Bu|chen|wald, der:
Wald aus Buchen.
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Buchenwald,
Name für Lageranlagen auf dem Ettersberg bei Weimar:
1) nationalsozialistische Konzentrationslager (1937-45), von der SS im Juli 1937 als Barackenlager für etwa 8 000 Insassen (Name zunächst KZ Ettersberg) auf einer Fläche von 40 ha errichtet. Bis 1942 wurden die v. a. deutschen und österreichischen Häftlinge (politisch Verfolgte, Juden, Zeugen Jehovas, Kriminelle, Nichtsesshafte, Arbeitsverweigerer, Homosexuelle; Inhaftierungsschübe nach der Reichspogromnacht 1938 [9 845 deutsche Juden] und bei Kriegsbeginn 1939 [über 8 000 neu Inhaftierte]; 1941-43 Massenmord an 8 000 sowjetischen Kriegsgefangenen) zu Zwangsarbeit im Lager, beim Bau des SS-Standorts (150 ha) und im Kalksteinbruch eingesetzt; nach Funktionswandel und Ausbau 1942/43 (Rüstungsfabrik, Bahnhof) bestanden zahlreiche Außenlager bei Baustäben und Rüstungsbetrieben (März 1943: 2, März 1944: 22, März 1945: 87). Das größte Außenlager bei Nordhausen wurde im Oktober 1944 zum eigenständigen KZ Mittelbau Dora; ab September 1944 bestand ein Frauenlager. Nach der Verzehnfachung der Inhaftierten (Februar 1943: 11 000; Februar 1945: 112 000) war Buchenwald im Frühjahr 1945 des größte noch bestehende KZ. Insgesamt waren etwa 238 000 Männer und mindestens 25 000 Frauen aus über 30 Nationen in Buchenwald inhaftiert beziehungsweise wurden von Buchenwald aus in andere KZ verlegt (v. a. Russen, Juden [11 000 Todesopfer], Polen und Franzosen); zu 34 000 registrierten Todesfällen kommen 9 000 namentlich nicht bekannte Tote. Am 11. 4. 1945 erreichten Truppen der 3. US-Armee Buchenwald, in dem sich nach der Lagerevakuierung (Opfer auf bis zu 15 000 geschätzt) noch 21 000 Häftlinge befanden. Die SS floh, und der geheime bewaffnete Lagerschutz, den das im Sommer 1943 gebildete kommunistische Internationale Lagerkomitee (ILK) organisierte, übernahm die Kontrolle im KZ Buchenwald und in der Umgebung. Am 13. 4. 1945 übernahmen die Amerikaner Buchenwald; die Räumung des Lagers (u. a. Auflösung des ILK am 2. 5. 1945) dauerte nach der Übergabe an sowjetischen Truppen (nach 1. 7. 1945) an.
2) sowjetisches Speziallager Nummer 2, auf dem Gelände des früheren KZ von der SMAD als Internierungslager des NKWD/MHD am 21. 8. 1945 eröffnet; neben der pauschalen Internierung von verdächtigten, mehrheitlich der NSDAP oder dem NS-Staat nahe stehenden oder für diese tätige Personen diente es außerdem der willkürlichen Inhaftierung von Unschuldigen und Gegnern der sowjetischen Besatzungsmacht. Der stalinistischen Haftpraxis (keine Rechtsmittel gegen die Internierung, vollständige Isolation, bewusste Vernachlässigung, hygienischer Notstand, Hunger) waren bis zur offiziellen Auflösung am 2. 4. 1950 nach amtlich russischen Quellen insgesamt 28 455 Inhaftierte unterworfen (7 113 registrierte Tote).
Anfang der 50er-Jahre entstand nach fast vollständigem Abriss des Lagers eine Gedenkstätte. Die von DDR-Behörden 1958 1 km vom ehemaligen Lager entfernt eröffnete monumentale Denkmalsanlage (»Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald«; u. a. Glockenturm mit Monumentalplastik von F. Cremer) war zunächst ausschließlich auf die Erinnerung an das nationalsozialistische KZ, mit starker Überbetonung des kommunistischen Widerstandskampfes, ausgerichtet; seit 1990 wird beider Lager räumlich getrennt erinnert (seit 1993 Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora; 1993 Mahnmal zum Gedenken an die jüdischen Opfer; 1995 Denkmal für die 500 000 Opfer der Sinti und Roma).
B. Mahnung u. Verpflichtung. Dokumente u. Berichte, bearb. v. W. Bartel u. K. Trostorff (Berlin-Ost 41983);
B. Ritscher: Speziallager Nr. 2 B. Zur Gesch. des Lagers B. 1945 bis 1950 (1993);
E. Kogon: Der SS-Staat. Das System der dt. Konzentrationslager (311995);
Der B.-Report. Bericht über das Konzentrationslager B. bei Weimar, hg. v. D. A. Hackett (1996).
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Bu|chen|wald, der: Wald, der in der Hauptsache aus Buchen besteht.
Universal-Lexikon. 2012.