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Zitat
Anführung; zitierte Stelle

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Zi|tat [ts̮i'ta:t], das; -[e]s, -e:
[als Beleg] wörtlich zitierte Textstelle:
sie schloss ihren Vortrag mit einem Zitat aus Goethes »Faust«.
Syn.: Ausspruch, Auszug, geflügeltes Wort, Stelle.

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Zi|tat 〈n. 11
1. wörtlich angeführte Stelle aus einem Buch
2. oft zitierter Ausspruch
[<lat. citatus „herbeigerufen“; → zitieren]

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Zi|tat , das; -[e]s, -e [zu lat. citatum = das Angeführte, Erwähnte, subst. 2. Part. von: citare, zitieren]:
a) [als Beleg] wörtlich zitierte Textstelle:
ein längeres Z. aus der Rede des Präsidenten;
etw. mit einem Z. belegen;
b) bekannter Ausspruch, geflügeltes Wort:
das ist ein [bekanntes] Z. aus Goethes »Faust«;
klassische -e.

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I
Zitat
 
[zu lateinisch citare, citatum »herbeirufen«; »vorladen«] das, -(e)s/-e, in bildender Kunst und Architektur die bewusste, möglichst geistreiche und verfremdete Übernahme eines einzelnen Formelements aus eigentlich abgeschlossenen künstlerischen Entwicklungen früherer Epochen.
 
In der Literatur ist ein Zitat die wörtliche Anführung beziehungsweise Übernahme einer Wendung, eines Satzes, Verses oder längeren Abschnitts, auch eines mündlichen Ausspruchs eines Autors in literarischen Werken oder mündlicher Rede mit Nennung des Verfassers, oft auch der Quelle, sei es durch besondere Hinweise im Text, sei es durch Fußnoten oder Anmerkungen; im Druck meist durch Anführungszeichen, Kursivdruck u. Ä. hervorgehoben. Die Verfasserangabe kann gegebenenfalls entfallen bei Zitaten mit breitem Bekanntheitsgrad, so genannten geflügelten Worten; fehlt sie bei weniger bekannten Zitaten, kann es sich um ein Plagiat handeln.
 
In der Musik wird als Zitat die Übernahme einer Wendung (Melodie, Satzpartikel, Harmoniefolge) aus einer bereits vorhandenen (fremden oder eigenen) Komposition in ein neues Werk bezeichnet. Im Unterschied zum sprachlichen Zitat kann die Musik weder die Quelle nennen noch Anführungszeichen setzen. Sofern kein deutlicher, z. B. stilistischer Bruch zwischen Zitat und Kontext, in den das Zitat eingebettet ist, vorliegt, muss der Hörer das Übernommene nach Gestalt und Herkunft kennen, um es als Zitat zu verstehen. Das Zitat in der Musik soll eine Referenz herstellen, parodieren oder kommentieren. Es unterscheidet sich grundsätzlich von der Bearbeitung einer Vorlage oder von der Variation. Das Zitat begegnet seit Ende des 18. Jahrhunderts (z. B. zitiert W. A. Mozart in seiner Oper »Don Giovanni« aus seiner Oper »Die Hochzeit des Figaro«; L. van Beethoven in den »Diabelli-Variationen«, Opus 120, aus Mozarts »Don Giovanni«), ist als musikalisches Sprachmittel im 19. Jahrhundert (z. B. R. Schumann, R. Wagner, A. Bruckner, R. Strauss) weit verbreitet und berührt sich im späteren 20. Jahrhundert mit der musikalischen Collage, während die an Kunst-, Gebrauchs- und Volksmusik anknüpfenden idiomatischen Wendungen etwa bei G. Mahler den Charakter musikalischer Benennungen, nicht den des Zitats haben.
 
II
Zitat,
 
identifizierbares Bruchstück eines bereits bekannten Werkes, das in ein neues Stück so eingefügt ist, dass es als solches erkennbar bleibt. Das kann in parodierender Absicht erfolgen, zur inhaltlichen Konkretisierung dienen, ironisch gemeint sein, eine Huldigung darstellen oder aber das bloße Resultat eines witzigen Einfalls vorstellen. Das zitierte Werk kann sowohl ein fremdes als auch ein eigenes (Selbstzitat) sein. Vor allem in der Rockmusik gibt es eine Fülle von Beispielen für diese Technik, die in dem Maße an Bedeutung gewonnen hat, wie die Rockmusik mit einem eigenständigen künstlerischen Anspruch aufgetreten ist. Die Beatles benutzen in ihrem »All You Need Is Love« (1967) beispielsweise Zitate aus der Marseillaise, aus dem durch das Glenn Miller Orchestra bekannt gewordenen Swing-Schlager »In the Mood« (1939), aus dem Volkslied »Greensleeves« und aus ihrem eigenen »She Loves You« (1963). Ein Beispiel für ein ironisches Zitat ist das Kopfmotiv des 1. Satzes der 5. Sinfonie von Beethoven in »Roll Over Beethoven« (1973) des Electric Light Orchestra. Eine Sonderform des Zitats ist das Stilzitat, bei dem keine konkreten Stücke, sondern nur die stilistischen Eigentümlichkeiten bestimmter Entwicklungsetappen der Musik oder einzelner ihrer Genres und Gattungen zitiert werden. Auch dafür findet sich besonders bei den Beatles eine Vielzahl von Beispielen, so etwa in ihrem »Penny Lane« (1967) durch die Verwendung der Bach-Trompete oder aber die Anklänge an den Ragtime-Stil in ihrem »When I'm Sixty Four« (1967). Ein berühmt gewordenes Beispiel ist auch »A Whiter Shade of Pale« (1967) der englischen Gruppe Procol Harum, das auf einem Stilzitat in der Art der Bachschen Kantaten aufbaut. Erstaunlicher Popularität erfreute sich auch die zu Beginn der Neunzigerjahre durch die Gruppe Enigma mit ihrem »Sadeness« (1990) ausgelöste Welle von Zitaten aus gregorianischen Chorälen.
 

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Zi|tat, das; -[e]s, -e [zu lat. citatum = das Angeführte, Erwähnte, subst. 2. Part. von: citare, ↑zitieren]: a) [als Beleg] wörtlich zitierte Textstelle: ein längeres Z. aus der Rede des Präsidenten; etw. mit einem Z. belegen; Das Fragwürdige ... in der Persönlichkeit Thomas Manns wird jedoch von Mendelssohn nur knapp angedeutet, und zwar meist lediglich mithilfe von -en (Reich-Ranicki, Th. Mann 261); Ü Gleichwohl befinden sich in meinem Stück weder -e noch Einflüsse brahmsscher Musik (Melos I, 1984, 45); Mein Chef persönlich hat dafür plädiert, dass der Aufzug als zentrales Element erhalten bleibt, also habe ich ihn als dekoratives Z. in die moderne Struktur integriert (Heller, Mann 356); b) bekannter Ausspruch, geflügeltes Wort: das ist ein [bekanntes] Z. aus Goethes „Faust“; klassische -e auswendig kennen.

Universal-Lexikon. 2012.