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Neokolonialismus
Neo|ko|lo|ni|a|lis|mus, der; -:
Politik entwickelter Industrienationen, ehemalige Kolonien, Entwicklungsländer wirtschaftlich u. politisch abhängig zu halten.

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Neokolonialismus,
 
Neoimperialismus, kritisch, oft polemisch gebrauchte Bezeichnung für die Politik der Staaten Westeuropas und Nordamerikas gegenüber den Ländern der Dritten Welt, wurde in der Phase der Entkolonialisierung von marxistischen Theoretikern geprägt, von den kommunistischen Staaten im Ost-West-Konflikt propagandistisch aufgegriffen und von Kritikern der Politik der USA und der früheren Kolonialmächte (v. a. Frankreich, Großbritannien) in Asien, Afrika und Lateinamerika als Vorwurf erhoben.
 
Der Begriff des Neokolonialismus besagt, dass die früheren Kolonialmächte zwar ihre direkte Herrschaft über die Länder der Dritten Welt aufgegeben, die Industriestaaten Westeuropas und Nordamerikas insgesamt jedoch auf verschiedenen Ebenen ein vielfältiges System indirekter Herrschaft aufgebaut haben. Orientierungslinie des Neokolonialismus seien die an der kapitalistischen Wirtschaftsweise ausgerichteten Bedürfnisse dieser Staaten. Eine einheimische Oberschicht, die mit diesen Industriestaaten zusammenarbeitet, erleichtere neokolonialistische Tendenzen.
 
Entsprechend ihrer sozioökonomischen Unterentwicklung blieben die formal unabhängigen Länder der Dritten Welt abhängig vom Import hochwertiger Industriegüter und vom Technologietransfer. Von den Kritikern der Industriegesellschaft (marktwirtschaftlicher Prägung) wird nicht nur die Militärhilfe, sondern vielfach auch die Entwicklungshilfe als Mechanismus des Neokolonialismus angesehen. Als Ausdruck des Neokolonialismus gilt v. a. vielen Politikern der Dritten Welt die Überwachung von Finanzhilfeleistungen, z. B. durch die Weltbank oder den Internationalen Währungsfonds (IWF). Kritisiert wird auch die Ausbildung von Akademikern und Facharbeitern in den Industriestaaten, die (indirekt) die Abhängigkeit der Dritten Welt vom Know-how dieser Staaten vertieft. Eingebettet wird der Neokolonialismus nach dem Urteil seiner Kritiker in die Schaffung von politischen Einflusszonen.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Dritte Welt: Ursachen der Unterentwicklung
 

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Neo|ko|lo|ni|a|lis|mus, der; -: Politik entwickelter Industrienationen, ehemalige Kolonien, Entwicklungsländer wirtschaftlich u. politisch abhängig zu halten.

Universal-Lexikon. 2012.