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Erlösung
Rettung (von); Errettung; Befreiung

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Er|lö|sung 〈f. 20; unz.〉
1. das Erlösen
2. das Erlöstwerden, Befreiung von körperl. od. seel. Schmerz
3. Befreiung von Schuld u. Sünde durch Gottes Hilfe
● sein Tod war für ihn eine \Erlösung

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Er|lö|sung, die; -, -en <Pl. selten> [mhd. erlœsunge, ahd. irlōsunga]:
das Erlösen; das Erlöstwerden; Befreiung:
E. von seinen Qualen;
der Tod war für sie eine E.;
etw. als E. empfinden.

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I
Erlösung,
 
lateinisch Redẹmptio, Religionswissenschaft: die Befreiung von religiös als Übel angesehenen Umständen oder Zuständen der Gemeinschaft oder des einzelnen Menschen. - Die frühen Volksreligionen kennen keine Erlösung des Einzelnen, wohl eine Erlösung des Volkes - so etwa in Israel, das den Messias als Erlöser des Volkes von der Fremdherrschaft erwartete. In den Universalreligionen dagegen findet der Einzelne sich in einem Zustand existenziellen Unheils, aus dem er erlöst zu werden wünscht. Den mystischen Religionen des Brahmanismus, Buddhismus, Hinduismus, den hellenistischen Mysterienreligionen sowie den gnostischen Religionsformen geht es daher - bei aller Verschiedenheit - darum, den Menschen aus seiner existenziellen Gebundenheit an die körperliche, individuelle, vergängliche und bisweilen geradezu als irreal angesehene Welt zu befreien und zum Aufgehen in einer überpersönlichen heiligen Wirklichkeit oder zur Einheit mit Heilsgottheiten zu führen. Die prophetischen Religionen des Christentums und des Islams sehen dagegen das Unheil in einer vom persönlichen Gott abgewandten Selbstbehauptung. Erlösung geschieht im Islam durch gesetzmäßiges Handeln und das Erbarmen Allahs, im Christentum durch das Heilswerk Christi und den Glauben.
 
In der christlichen Theologie ist Erlösung die Errettung der Welt von der Sünde durch Jesus Christus (Matth. 1, 21; Johannes 3, 17). Jesus ist »um unseres Heiles willen« Mensch geworden (Nicänisches Glaubensbekenntnis) und hat durch seinen Opfertod am Kreuz die Menschen aus der Verstrickung in die Sünde Adams (Erbsünde) erlöst; die Erlösung wurde durch seine Auferstehung und seine Himmelfahrt vollendet. Diese objektive Erlösung muss dem Menschen durch die Rechtfertigung (subjektive Erlösung) zugewendet werden; aus eigener Kraft kann er sich nicht von der Sünde freimachen.
 
Literatur:
 
H. Kessler: E. als Befreiung (1972);
 
E. in Christentum u. Buddhismus, hg. v. A. Bsteh (1982);
 T. Pröpper: E.-Glaube u. Freiheitsgesch. (1985);
 
Was ist E.? Die Antwort der Weltreligionen, hg. v. A. T. Khoury u. P. Hünermann (1985);
 R. Schwager: Der wunderbare Tausch. Zur Gesch. u. Deutung der E.-Lehre (1986).
II
Erlösung,
 
mittelhochdeutsches Bibelepos (etwa 7 000 Verse) eines anonymen geistlichen Autors vom Anfang des 14. Jahrhunderts, das die Heilsgeschichte (von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht) mit den Mitteln der höfischen Dichtung erzählt. Besonders der »Streit der Töchter Gottes« (Tugenden) ist rhetorisch eindrucksvoll. Das Verhältnis der Erlösung zum geistlichen Drama ist umstritten.
 
Ausgabe: Die Erlösung. Eine geistliche Dichtung des 14. Jahrhunderts, herausgegeben von F. Maurer (1934, Nachdruck 1964).

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Er|lö|sung, die; -, -en <Pl. selten> [mhd. erlœsunge, ahd. irlōsunga]: das Erlösen; Erlöstwerden, Befreiung: E. aus schwerer Not, von seinen Qualen; der Tod war für ihn eine E.; etw. als E. empfinden; dass es da nur -en, nie Lösungen gäbe (Bieler, Bonifaz 71).

Universal-Lexikon. 2012.