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Augsburg
Fuggerstadt; deutsche Mozartstadt (umgangssprachlich)

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Augs|burg:
Stadt am Lech.

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Augsburg,
 
1) kreisfreie Stadt in Bayern, Verwaltungssitz des Landkreises Augsburg und des Regierungsbezirks Schwaben, 489 m über dem Meeresspiegel, 254 900 Einwohner; kulturelles Zentrum mit Universität (gegründet 1970), Fachhochschule (mit dem Mittelstandsinstitut für Technologie) und zahlreiche weiteren Bildungseinrichtungen; Bayerisches Institut für Abfallforschung; Staats- und Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Museen, Gemäldegalerie, Theater (u. a. Freilichtbühne und Marionettentheater »Augsburger Puppenkiste«); Geburtshaus von B. Brecht (Gedenkstätte), botanischer und zoologischer Garten; Bundesleistungszentrum für Kanuslalom und Wildwassersport mit Olympia-Kanuslalom-Stadion, Kunsteisstadion; Kongressstadt; katholischer Bischofssitz.
 
Wirtschaft:
 
Augsburg ist ein bedeutender Industriestandort mit Maschinenbau, Textilindustrie, Elektro- und Datentechnik, Luft- und Raumfahrtindustrie, Metallverarbeitung, Druckereien und Papierindustrie; Verkehrsknotenpunkt, Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Mit seinem alten Kern um Maximilians- und Karolinenstraße als Hauptgeschäftsstraßen liegt Augsburg verkehrsgünstig am Zusammenfluss von Wertach und Lech, auf der lössbedeckten Schotterfläche des Lechfelds. Die Kirchen- und Klostergründungen des frühen Mittelalters bestimmen noch heute in hohem Maß das Stadtbild, so u. a. der Dom (romanischer Bau mit 1431 geweihtem gotischem Ostchor) mit den ehernen Türflügeln (Mitte des 11. Jahrhunderts) am Portal des südlichen Seitenschiffs und den Glasgemälden (um 1150) sowie den Glasfenstern aus dem 15. Jahrhundert von P. Hemmel von Andlau. Die ehemalige Benediktinerstiftkirche Sankt Ulrich und Afra (auf Vorgängerbauten 1467 ff., Schiff 1500 geweiht; nach Kriegsschäden 1946-52 wiederhergestellt, letzte Innenrestaurierung 1988) hat drei große Renaissancealtäre und birgt in den Seitenkapellen die Grabstätten der Fugger. Eine Fuggerkapelle (1509-12, 1518 geweiht; 1921/22 und nach Kriegsschäden 1948 ff. restauriert) findet sich in der ehemaligen Karmeliterklosterkirche Sankt Anna (nach 1321, 1487-97 umgebaut, Turm 1602 von E. Holl, 1747-49 Umgestaltung des Langhauses im Stil des Rokoko). Die ehemalige Dominikanerkirche (1513-15) wurde im Innern barockisiert und von J. A. Feuchtmayer und seinen Brüdern mit Stuckdekorationen versehen; seit 1966 Römisches Museum. Die Moritzkirche (nach 1440, barockisiert 1714/15) wurde 1944 schwer beschädigt, 1946-51 in zeitgenössischer Form wiederaufgebaut und 1965/66 erneut verändert. Stadtbaumeister E. Holl verdankt Augsburg seine frühbarocken Züge. Er erbaute 1602-14 das Bäcker- und das Weberzunfthaus, das Zeughaus, die Stadtmetzgerei, das Gymnasium Sankt Anna, den Neuen Bau (Seilerhaus), das Heilig-Geist-Spital (geplant 1623, errichtet 1625-31) und das Rathaus (1615-20) mit dem Goldenen Saal (1944 ausgebrannt, Renovierung 1984/85 abgeschlossen). Im 18. Jahrhundert erfolgte neben der Barockisierung mehrerer Kirchen auch im profanen Bereich eine rege Bautätigkeit, u. a. entstand die fürstbischöfliche Residenz (Hauptflügel 1743, Nordflügel 1750-52; heute Sitz der Regierung von Schwaben). Einer der ersten Industriebauten der Stadt ist die Schülesche Kattunfabrik (1770-72 von Leonhard Christian Mayr). In der Jakobervorstadt gründete (1514) und errichtete (1516-25) J. Fugger der Reiche die Fuggerei, eine Siedlung für arme Bürger von Augsburg. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde diese älteste Sozialsiedlung in Deutschland in alter Form wiederhergestellt.
 
Geschichte:
 
Augsburg ging aus einem 15 v. Chr. bis 14/16 n. Chr. bestehenden römischen Legionslager hervor. Unter Tiberius wurde die Zivilstadt Augụsta Vindẹlicum (Vindelicorum, nach den keltischen Vindelikern) gegründet. Sie war Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Raetia et Vindelicia; seit Hadrian Munizipium, wurde sie in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts Hauptstadt der Provinz Raetia secunda. Mit dem Ende der römischen Herrschaft verfiel der Ort im 3.-6. Jahrhundert.
 
Keimzelle der mittelalterlichen Stadt (832 Augustburc), die eng mit der Entstehung des Bistums verknüpft ist, wurde der befestigte Bereich um den 807 geweihten Dom. Bischof Ulrich umgab Dom und Siedlung mit einer Mauer und verteidigte sie 955 gegen die Ungarn (Schlacht auf dem Lechfeld). Daraufhin erhielt er die hohe Gerichtsbarkeit, das Markt- und Münzrecht. In der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts entwickelte sich eine Bürgersiedlung um den Stadtturm Perlach. Gegen 1200 wurden Domstadt, Bürgerstadt und zwei Klosterbezirke mit einer Mauer umgeben. Die Stadtrechtsurkunde (1156) von Kaiser Friedrich I. Barbarossa schränkte erstmals die Rechte des Bischofs ein; 1276 schuf sich Augsburg ein eigenes, von Rudolf I. von Habsburg bestätigtes Stadtrecht; 1316 sicherte Ludwig IV., der Bayer, die Reichsfreiheit in vollem Umfang zu. Bis 1368 lag das Stadtregiment beim Patriziat, bis 1548 besaß Augsburg eine Zunftverfassung.
 
Seine Blüte verdankt Augsburg seinem Fernhandel über die Alpenpässe nach Mailand und besonders nach Venedig, der Leinen- und Barchentweberei, der frühen Ausnutzung der Wasserkräfte und dem Kunstgewerbe, schließlich den zum Teil weltumspannenden Unternehmungen der Fugger, Welser u. a. Neben Antwerpen und Lissabon wurde Augsburg zu einem der ersten Geldmärkte Europas. Neben die Pflege humanistischer Bestrebungen (K. Peutinger) trat die der Goldschmiedekunst, der Malerei (C. Amberger, H. Burgkmair, H. Holbein) und der Bildhauerei.
 
Von den vielen Reichstagen unter Maximilian I. und Karl V. ragen die von 1530 (Augsburgisches Bekenntnis), 1547/48 (der »geharnischte Reichstag«; Augsburger Interim) und 1555 (Augsburger Religionsfriede) hervor. Nach voller Einführung der Reformation (1534/37) wechselten Bischof und Domkapitel in die bischöfliche Nebenresidenz Dillingen, kehrten aber nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547/48 zurück; die Stadt erhielt vom Kaiser 1548 wieder eine Patriziatsverfassung (1552 modifiziert). Ab 1648 mussten alle Ratsstellen konfessionell paritätisch besetzt werden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Augsburg stark zerstört; die Zahl der Einwohner sank von 48 000 auf 16 000. Im 18. Jahrhundert kam es wieder zur Steigerung von Handel, Industrie und Wirtschaft. Nach der Säkularisation des Hochstifts 1803 fiel dieses an die Stadt Augsburg, die 1805/06 die Reichsfreiheit verlor und an Bayern fiel. In den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts begann der Aufschwung besonders der Textil- und Metallindustrie. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges im Februar 1944 und Frühjahr 1945 (12 500 Wohnungen vernichtet, 32 000 beschädigt) war der Wiederaufbau Ende 1963 so gut wie abgeschlossen. Die umliegenden Orte Göggingen, Haunstetten, Bergheim und Inningen wurden 1972, die Sankt-Antons-Siedlung 1978 eingemeindet.
 
Literatur:
 
Augusta 955-1955. Forsch. u. Studien zur Kultur- u. Wirtschaftsgesch. A.s, hg. v. H. Rinn (1955);
 
A. Gesch. in Bilddokumenten, hg. v. F. Blendinger u. W. Zorn (1976);
 
Gesch. der Stadt A.. .., hg. v. G. Gottlieb u. a. (1984);
 
A.er Stadtlex. Gesch., Gesellschaft, Kultur, Recht, Wirtschaft, bearb. v. W. Liebhart u. a. (1985);
 W. Zorn: A. Gesch. einer dt. Stadt (121987);
 P. Fassl: Konfession, Wirtschaft u. Politik.. .. A. 1750-1850 (1988);
 B. Roeck: Eine Stadt in Krieg u. Frieden. Studien zur Gesch. der Reichstadt A.. .., 2 Bde. (1989);
 B. Bushart: Die Fuggerkapelle bei St. Anna in A. (1994);
 
A. in der frühen Neuzeit, hg. v. J. Brüning u. F. Niewöhner (1995).
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Schwaben, Bayern, 1 071 km2, 235 000 Einwohner, Verwaltungssitz ist Augsburg. Der Kreis liegt im Alpenvorland und wird von der Wertach durchflossen, im Osten grenzt er an den Lech. Er umfasst die stark industrialisierten Randbereiche der Stadt Augsburg, im weiteren Umland Teile der Iller-Lech-Schotterplatte und im Süden die Lech-Wertach-Ebene; Wald und Grünlandwirtschaft überwiegen; westlich von Augsburg und im Gebiet des Lechfeldes im Süden auch hochwertiges Ackerland (Getreide- und Zuckerrübenanbau); chemische, elektrotechnische, Textil- und Nahrungsmittelindustrie auch in den Städten Bobingen, Gersthofen, Langweid am Lech, Schwabmünchen.
 
 3) Bistum, dessen genaues Gründungsdatum ungewiss ist; eine Gründung im 4. Jahrhundert wird vermutet. Unsicher ist auch, ob das Bistum die Völkerwanderungszeit überdauerte, eine Neugründung unter fränkischer Herrschaft (6./7. Jahrhundert) erscheint möglich. Seit 829 gehörte das Bistum zur Kirchenprovinz Mainz. Es erstreckte sich östlich des Lech. Aufgrund des bayerischen Konkordats von 1817 wurde Augsburg Suffraganbistum von München und Freising und 1821 durch Abtretung der nichtbayerischen Pfarreien an die Bistümer Rottenburg und Brixen neu umschrieben. Bischof ist seit 1993 Viktor Josef Dammertz (* 1929). (katholische Kirche, Übersicht)
 
 4) Hochstift mit einem vom Oberallgäu bis über die Donau reichenden Gebiet in Streulage (14 Ämter); ab dem 15. Jahrhundert war Dillingen (1258 erworben) Neben-, im 16.-18. Jahrhundert Residenz. Es wurde 1802/03 säkularisiert und Bayern einverleibt.
 

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Augs|burg: Stadt am Lech.

Universal-Lexikon. 2012.