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Sphinx
Sphinx 〈[sfịnks]〉
I 〈m. 1; Pl. a.: Sphịn|gen; umg. a. f. 7ägypt. Fabelwesen mit Löwenleib u. Menschenkopf
II 〈f. 7; unz.; grch. Myth.〉 weibl. Ungeheuer mit Löwenleib u. Frauenkopf, das jeden tötete, der sein Rätsel nicht lösen konnte
[grch.]

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1Sphịnx, die; -:
Ungeheuer in Gestalt eines geflügelten Löwen mit Frauenkopf, das jeden Vorüberkommenden verschlingt, der sein ihm aufgegebenes Rätsel nicht lösen kann:
das Rätsel der S.;
Ü lächeln wie eine S. (unergründlich, rätselhaft lächeln);
sie ist eine S. (ein rätselhafter, undurchschaubarer Mensch).
2Sphịnx, die; -, -e, (Archäol. meist:) der; -, -e u. Sphingen [lat. Sphinx < griech. Sphi̓gx, H. u., viell. zu: sphi̓ggein (Sphinkter) in der Bed. »(durch Zauber) festbinden«]:
altägyptisches Steinbild in Löwengestalt, meist mit Männerkopf, als Sinnbild der übermenschlichen Kraft des Königs od. Gottes:
die S. von Gise.

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Sphịnx
 
[griechisch, vielleicht zu sphíngein, in der Bedeutung »(durch Zauber) festbinden«] die, -/-e und ([archäologisch] fachsprachlich) der, -/-e und 'Sphingen, im griechischen Mythos ein Ungeheuer mit Frauenkopf und dem Leib eines geflügelten Löwen, Tochter des Typhon und der Schlange Echidna. Die Sphinx hauste auf einem Berg in der Nähe von Theben oder auf einer Säule auf dem Marktplatz von Theben und tötete jeden, der ihr Rätsel nicht lösen konnte. Dieses Rätsel lautete: Es gibt auf der Erde ein Zweifüßiges, ein Vierfüßiges und ein Dreifüßiges, das als einziges Lebewesen seine Gestalt ändert; wenn es sich mit den meisten Füßen fortbewegt, ist seine Schnelligkeit am geringsten. Ödipus erriet, dass der Mensch gemeint sei, der als Kind auf Händen und Füßen kriecht, als Erwachsener auf zwei Beinen geht und als Greis den Stock zu Hilfe nimmt. Daraufhin stürzte sich die Sphinx in die Tiefe, Theben war befreit, aber das tragische Schicksal des Ödipus nahm seinen Lauf.
 
Im Alten Orient ist der Sphinx eine männliche Mischgestalt mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen, (als ungeflügelter Sphinx) eine Schöpfung des alten Ägypten. Er war dort eine Wächterfigur an Tempeleingängen und wurde liegend dargestellt; teilweise verkörperte er mit königlichem Porträt auch die Königsmacht und Horus oder auch andere Götter. Sphingen kommen auch mit Falken- oder Widderkopf vor. 20 m hoch und 57 m lang ist der Sphinx von Giseh. Im 2. Jahrtausend v. Chr. wurde der Sphinx von Vorderasien übernommen, z. B. in Mari (Wandmalerei), häufig in der Glyptik (auch geflügelt), als Großplastik v. a. bei den Hethitern, z. B. in Alaca Hüyük (Sphingentor). Daneben gibt es eine Variante mit Löwen- und Menschenkopf (Orthostatenrelief aus Karkemisch). Sphingen trugen auch Säulen oder Standbilder (z. B. in Sakçagözü; Tell Halaf). In Mykene ist eine (weibliche) Sphinx belegt (kleiner weiblicher Stuckkopf). Die Phöniker stellten Sphingen mit menschlichem oder Falkenkopf (auf Elfenbein, Bronzeschalen, Siegeln) schreitend mit Schwingen dar, phönikisch sind gegebenenfalls der Schurz oder die Frisur, ägyptisierend sind Sonnenscheibe, Pektorale, Uräusschlange oder Doppelkrone. Die Griechen übernahmen das (geflügelte) und von ihnen weiblich aufgefasste orientalische Fabeltier Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. in der Kleinkunst (korinthische Vasen) rein dekorativ und seit dem späten 7. Jahrhundert auch in der monumentalen Plastik als Wächter von Grab und Tempel; anscheinend hatte die Sphinx bei ihnen den Charakter eines Todesdämons. Sie war auch im Hellenismus und in der röm. Kultur häufig anzutreffen. Sphingen kamen auch in der Kunst des Mittelalters (romanischer Kapitellschmuck) vor, später besonders im 18. (Gartenskulpturen) und 19. Jahrhundert; in der Malerei des Symbolismus wurden sie durchweg als weiblich, auch als androgyn aufgefasst.)
 
Literatur:
 
H. Demisch: Die S. Gesch. ihrer Darst. von den Anfängen bis zur Gegenwart (1977);
 H. Remmler: Das Geheimnis der S. (21995);
 R. Bauval u. G. Hancock: Der Schlüssel zur S. (a. d. Engl., 1996).
 

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Sphịnx, die; -, -e, (Archäol. meist:) der; -, -e u. Sphingen [lat. Sphinx < griech. Sphígx, H. u., viell. zu: sphíggein (↑Sphinkter) in der Bed. „(durch Zauber) festbinden“]: 1. altägyptisches Steinbild in Löwengestalt, meist mit Männerkopf, als Sinnbild der übermenschlichen Kraft des Königs od. Gottes: die S. von Gise. 2. <nur: die> (griech. Myth.) Ungeheuer in Gestalt eines geflügelten Löwen mit Frauenkopf, das jeden Vorüberkommenden verschlingt, der sein ihm aufgegebenes Rätsel nicht lösen kann: das Rätsel der S.; lächeln wie eine S. (unergründlich, rätselhaft lächeln); Ü sie ist eine S. (ein rätselhafter, undurchschaubarer Mensch).

Universal-Lexikon. 2012.