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Harnisch
Panzer; Rüstung; Schutzkleidung

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Hạr|nisch 〈m. 1
1. Rüstung, Panzer, Brustpanzer
2. 〈Web.〉 bei Jacquardwebstühlen die Schnüre, die die Platinen mit den Litzen verbinden
3. 〈Geol.〉 Rutschfläche od. geschrammte Gesteinsoberfläche, die an einer Verwerfung infolge Reibung bei der Verschiebung von Gesteinsmassen entsteht
● jmdn. in \Harnisch bringen 〈fig.〉 wütend, zornig machen; über eine Sache in \Harnisch geraten, kommen 〈fig.〉 wütend, zornig werden [<mhd. harnasch <afrz. harnais „kriegerische Ausrüstung“ <anord. *hernest „Heeresvorrat“]

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Hạr|nisch, der; -[e]s, -e [mhd. harnasch = Harnisch, kriegerische Ausrüstung < afrz. harnais, H. u.]:
Ritterrüstung:
den H. anlegen;
in H. sein (zornig sein; eigtl. = die Rüstung anhaben u. daher zum Kampf bereit sein);
jmdn. in H. bringen (jmdn. so reizen, dass er zornig, wütend wird);
in H. geraten/(seltener:) kommen (im Verlauf eines Ereignisses wütend, zornig werden).

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I
Harnisch
 
[mittelhochdeutsch harnasch »kriegerische Ausrüstung«],
 
 1) Geologie: an Bewegungsbahnen (Verwerfungen u. a.) durch Reibung von Gestein gegen Gestein in der Bewegungsrichtung in Form feiner, paralleler Rillen geschrammte (Gleitstriemung, Gleitstreifung, Harnischstriemung, Rutschstreifen) oder geglättete, zum Teil glänzende Flächen (Spiegelharnisch).
 
 2) Textiltechnik: die Gesamtheit der Schnüre, die die Litzen an der Webmaschine mit den Platinen der Jacquardmaschine verbindet, womit mustergerechte Platinenbewegungen auf die in den Litzen eingefädelten Kettfäden übertragen werden. Unter Harnischgallierung versteht man die Schnürweise der Harnischfäden zwischen Jacquardmaschine und Chorbrett, das die Reihenfolge der Litzen vorgibt. Bei den mechanisch arbeitenden Jacquardmaschinen verwendet man verschränkte und offene Gallierung, wogegen bei den elektronischen nur offene Gallierung zum Einsatz kommt.
 
 3) Waffenwesen: aus beweglich verbundenen Eisenplatten zusammengesetzte, durch den Helm vervollständigte Schutzrüstung, wie sie vom Spätmittelalter bis ins 17. Jahrhundert im Feld und Turnier von Rittern, Hauptleuten und Obersten, aber auch, in vereinfachter Form, von Knechten, Landsknechten und Söldnern getragen wurde.
 
Hauptteile des Harnischs sind die Brust, das Armzeug (bestehend aus Röhren für Ober- und Unterarme sowie Kacheln zum Schutz der Ellbogen), Handschuhe (wenn ungefingert, »Hentzen«) sowie das Beinzeug. Hinzu kommen Halsschutz (»Halsberge«, »Kragen«, »Ansteckbart«, »Helmbrünne«), Schultern oder Achseln mit Vorder- und Hinterflügeln (zum Teil mit Brechrändern), Rücken mit Gesäßreifen, Bauchreifen, Schamkapsel und Beintaschen. Für das Turnier traten Verstärkungsstücke hinzu, für die schwere Turnierlanze der an der Brust befestigte Rüsthaken. - Der Werkstoff war Eisen oder Stahl, dessen Qualität in Städten wie Nürnberg, Augsburg, Landshut durch eine behördliche Beschau und eine Stempelmarke gewährleistet wurde. Das Gewicht eines ganzen Harnischs betrug durchschnittlich 25-35 kg. - Im späten 15. und im 16. Jahrhundert wurde auch das Pferd geharnischt, jedoch nur bei Turnieren. Der Rossharnisch bestand aus Stirn, Halsstück (»Kranz«), Brustschutz (»Fürbug«), Flankenblechen, Gelieger (Schutz von Kruppe und Flanken) sowie Zügelblechen.
 
Geschichte:
 
Um sich gegen die Wirkung schwerer Angriffswaffen (Lanze, Armbrust, Langbogen, Schwert) besser zu schützen, ging man im 14. Jahrhundert dazu über, den seit dem 13. Jahrhundert allgemein üblichen Ringelpanzer (»Kettenhemd«) mit Metallplatten zu bedecken. Über Zwischenstufen (v. a. »Spangenharnische«) entwickelte sich schließlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts der den ganzen Körper umhüllende »ganze Harnisch«; die Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt im 15. Jahrhundert. Hergestellt wurden die Harnische von den Plattnern.
 
Der Harnisch spiegelt sehr genau die Folge der Stile und Stilstufen. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist er durch Sonderheiten der Spätgotik - Spitzen, Brechungen, Kehlungen - gekennzeichnet (»Schnabelschuh«), im frühen 16. Jahrhundert sind es breite, ruhige, einfache Formen (der stumpfe Schuh, das »Kuhmaul«). Der »Riefelharnisch« (auch »Maximiliansharnisch«) mit seinen konvexen Stegen war eine beliebte Sonderform des frühen 16. Jahrhunderts Im zweiten oder dritten Jahrzehnt kam es zu einer fast schon barocken Formenfülle. Ein Extrem war der »Kostümharnisch«, auf den die Puffen und Schlitze der Landsknechtmontur übertragen wurden. Der Manierismus führte wieder zu einfacheren, doch preziös überschlanken, gelängten Formen (z. B. die lang gezogene, nach unten überhängende Brust, »Tapul«, »Gansbauch«). Im frühen 17. Jahrhundert setzte sich eine plumpe barocke Form durch. - Die bis Mitte des 16. Jahrhunderts vorwiegend blanke Oberfläche wurde danach zunehmend durch Brünierungen (Bläuungen) und Schwärzungen überdeckt. Der Harnisch des frühen 17. Jahrhunderts, der »Pappenheimer«, war geschwärzt.
 
Neben dem »ganzen Harnisch« gab es den nur aus Brust, Rücken und Helm bestehenden Halbharnisch (»Krebs«), der von den Kriegsknechten getragen wurde, sich aber im frühen 16. Jahrhundert auch bei Offizieren einbürgerte. Für das Turnier wurden spezielle Harnische angefertigt, die man »Renn-« oder »Stechzeug« nannte. Schon im 15./16. Jahrhundert durch das Aufkommen der Feuerwaffen in seinem Schutzwert beeinträchtigt, wurde der Harnisch zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges fast völlig aus dem Feldgebrauch verdrängt; die zu Repräsentationszwecken verwendeten Prunkharnische wurden jedoch bei festlichen Anlässen vereinzelt getragen. - Nachfolger des Harnischs war der bei der schweren Kavallerie getragene Kürass.
II
Hạrnisch,
 
Christian Wilhelm, Pädagoge, * Wilsnack (heute Bad Wilsnack) 28. 8. 1787, ✝ Berlin 15. 8. 1864; wirkte 1809-12 wie F. L. Jahn am Plamannschen Institut in Berlin und leitete 1822-42 das Lehrerseminar in Weißenfels. Als Pestalozzianer reformierte er die preußische Lehrerbildung und trug damit entscheidend zur Entwicklung der Volksschule bei.
 
Werke: Handbuch für das deutsche Volksschulwesen (1820); Die deutsche Bürgerschule (1830); Die künftige Stellung der Schule (1848).
 
Literatur:
 
H. Sprenger: W. H., in: Westermanns Pädagog. Beitr., Jg. 16 (1964).

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Hạr|nisch, der; -s, -e [mhd. harnasch = Harnisch, kriegerische Ausrüstung < afrz. harnais, H. u.]: Ritterrüstung: den H. anlegen; *in H. sein (zornig sein; eigtl. = die Rüstung anhaben u. daher zum Kampf bereit sein); jmdn. in H. bringen (jmdn. so reizen, dass er zornig, wütend wird): Da kann es Frauen schon in H. bringen, wenn dieser gesellschaftlichen Realität von Frauendasein ein Idealbild à la Peter F. gegenübersteht (Dierichs, Männer 274); in H. geraten/(seltener:) kommen (im Verlauf eines Ereignisses wütend, zornig werden).

Universal-Lexikon. 2012.