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Kontrapunkt
Kọn|tra|punkt 〈m. 1; Mus.〉 Kunst, mehrere Stimmen als selbstständige Melodielinien nebeneinanderher zu führen, z. B. in Fuge u. Kanon [<mlat. contrapunctum <lat. contra „gegen“ + punctus „das Stechen, Stich, Punkt“, dann a. „Note“; eigtl. „das Setzen einer Gegenstimme zur Melodie“; punctus contra punctum „Note gegen Note“; → kunterbunt]
Die Buchstabenfolge kon|tr... kann in Fremdwörtern auch kont|r... getrennt werden. Davon ausgenommen sind Zusammensetzungen, in denen die fremdsprachigen bzw. sprachhistorischen Bestandteile deutlich als solche erkennbar sind, z. B. -trahieren, -tribuieren (→a. subtrahieren, distribuieren).

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Kọn|t|ra|punkt, der; -[e]s, -e [mlat. contrapunctum, eigtl. = punctus contra punctum = Note gegen Note, zu lat. punctus (mlat. = Note), Punkt]:
1. (Musik) Technik des musikalischen Satzes, in der mehrere Stimmen gleichberechtigt nebeneinanderher geführt werden:
K. studieren.
2. (bildungsspr.) etw., was einen Gegenpol zu etw. anderem bildet:
einen K. [zu etw.] setzen, bilden.

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Kọntrapunkt
 
[lateinisch punctus contra punctum »Note gegen Note«] der, -(e)s, ursprünglich Bezeichnung der gesamten mehrstimmigen Tonsetzkunst, dann allgemein im Unterschied zur Harmonielehre die Kunst, mehrere Stimmen in einer Komposition selbstständig (polyphon) zu führen, im Besonderen die Kunst, zu einer gegebenen Melodie (Cantus firmus) eine oder mehrere selbstständige Gegenstimmen zu erfinden. Auch diese nennt man zuweilen Kontrapunkt. Man unterscheidet einfachen Kontrapunkt und doppelten (mehrfachen) Kontrapunkt. Beim doppelten Kontrapunkt können die einzelnen Stimmen miteinander vertauscht werden; die Unterstimme kann also z. B. zur Oberstimme, die Mittelstimme kann zum Bass und die Oberstimme kann zur Mittelstimme werden.
 
Die Kontrapunktlehre entwickelte sich in Fortführung der Lehre vom Discantus (Diskant) seit dem beginnenden 14. Jahrhundert zu einem festen Regelsystem. Einen ersten Höhepunkt fand die kontrapunktische Satzkunst im 15. und 16. Jahrhundert, dem Zeitalter der Niederländer (Frankoflamen) und der klassischen Vokalpolyphonie mit ihrer Vollendung im Werk von G. Palestrina und seinen Zeitgenossen. Der »Palestrinastil« geht von der subtilen rhythmischen und melodischen Durchbildung der Einzelstimme aus; Melodieschritte und Notenwerte sind aufs Feinste gegeneinander abgewogen; im Zusammenklang der Stimmen bildet die Konsonanz die Grundlage; die Einführung von Dissonanzen ist aufs Genaueste geregelt. Harmonischer Vollklang wird angestrebt, doch bleiben die entstehenden Akkorde stets das Ergebnis der Linienführung und entbehren noch der immanenten Logik ihrer Aufeinanderfolge im Sinne der späteren Harmonik. Die Stimmen treten in der Regel nacheinander und imitierend ein. Mit Sorgfalt wird der Text unterlegt. Einen zweiten Höhepunkt der kontrapunktisch konzipierten Musik bildet das Werk J. S. Bachs. In seiner Verwurzelung in der Generalbassharmonik zeigt Bachs Kontrapunkt gegenüber dem vokalen Kontrapunkt der Palestrinazeit ein durchaus verändertes Gepräge. Der meist vierstimmige Satz ist eingebettet in den stetigen Fluss der Harmonie; die einzelnen Stimmen sind instrumental erfunden, tragen ornamentales Figurenwerk, Akkordbrechungen und Sequenzbildungen, ohne dadurch an melodischer Überzeugungskraft einzubüßen. Bachs »instrumentaler Kontrapunkt« findet seine reinste Verwirklichung in der Fuge.
 
Ab 1750 traten die kontrapunktischen Kompositionsformen weitgehend in den Hintergrund. Doch zeigt sowohl die Musik der Wiener Klassiker (durchbrochene Arbeit) als auch die immer komplizierter strukturierte Musik des späten 19. Jahrhunderts eine deutlich vom Kontrapunkt beeinflusste Tendenz zur Selbstständigkeit der einzelnen Stimmen, selbst im Verband des großen Orchesterklangs (J. Brahms, R. Wagner, G. Mahler). Auch in der Musik des 20. Jahrhunderts spielt das kontrapunktische Denken, das im Kompositionsunterricht noch immer am Beispiel Palestrinas und Bachs als Basiswissen vermittelt wird, eine wichtige Rolle; daneben dient der Kontrapunkt, wie schon im 19. Jahrhundert, als Stilnachahmung zu einer spezifisch kirchlichen, auch bewusst antiromantischen oder altertümlichen Kompositionsaussage.
 
Literatur:
 
G. M. Artusi: L'arte del contraponto, 2 Bde. (Venedig 1598, Nachdr. Hildesheim 1969);
 J. J. Fux: Gradus ad parnassum oder Anführung zur regelmäßigen musikal. Composition (a. d. Lat., 1742, Nachdr. 1974);
 J. P. Kirnberger: Die Kunst des reinen Satzes. .., 2 Bde. (1771, Nachdr. 1968);
 G. B. Martini: Esemplare, o sia Saggio fondamentale pratico di contrapunto sopra il canto fermo, 2 Bde. (Bologna 1774, Nachdr. Farnborough 1965);
 H. Bellermann: Der Contrapunkt. .. (41901, Nachdr. 1922);
 L. Cherubini: Theorie des K. u. der Fuge (a. d. Frz., 1911);
 H. Riemann: Lb. des einfachen, doppelten u. imitierenden K. (61921);
 P. Hindemith: Unterweisung im Tonsatz, 3 Bde. (1937-70);
 H. Grabner: Der lineare Satz (21950);
 H. Lemacher u. H. Schroeder: Lb. des K. (1950);
 E. Křenek: Zwölfton-K.-Studien (a. d. Engl., 1952);
 E. Kurth: Grundl. des linearen K. (Neuausg. Bern 1956, Nachdr. 1977);
 J. Tinctoris: Opera theoretica, hg. v. A. Scay, Bd. 2: Liber de arte contrapuncti (Neuausg. Dallas, Tex., 1975);
 K. Jeppesen: K. (a. d. Dän., Leipzig 51978);
 K.-J. Sadis: Contrapunctus/K., in: Hwb. der musikal. Terminologie, Losebl., Lfg. 10 (1983);
 D. de la Motte: K. (21985).
 

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Kọn|tra|punkt, der; -[e]s [mlat. contrapunctum, eigtl. = punctus contra punctum = Note gegen Note, zu lat. punctus (mlat. = Note), ↑Punkt]: 1. (Musik) Technik des musikalischen Satzes, in der mehrere Stimmen gleichberechtigt nebeneinanderher geführt werden: K. studieren. 2. (bildungsspr.) etw., was einen Gegenpol zu etw. anderem bildet: nur dass sie aus einer sehr langen, dünnen Glasspitze zu rauchen pflegt, vielleicht als K. zu ihrer fülligen Form (Fr. Wolf, Menetekel 44); ein einflussreicher Staatsmann und der bedeutendste Filmclown ... bildeten einen ... reizvollen K. für eine akademische Feier (Welt 30. 7. 62, 3); Mit dem Jargon der Straße setzte er einen K. zur „falschen Romantik von Typen wie Peter Alexander“ (Neue Kronen Zeitung Magazin 10, 1984, 14).

Universal-Lexikon. 2012.