Schwyz [ʃvi:t̮s ]:
Schweizer Kanton u. Stadt.
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Schwyz
[-iː-],
1) Hauptstadt des Kantons Schwyz in der Zentralschweiz, 517 m über dem Meeresspiegel, auf einem Schuttkegel und einer Verlandungsfläche nahe dem Vierwaldstätter See zwischen Rigi (im Westen) und Mythen (im Osten), 13 500 Einwohner; Bundesbriefarchiv, Museum des Alten Landes Schwyz; Lehrerseminar (auch für andere Kantone); Messerfarbrik, Herstellung reprographischer Artikel; Fremdenverkehr.
Die spätbarocke Pfarrkirche Sankt Martin (1769-74 Neubau über Vorgängeranlagen des 7./8.-17. Jahrhunderts) ist mit ihrer prunkvollen Ausstattung eine der festlichsten Barockkirchen der Schweiz; daneben liegt der »Kerchel«, eine Doppelkapelle (1512-18, Untergeschoss früher als Beinhaus genutzt). Am Dorfplatz, einer Barockanlage von 1642, das Rathaus (1642-45, Kleiner Ratssaal mit Renaissancetäfelung und -kassettendecke, Fassadenmalerei von 1891). Unter den zahlreichen Herrenhäusern sind besonders das Großhaus (1604) mit guter Ausstattung und das Reding-Haus (1614-17) zu erwähnen; ferner die Ital-Reding-Hofstatt mit Patrizierhaus (1609; mit vorzüglicher Einrichtung, daher Museum der Wohnkultur des 17. Jahrhunderts) und dem Haus Bethlehem (um 1287), das als ältestes datiertes Holzhaus der Schweiz gilt; Kapuzinerkloster (1616-21); Dominikanerinnenkloster (1625-28) mit Kirche (1636-42). An der Giebelfront des Bundesbriefarchivs (1934-36) ein monumentales Wandbild (Bundesschwur) von H. Danioth.
2) Kanton der Schweiz, in der Innerschweiz zwischen Zürichsee (v. a. Obersee) und Vierwaldstätter See (v. a. Ostteil mit nördlichem Urner See), 908 km2, (1999) 128 200 Einwohner (davon 15,3 % Ausländer); die Bevölkerung ist überwiegend deutschsprachig. Der Kanton gliedert sich in sechs Bezirke; Hauptstadt ist Schwyz. Der Kanton liegt in den Voralpen und im nördlich anschließenden Alpenvorland mit Wägitaler See, Sihlsee, Lauerzer See und Zuger See (Südende zu Schwyz). Die Voralpen gliedern sich v. a. in die Molassezone vom Rigi (im Westen) bis zu den Bergen um den Sihlsee (im Nordosten), die südlich anschließende Flyschzone, die von den Kalkklippen der Mythen überragt wird, und noch weiter südlich die Jura- und Kreidekalkhöhenzüge (u. a. Druesberg, 2 282 m über dem Meeresspiegel); die höchsten Erhebungen sind Ortstock (2 717 m über dem Meeresspiegel) und Bös Fulen (2 802 m über dem Meeresspiegel) im Südosten auf der Grenze zum Kanton Glarus.
Nach der Verfassung vom 23. 10. 1898 (seither mehrfach geändert) übt der auf vier Jahre nach Proporzverfahren gewählte Kantonsrat (100 Mitglieder) die Gesetzgebung aus. Dem obligatorischen Referendum unterliegen Initiativen, Verfassungsänderungen, Gesetze und neue Ausgaben ab einer bestimmten Höhe, dem fakultativen Referendum Verordnungen und Staatsverträge (Konkordate) des Kantonsrats. Stimm- und wahlberechtigt ist jeder Bürger, der das 18. Lebensjahr vollendet hat (Frauenstimmrecht seit 1971). Oberste Exekutivbehörde ist der Regierungsrat (sieben für vier Jahre gewählte Mitglieder); sein Vorsitzender, der Landammann, wird vom Kantonsrat bestimmt. - Oberste Gerichte sind das Kantonsgericht, das Verwaltungsgericht und das kantonale Strafgericht.
Es zeigt ein auf rotem Grund schwebendes weißes Kreuz im heraldisch linken Obereck und ist identisch mit der Kantonsflagge, die auf eine ursprünglich bildlose rote Fahne aus dem 13. Jahrhundert (eventuelle Blutfahne) zurückgeht. Das weiße Kreuz kam später als Symbol für eine Heiligendarstellung dazu.
Obligatorisch sind sechs Jahre Primarschule und drei Jahre Sekundarstufe I (Werk-, Real- und Sekundarschule); fakultativ sind ein bis zwei Jahre Kindergarten und das zehnte Schuljahr (Berufsvorbereitungsschule). Es gibt zwei kantonale Sonderschulen. Im nachobligatorischen Bereich (Sekundärstufe II) werden zwei Maturitätsschulen geführt, ferner drei private, vom Bund anerkannte Maturitätsschulen. Außerdem gibt es kantonale und private seminaristische Lehrerbildungsinstitute, ein Kindergartenseminar, kaufmännische und gewerblich-industrielle sowie land- und hauswirtschaftliche Berufsschulen.
Von den (1994) 42 170 Erwerbstätigen sind 7 % in Land- und Forstwirtschaft, 43 % im industriellen Sektor und 50 % im Dienstleistungssektor beschäftigt. Mit einem Volkseinkommen je Einwohner von (1995) 41 674 sfr liegt Schwyz an 11. Stelle unter den 26 Kantonen (Schweiz: 45 276 sfr).
Schwyz ist ein stark landwirtschaftlich geprägter Kanton. Viehhaltung (v. a. Milchwirtschaft) herrscht vor. Ackerbau wird v. a. in der Ebene von Schwyz betrieben; am Zürichsee etwas Weinbau, in der March und an den Seeufern Obstbau. Industrie (v. a. Maschinen- und Apparatebau, Textil-, Nahrungsmittel-, Holz- und Möbelindustrie sowie Baugewerbe) findet sich besonders in den Gemeinden am Zürichsee, die stark auf die Agglomeration Zürich ausgerichtet sind, sowie in Einsiedeln. Von leicht sinkender Bedeutung ist der Fremdenverkehr.
Kaiser Friedrich II. verlieh den Bauern von Schwyz 1240 Reichsfreiheit, die von den Habsburgern angefochten wurde. Schwyz gehört zu den drei Urkantonen der Schweiz (Waldstätte); sein Name wurde auf die gesamte Eidgenossenschaft übertragen. Die Reformation fand in Schwyz keinen Eingang. 1848 wurde die Landsgemeinde aufgehoben. Mit dem obligatorischen Referendum und der Initiative bei der Verfassungsrevision 1876 erhielt Schwyz eine moderne Verfassung.
3) Bezirk im Kanton Schwyz, Schweiz, 507 km2, 46 900 Einwohner; umfasst den Zentralraum und Süden des Kantons.
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Schwyz [ʃvi:ts]: Kanton u. Stadt der Schweiz.
Universal-Lexikon. 2012.