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Republik Jakutien
Republik Jakutien,
 
Eigenbezeichnung jakutisch Sacha, amtlich Sacha Respublikata, Teilrepublik der Russischen Föderation in Ostsibirien, 3 103 200 km2, (2000) 976 400 Einwohner; Hauptstadt ist Jakutsk. Jakutien erstreckt sich in Sibirien beiderseits der Lena und umfasst auch die Neusibirischen Inseln im Nordpolarmeer. Im Westteil liegt das Mittelsibirische Bergland, der Südosten wird vom Aldanbergland eingenommen, der mittlere Teil wird vom Werchojansker Gebirge und der Nordosten vom Tscherskijgebirge durchzogen. Ebenen gibt es an der Lena (Zentraljakutische Niederung) und im Norden an der Küste des Nordpolarmeeres (Jana-Indigirka-, Kolyma-Tiefebene). Der Dauerfrostboden reicht bis in Tiefen von maximal 1 500 m. Das Klima ist extrem kontinental, die Winter sind außerordentlich kalt (Kältepole). Jakutien wird zu 40 % von Lärchentaiga eingenommen, außerdem von Flechten- und Strauchtundra (im Norden) sowie von Gebirgstundra.
 
Nach der Volkszählung von 1989 waren von den Bewohnern 50,3 % Russen, 33,4 % Jakuten, 7,1 % Ukrainer, 1,3 % Ewenken, 1,1 % Tataren, 0,9 % Weißrussen sowie 5,9 % Angehörige anderer Nationalitäten.
 
Die Wirtschaft basiert auf der Ausbeutung der reichen Bodenschätze, besonders auf der Gewinnung von Diamanten (mehr als 95 % der russischen Diamantengewinnung aus etwa 700 Lagerstätten, besonders Mirnyj, Aichal, Jubilejnaja) und auf der mit ausländischer Beteiligung (Südafrika, Japan) in jüngster Zeit entstandenen Diamantenverarbeitung. Außerdem werden Gold (1994: 22 % der russischen Goldgewinnung) und Apatit (Aldanplateau), Eisen- und Nichteisenmetallerze (Werchojansker Gebirge), Uranerz, Steinkohle (Südjakutische Kohlenbecken mit dem Bergbauzentrum Nerjungri; Koksgewinnung und -export nach Japan), Erdgas (Wiljuibecken), Glimmer sowie Stein- und Kalisalze (Oljokminsk) gefördert und fossiles Mammutelfenbein gewonnen und exportiert. Bedeutung hat der Holzeinschlag. Die verarbeitende Industrie ist im Wesentlichen auf Holz-, Baustoff- und Nahrungsmittelindustrie beschränkt. Die durch klimatische Bedingungen benachteiligte Landwirtschaft wird von der Rinder- und Pferdezucht und dem Anbau von Getreide, Kartoffeln und Gemüse im südlichen und mittleren Landesteil geprägt. Im Norden werden Renzucht, Pelztierzucht und Jagd (v. a. Zobel, Eichhörnchen, Bisamratte, Blaufuchs) betrieben. Verbreitet ist die Binnenfischerei. Weite Gebiete Jakutiens sind verkehrsmäßig nicht erschlossen und nur durch den Luftverkehr erreichbar. Wichtigster Schifffahrtsweg ist die Lena. Südjakutien wird von der Transsibirischen Eisenbahn und der Baikal-Amur-Magistrale (BAM) durchquert, eine Stichbahn (»Kleine BAM«) führt nach Nerjungri.
 
Geschichte:
 
Die ursprünglich von Häuptlingen (»Tojonen«) geführten Jakuten, die im Zuge ihrer Landnahme der Gebiete an der Lena eine Oberhoheit über die dort siedelnden Völker der Ewenken und Jukagiren errichteten, wurden in den 30er-Jahren des 17. Jahrhunderts von Russland unterworfen (1632 Gründung von Jakutsk durch russische Kosaken, Tojone zur Eintreibung des Jasak [Tribut in Form von Pelzen] verpflichtet). 1805 wurde das Gebiet Jakutien geschaffen. Seit dem 19. Jahrhundert schickten die zaristischen Behörden zahlreiche Strafgefangene und politische Häftlinge in die Verbannung nach Jakutien. Nach der Errichtung der Sowjetmacht (1918, erneut 1920) wurde am 27. 4. 1922 die Jakutische ASSR gebildet. Die Kollektivierung der Landwirtschaft stieß auf starken Widerstand (1930 erst 13% der bäuerlichen Haushalte kollektiviert); in den 20er- und 30er-Jahren wurden die nationalen Traditionen und Institutionen der Jakuten unterdrückt. Seit den 30er-Jahren war Jakutien, besonders der Nordosten, Standort zahlreicher Zwangslager des GULAG. Nach einer Souveränitätserklärung (September 1990) stellte ein »Gesetz über den Status der Republik« (Februar 1991) Jakutien zunächst anderen Unionsrepubliken der UdSSR gleich; nach dem Zerfall der Sowjetunion unterzeichnete die Regierung unter (dem 1991 gewählten) Präsidenten Michail Jefimowitsch Nikolajew im März 1992 den Föderationsvertrag mit der Russischen Föderation, betonte aber auch wiederholt eigenständige Interessen. Nachfolger Nikolajews im Präsidentenamt wurde im Januar 2002 der bisherige Chef des Diamantenkonzerns »Alrosa« Wjatscheslaw Schtyrow.

Universal-Lexikon. 2012.