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Neukaledonien
Neu|ka|le|do|ni|en; -s:
Inselgruppe östlich von Australien.

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Neukaledoni|en,
 
französisch Nouvelle-Calédonie [nu'vɛl kaledo'niː], französisches Überseeterritorium im südwestlichen Pazifik, zwischen 18º und 23º südlicher Breite sowie 158º und 172º östliche Länge; 18 575 km2, (2000) 202 000 Einwohner; Hauptstadt ist Nouméa (65 100 Einwohner). Neukaledonien umfasst die rd. 1 500 km östlich von Australien gelegene Insel Neukaledonien (Nouvelle-Calédonie, Grande Terre; 16 750 km2; 1989: 144 100 Einwohner) sowie die angegliederten Îles Bélep (70 km2; 740 Einwohner), Île des Pins (153 km2; 1 500 Einwohner), Loyaltyinseln (Îles Loyauté; Hauptinseln Uvéa, Lifou, Maré; 2 072 km2; 17 900 Einwohner), ferner die unbewohnten Inseln Îles Chesterfield (elf Inseln, 10 km2), Îles Huon (0,7 km2), Walpole Island (1,25 km2), Matthew Island (0,2 km2) und Hunter Island (2 km2). Amtssprache ist Französisch. Währungseinheit ist der CFP-Franc.
 
Landesnatur:
 
Die 410 km lange, von einem Korallenriff umgebene Insel Neukaledonien wird von Gebirgsmassiven durchzogen, die im Mont Panié (1 628 m über dem Meeresspiegel) und Mont Humboldt (1 618 m über dem Meeresspiegel) ihre höchsten Erhebungen haben und zur Ostküste steil abfallen. Im Westen erstreckt sich eine Küstenebene. Mit Ausnahme der Vulkane Matthew Island und Hunter Island sind alle übrigen Inseln niedrige Koralleninseln (meist unter 100 m über dem Meeresspiegel); die Île des Pins, die einen vulkanischen Kern besitzt, erreicht 265 m über dem Meeresspiegel. Das Innere der Insel Neukaledonien und die Küstenebene im Westen nehmen weithin Savannen und Buschwälder ein (typisch ist der Weißbaum, Melaleuca viridiflora); an den Küsten Mangroven und Kokospalmen; die Bergwälder setzen sich v. a. aus Kopalfichten und Araukariengewächsen zusammen.
 
Das Klima ist tropisch mit einer warmen Jahreszeit (Mitteltemperatur im Januar um 26 ºC) von November bis März und einer kühleren (Mitteltemperaturen 17-20 ºC) und trockeneren von Juni bis September. Im Jahresdurchschnitt fallen 1 000-2 300 mm Niederschlag. Hohe Niederschläge erhalten v. a. die östlichen Inselteile durch den Südostpassat.
 
Bevölkerung:
 
Die Besiedlung Neukaledoniens durch die Melanesier (mit austronesischer Sprache) erfolgte seit etwa 4000 v. Chr.; seit dem 14. Jahrhundert n. Chr. (oder später) kamen auch Polynesier; Franzosen ließen sich seit 1853 hier nieder. Rd. die Hälfte der Gesamtbevölkerung sind Melanesier (überwiegend Neukaledonier, Eigenbezeichnung Kanaken), ferner 12 % Polynesier (v. a. von Wallis und Futuna sowie Tahiti), 34 % Europäer (überwiegend Franzosen); Minderheiten sind v. a. Vietnamesen und Indonesier. Über 90 % der Bevölkerung leben auf der Insel Neukaledonien. Neben Französisch werden melanesische und polynesische Sprachen gesprochen. Größte Stadt ist Nouméa. Die Bevölkerung ist überwiegend christlich (59 % römisch-katholisch, 17 % protestantisch).
 
Wirtschaft:
 
Außer bei den Exportprodukten Kopra (größtenteils von der Insel Uvéa) und Kaffee herrscht auf dem Agrarsektor die Subsistenzwirtschaft (Mais, Bataten, Jamswurzeln, Maniok, Taro, Gemüse) der Melanesier vor. Der marktorientierte Anbau nimmt 10 000 ha ein. Auf ausgedehnten Weiden (229 000 ha) betreiben Europäer eine bedeutende Viehzucht. 980 000 ha sind Waldgebiete. - Führender Wirtschaftszweig ist der Nickelerzbergbau (1996: 142 600 t). Die Nickelerzreserven auf der Insel Neukaledonien werden auf 45 Mio. t Nickel (30 % der Weltreserven) geschätzt; die Produktion von Nickelmetall und Ferronickel erreichte (1996) 42 200 t. Es bestehen mehrere Aufbereitungs- und Verhüttungsanlagen (bei Yaté, Nouméa und Koné). Weitere Bergbauprodukte sind Kupfer-, Kobalt-, Mangan- und Chromerz sowie Jade. - Die Industrie umfasst Kaffeeaufbereitungsanlagen, Fleischkonserven-, Getränke-, Holz verarbeitende, chemische und Zementfabriken. - Ausgeführt werden v. a. Nickel und Nickelerz. Haupthandelspartner ist Frankreich. - Der Tourismus gewinnt an Bedeutung; 1993 kamen 80 700 Touristen, zumeist aus Frankreich und Japan.
 
Verkehr:
 
Das Straßennetz umfasst (1993) 5 560 km, größtenteils Erdstraßen. Haupthafen ist Nouméa. Nahe der Hauptstadt liegt auch der internationale Flughafen Tontouta.
 
Geschichte:
 
1774 entdeckte J. Cook Neukaledonien; 1853 nahm Frankreich die Insel in Besitz und richtete sie als Strafkolonie (1864-96) ein; gegen die französische Kolonialherrschaft kam es 1858 und 1917 zu Aufständen. 1943 war Neukaledonien amerikanischer Luftstützpunkt im Pazifikkrieg. 1946 erhielt es den Status eines französischen Überseeterritoriums, 1956 begrenzte, 1976 und 1984 erweiterte Autonomie. Seit Ende der 60er-Jahre entwickelte sich eine v. a. vom melanesischen Bevölkerungsteil, den Kanaken, getragene Unabhängigkeitsbewegung. Nach dem Ausbruch schwerer Unruhen (November 1984) rief der »Front de libération nationale kanaque socialiste« (FLNKS; deutsch »Sozialistische Kanakische Nationale Befreiungsfront«) im Dezember 1984 die »Republik Kanaky« aus. Bei einer Volksbefragung sprach sich jedoch 1987 eine Mehrheit (98,3 % bei 59,1 % Wahlbeteiligung) für den Verbleib bei Frankreich aus. 1998 soll ein Referendum endgültig über den staatsrechtlichen Status von Neukaledonien entscheiden.
 
Literatur:
 
J.-P. Doumenge: Du terroir à la ville. Les Mélanésiens et leurs espaces en Nouvelle-Calédonie (Talence 1982);
 A. Saussol: Colonisation rurale et problème foncier en Nouvelle-Calédonie (Diss. Bordeaux 1985);
 J. Sénès: La vie quotidienne en Nouvelle-Calédonie. De 1850 à nos jours (Paris 1985);
 
Kanaken. Ein Südsee-Volk kämpft um sein Land u. seine Kultur, bearb. v. R. Boulay u. a. (Neuausg. 1989).
 

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Neu|ka|le|do|ni|en; -s: Inselgruppe östlich von Australien.

Universal-Lexikon. 2012.