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Neugeborenes: Erste Untersuchungen und körperliche Anpassungen
Neugeborenes: Erste Untersuchungen und körperliche Anpassungen
 
Als Neugeborene werden Babys vom Zeitpunkt der Geburt bis 28 Tage danach bezeichnet.
 
 Untersuchung des Neugeborenen
 
Kurz nach der Geburt findet die erste Untersuchung des Neugeborenen statt: der Apgar-Test, der Aufschluss über die Vitalität des Säuglings gibt. Dieser Test wird zweimal in Abständen von jeweils fünf Minuten wiederholt - die letzte Untersuchung findet zehn Minuten nach der Geburt statt. Geprüft wird, ob das Baby regelmäßig atmet, sein Puls wird gemessen bzw. seine Nabelschnur beurteilt, seine Muskelspannung und Reflexe werden untersucht. Nach diesen Kriterien werden Punkte verteilt; das Neugeborene kann in fünf Kategorien insgesamt zehn Punkte erreichen. Liegt die Punktzahl beim Apgar-Test unter vier Punkten, geht es dem Baby schlecht und es müssen medizinische Maßnahmen eingeleitet werden. Allerdings erreichen nicht alle Babys sofort die volle Punktzahl, nach fünf bis zehn Minuten aber hat sich der Zustand der meisten Babys nach den Geburtsstrapazen so weit normalisiert, dass auch sie die vollen zehn Punkte erreichen. Zusätzlich zum Apgar-Test wird aus der Nabelschnurarterie Blut entnommen, um anhand des pH-Werts festzustellen, ob das Neugeborene ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Außerdem wird die Reife des Babys anhand der Tragzeit sowie des Gewichts und anderer Merkmale bestimmt. Die meisten Babys, die zwischen der 37. und der 41. Schwangerschaftswoche (SSW) zur Welt kommen, haben keine Probleme mit dem Start ins Leben. Für Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche beziehungsweise nach Abschluss der 41. Schwangerschaftswoche geboren werden, ist das Risiko, dass es zu Komplikationen kommt, größer. Das Gewicht der Neugeborenen liegt in der Regel zwischen 2500 und 4200 g; liegt es darunter oder darüber, kann unter Umständen eine besondere medizinische Pflege notwendig sein. Manche Neugeborene gelten als Risikokinder und werden besonders intensiv beobachtet, unter anderem Mehrlinge und Babys, bei deren Geburt Komplikationen auftraten. Zu den Reifezeichen eines Neugeborenen gehören unter anderem, dass die Hoden sich im Hodensack befinden bzw. die äußeren Schamlippen die inneren bedecken und dass es nur noch Reste der Flaumbehaarung, die während des Fetalstadiums den gesamten Körper bedeckt, aufweist. Die Ärzte untersuchen das Kind zudem auf Geburtsverletzungen, zu denen die Geburtsgeschwulst gehört, eine Schwellung am Kopf, die durch die Geburt bedingt ist und nach einigen Tagen von selbst abklingt. Zu den schwerwiegenderen Verletzungen gehören Nervenschädigungen.
 
Die meisten Untersuchungen (z. B. Bestimmung von Geburtsgewicht, Körpergröße und Kopfumfang) finden - falls medizinisch nichts dagegen spricht - erst nach dem ersten Kontakt zwischen Mutter und Kind statt. Das Neugeborene wird der Mutter in der Regel rasch auf den Bauch gelegt und zum ersten Mal an der Brust angelegt.
 
 Anpassung an das Leben
 
Mit der Geburt kommt es zu zahlreichen Umstellungen im Körper des Neugeborenen. So muss das Baby zum ersten Mal selbstständig atmen. Ausgelöst wird der erste Atemzug durch äußere Reize wie die Temperaturumstellung vom warmen Mutterleib auf die vergleichsweise kühle Luft des Kreißsaals. Die Luft dringt in die Lunge ein und die Lungenbläschen entfalten sich. Frühgeborenen, denen ein Stoff (Surfactant) fehlt, der die Lungenbläschen am Zusammenfallen hindert, kann dieser durch künstliche Beatmung zugeführt werden. Die Öffnung in der Herzscheidewand und die Öffnung zwischen dem Stamm der Lungenarterien und der Aorta (Foramen ovale und Ductus arteriosus Botalli) schließen sich. Die Nabelschnurgefäße schließen sich ebenfalls, sodass die Nabelschnur durchtrennt werden kann. Damit wird das Neugeborene auch von seiner bisherigen Nahrungsquelle, dem mütterlichen Kreislauf, abgetrennt. Der Organismus muss nun auf seine in Form von Glykogen und Fett gespeicherten Energiereserven zurückgreifen, bis ihm ausreichend Nahrung zugeführt wird (die Muttermilch reicht in den ersten Tagen meist nicht aus, sodass das Baby zunächst an Gewicht verliert). Bald nach der Geburt kommt es zum ersten Stuhlgang - das Kind scheidet einen zähen, schwarz-grünlichen Stuhl aus, der als Kindspech oder Mekonium bezeichnet wird und unter anderem aus Härchen, die das Baby mit dem Fruchtwasser verschluckt hat, besteht.
 
Häufig ist in den ersten Lebenstagen eine Neugeborenengelbsucht, denn die Leber ist noch nicht ganz ausgereift und kann das beim Zerfall von roten Blutkörperchen entstehende Bilirubin nicht vollständig abbauen. Behandelt wird diese meist ungefährliche Gelbsucht durch Zufuhr von Milch und falls notwendig durch blaues Licht (Phototherapie), wodurch das Bilirubin beim Stuhlgang ausgeschieden werden kann. Steigt der Bilirubinwert sehr stark an, kann es besonders bei kranken, unreifen Neugeborenen zu Gehirnschäden kommen - das Blut des Babys muss ausgetauscht werden.
 
Siehe dazu auch: Atmung: Atemmechanik und GasaustauschEmbryo und Fetus: Entwicklung und Entwicklungsstörungen

Universal-Lexikon. 2012.