Vik|to|ria 〈[vık-] f. 10〉 Sieg ● \Viktoria rufen, schießen (als Zeichen des Sieges) [<lat. victoria]
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1Vik|to|ria, die; -, -s u. …ien [lat. Victoria, eigtl. = Sieg, zu: vincere = siegen]:
(in der römischen Antike) Frauengestalt mit Flügeln als Personifikation eines errungenen Sieges.
2Vik|to|ria, das; -s, -s <meist o. Art.>:
Sieg (als Ausruf):
V. brüllen.
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I Viktoria
[v-], lateinisch Victoria, römische Siegesgöttin, der griechischen Nike entsprechend. Ihr Tempel auf dem Palatin wurde 294 v. Chr. erbaut. Gegen Ende der Republik nahm der Kult der Viktoria aufgrund innerstaatlicher Machtkämpfe stark zu. Viktoria galt als die jungfräuliche Hüterin des Römerbriefen Reichs. Ihr von Augustus errichteter Altar in der Senatskurie wurde Ende des 4. Jahrhunderts zum erbittert umkämpften Symbol des Heidentums (Symmachus beantragte 384 im Namen des Senats als Stadtpräfekt von Rom seine Wiedererrichtung im Senatsgebäude). - In der bildenden Kunst ist die stets geflügelte römische Viktoria mit der Personifikation des Friedens (Pax) so eng verschmolzen, dass auch ihr Füllhorn und Früchteschale zugeordnet werden. Kranz und Palmzweig hat sie von der griechischen Nike. Sie wird auch auf dem Himmelsglobus dargestellt oder mit einem Ehren- oder Tugendschild, auf dem die Tugenden des Kaisers verzeichnet sind oder der ihr als Schreibtafel dafür dient. In ihrer engen Verbindung zu den römischen Kaisern findet sie sich auf Münzen, in der Kleinkunst und Großplastik (erhalten eine Bronzestatue des 1. Jahrhunderts n. Chr., Brescia), ferner auf Grabreliefs (auf einem Stier kniend, im Begriff, ihn dem kaiserlichen Genius zu opfern). Als allgemeine Allegorie des Sieges erscheint sie wieder in der Kunst der Neuzeit (Giotto, A. Mantegna, J. G. Schadow, J. F. Drake).
T. Hölscher: Victoria Romana (1968);
Der Streit um den Victoriaaltar, hg. v. R. Klein (1972);
G. Radke: Die Götter Altitaliens (21979);
E. Simon: Die Götter der Römer (1990).
Viktoria
[v-], Herrscherinnen:
1)Viktoria, Kaiserin (ab 1888) und Königin von Preußen, * London 21. 11. 1840, ✝ Schloss Friedrichshof (heute zu Kronberg im Taunus) 5. 8. 1901, älteste Tochter von 3) und Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha; heiratete 1858 Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, den späteren Kaiser Friedrich (nannte sich daher nach 1888 als Witwe »Kaiserin Friedrich«). Mit ihrem Mann teilte sie, politisch entschieden liberal eingestellt, die Abneigung gegen die preußischen Macht- und Militärtraditionen sowie die autoritär-machtbewusste Realpolitik O. von Bismarcks, der ihr seinerseits misstrauisch gegenüberstand. Den Regierungsstil ihres Sohnes, Kaiser Wilhelms II., kritisierte sie scharf.
Braunschweig-Lüneburg:
2) Viktoria Luise, Herzogin, * Potsdam 13. 9. 1892, ✝ Hannover 11. 12. 1980; einzige Tochter Kaiser Wilhelms II. und der Auguste Victoria Prinzessin zu Schleswig-Holstein; heiratete 1913 Ernst August Herzog zu Braunschweig-Lüneburg. Ihre Tochter Friederike (* 1917, ✝ 1981) heiratete 1938 König Paul I. von Griechenland.
Großbritannien und Irland:
3) Viktoria, Victoria [vɪk'tɔːrɪə], Königin von Großbritannien und Irland (seit 1837) und Kaiserin von Indien (seit 1876), letzte Herrscherin aus dem Hause Hannover, * Kensington Palace (heute zu London) 24. 5. 1819, ✝ Osborne (bei Cowes, Isle of Wight) 22. 1. 1901, Mutter von 1); einziges Kind des Herzogs Eduard von Kent (* 1767, ✝ 1820), des 4. Sohnes König Georgs III., und einer Prinzessin aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha. 1837 folgte sie ihrem Onkel Wilhelm IV. auf dem britischen Thron und vermählte sich 1840 mit ihrem Vetter Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha. Nach seinem frühen Tod (1861) zog sie sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Sie fügte sich trotz starken Selbstbewusstseins stets einer parlamentarischen Regierungs-Weise. Unter dem Einfluss des liberal-konservativen Prinzgemahls war sie zwar deutschfreundlich gesinnt, stand aber Bismarck ablehnend gegenüber. Der konservative Politiker B. Disraeli veranlasste 1876 ihre Erhebung zur Kaiserin von Indien. Viktoria hatte neun Kinder (darunter neben der späteren deutschen Kaiserin Viktoria ihren Nachfolger Eduard VII.); durch deren ehelichen Bindungen war sie mit vielen europäischen Fürstenhöfen verwandt (»Großmutter Europas«; u. a. war der deutsche Kaiser Wilhelm II. ihr Enkel). In ihrer langen Regierungszeit vermittelte sie der britischen Monarchie eine Stabilität, die ihren Tod überdauerte. Das Viktorianische Zeitalter ist als Glanzperiode mit höchster politischer Machtentfaltung, wirtschaftlichem Wohlstand (1. Weltausstellung 1851 in London) und imperialistische Expansion (Britisches Reich und Commonwealth), aber auch kultureller Verflachung und Prüderie in die Geschichte Großbritanniens eingegangen.
Ausgabe: The letters of Queen Victoria, herausgegeben von A. C. Benson u. a., 9 Bände (1907-32).
K. H. Wocker: Königin Victoria (Neuausg. 1990);
S. Weintraub: Queen Victoria. Eine Biogr. (a. d. Amerikan., 31994);
H. Tingsten: Königin V. u. ihre Zeit (a. d. Schwed., Neuausg. 1997).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Indien: Indien unter britischer Herrschaft
Imperialismus: Kulturelle Mission oder Platz an der Sonne
Viktoria
[v-], legendäre Märtyrerin des 3./4. Jahrhunderts, angeblich bei Rom beheimatet, erlitt das Martyrium wohl bei der diokletianischen Verfolgung. Ihr Kult war in Mittelitalien weit verbreitet, ihre Reliquien wurden 931 nach Farfa übertragen. - Heilige (Tag: 23. 12.).
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1Vik|to|ria, die; -, -s u. ...ien [lat. Victoria, eigtl. = Sieg, zu: vincere = siegen]: (in der römischen Antike) Frauengestalt mit Flügeln als Personifikation eines errungenen Sieges.
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2Vik|to|ria, das; -s, -s <meist o. Art.>: Sieg (als Ausruf): V. brüllen.
Universal-Lexikon. 2012.