesamtsound bestimmen.

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Bạss|gi|tar|re, die: viersaitige, besonders tief klingende Gitarre.

Universal-Lexikon. 2012.