Wales [weɪlz ]; Wales':
Halbinsel im Westen der Insel Großbritannien.
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Wales
[weɪlz], walisisch Cymru ['kœmru], Landesteil von Großbritannien und Nordirland, 20 779 km2, (1995) 2,917 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Cardiff.
Landesnatur:
Wales umfasst die westliche Halbinsel der Insel Großbritannien (Britische Inseln), außerdem die Insel Anglesey. Das v. a. aus paläozoischen Gesteinen bestehende, eiszeitlich überprägte Bergland (Cambrian Mountains) wird über weite Strecken von Hochplateaus umrahmt, die zum Teil mit bis zu 90 m hohen Kliffs zum Meer hin abfallen. Tieflandgebiete finden sich v. a. an der Süd- und Südwestküste. Das Klima der Küste ist mild (5,5 ºC im Januar, 16 ºC im Juli); das Gebirge ist im Winter schneebedeckt. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt je nach Höhenlage 900-4 000 mm.
Das Bergland der Mitte ist dünn besiedelt. Die Bevölkerung konzentriert sich in den wirtschaftlichen Hauptregionen im Süden und Norden. Die wichtigsten städtischen Zentren mit den Hafen- und Industriestädten Swansea, Newport und der Hauptstadt Cardiff liegen im Altindustriegebiet von Südwales; hier leben 61 % der Waliser. Neben Englisch sprechen noch rd. 20 % der Einwohner Walisisch (Kymrisch).
Weidewirtschaft mit Rinder- und Schafhaltung bestimmt überwiegend das Bild der Landwirtschaft. Auf den höheren Lagen lassen das kühle und feuchte Klima und nährstoffarme Böden zumeist nur Wildweiden als Landnutzung zu. Sie nehmen 30,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein, weitere 53,5 % sind Gründland und nur 13,3 % Ackerland (1995). Nur 27,1 % der Betriebe bewirtschaften mehr als 50 ha. Wälder, zumeist jüngere Aufforstungen, nehmen knapp 11 % der Gesamtfläche ein. Einen starken Niedergang verzeichnen seit den 1950er-Jahren die traditionellen Industrien, v. a. Kohlebergbau, Stahl- und Zinkblechindustrie, die inzwischen bis auf wenige modernisierte Werke aus der Industrielandschaft verschwunden sind. Die im Rahmen regionalplanerischer Maßnahmen entstandene neue Industriestruktur wird bestimmt von Fahrzeugbau, Fahrzeugzubehör-, Elektronik-, Metall verarbeitender, Elektro-, pharmazeutische Industrie, darunter 364 ausländische Unternehmen (1995) mit 73 400 Beschäftigten.
Wales (mittellateinisch Cạmbria) war zur Römerzeit von keltischen (britischen) Stämmen (z. B. den Silures im Südosten und den Demetae im Südwesten) besiedelt, die im 1. Jahrhundert n. Chr. von Agricola unterworfen wurden. Von da an diente das Land, das kaum nachhaltig romanisiert wurde, als westliche Militärzone zum Schutz des römischen Verwaltungsgebiets in Britannien. Nach dem Abzug der Römer Anfang des 5. Jahrhunderts bildeten sich keltische Kleinkönigreiche (u. a. Gwynedd, Powys), und mit dem Vordringen der Angeln und Sachsen kam der Name Wales auf, da die germanischen Eroberer die keltischen Einwohner als »Welsche« (von altenglisch wealh »Fremder«) bezeichneten; diese nannten sich selbst Kymren (Cymry »Landsleute«). Das Gebiet südlich des Bristolkanals (Cornwall) wurde allmählich anglisiert, während das gebirgige Waldland Zentrum des Widerstands und Zufluchtsstätte vieler britischen Kelten aus den östlichen Gebieten wurde. Hier hielten sich auch Reste des altrömischen Christentums, das seit dem 6. Jahrhundert durch die iroschottische Mission mit neuem Leben erfüllt wurde.
Die Folgezeit wurde geprägt von inneren Fehden und Grenzstreitigkeiten mit den angelsächsischen Königen im Osten. Nach der normannischen Eroberung stattete Wilhelm I., der Eroberer, normannische und englische Gefolgsleute mit Lehen in den Grenzgebieten (»Marken«) zu Wales aus. Diese »Lords in den Marken« (Marcher lords) errichteten Burgen und zogen Siedler nach. Trotz des Ausgleichs Heinrichs II. von England mit Wales lebten sie in ständigem Streit mit ihren walisischen Nachbarn. Ihr Hauptgegner war das nordwalisische Fürstentum Gwynedd, dessen Herrscher eine gewisse Oberhoheit über Wales erlangten. 1244/45 trug Dafydd ap Llywelyn ab Iorwerth (✝ 1247) erstmals den Titel Fürst von Wales (Princeps wallie), nach ihm nahm sein Neffe Llywelyn ap Gruffydd (✝ 1282) den Titel an und erlangte 1267 die Anerkennung Heinrichs III. von England. Als er dessen Sohn und Nachfolger Eduard I. Treueid und Tributleistungen verweigerte, beendete dieser in zwei Kriegszügen (1276/77 und 1282) die walisische Unabhängigkeit. Er teilte Gwynedd nach englischem Vorbild in Grafschaften auf, die er der Krone unmittelbar unterstellte. Den Titel Prince of Wales übertrug er 1301 seinem Sohn, dem späteren Eduard II. Den letzten Versuch, die walisische Unabhängigkeit zu erreichen, unternahm um 1400 O. Glendower.
Das englische Königshaus Tudor, das 1485 die englische Krone erlangte, stammte aus Wales. Unter Heinrich VIII. Tudor wurde mit den Acts of Union von 1536 und 1542 die unbeschränkte Geltung englischer Gesetze und Verwaltungsreformen auf Wales ausgedehnt, das damit dem englischen Herrschaftsbereich gleichgestellt war und 24 Vertreter ins Unterhaus entsenden durfte. 13 neue Grafschaften wurden gebildet, von denen Monmouthshire ab Karl II. (1660-85) England zugerechnet wurde. Die Kirche von Wales löste sich mit der Anerkennung der Suprematsakte von 1534 von Rom. Wie in England wurde auch in Wales die anglikanische Kirche Staatskirche (Established Church of Wales).
Die walisische Oberschicht wurde anglisiert, während in den unteren Schichten Sprache und Bewusstsein der nationalen Eigenart erhalten blieben. Walisches Nationalbewusstsein gewann neuen Auftrieb, als sich im 18. Jahrhundert neben der Kirche von Wales zahlreiche protestantische Sekten herausbildeten, die in der Volkssprache predigten (Nonkonformisten).
Separatistische Tendenzen fassten aber erst im Laufe des 19. Jahrhunderts Fuß, als das strukturschwache Randgebiet besonders heftig von den sozialen Folgen der industriellen Revolution betroffen wurde. Eine Reihe lokaler Aufstände wurde durch militärischen Einsatz niedergeschlagen. Nur zögernd machte die britische Regierung auf die Autonomieforderungen der walisischen Nationalisten hin Zugeständisse im kulturellen Bereich. Die »Welsh Disestablishment Bill« von 1912 entband die walisischen Nonkonformisten von der Oberhoheit der anglikanischen Kirche. In den 1920er-Jahren setzte eine Neubelebung der Autonomiebestrebungen ein. Die Plaid Cymru (englisch Welsh National Party, gegründet 1925), die seit 1966 im britischen Unterhaus vertreten ist, sucht auf konstitutionellem Weg eine gewisse politische Unabhängigkeit für Wales (eigenes Parlament) zu erlangen; radikalere Bewegungen (z. B. Welsh Language Society) greifen v. a. zu Methoden des zivilen Ungehorsams. Vor dem Hintergrund einer Rückbesinnung auf die eigene Kultur erreichte die Diskussion um die Dezentralisierung (»Devolution«) ab den 60er-Jahren in Wales einen Höhepunkt. Ein von der Labourregierung 1977 eingebrachtes, im Unterhaus verabschiedetes Gesetz über Teilautonomie fand jedoch bei einer Volksabstimmung im März 1979 nicht die gesetzliche Mehrheit. Bei einem neuen Referendum am 18. 9. 1997 (Beteiligung von rd. 50 % der Stimmberechtigten) votierten nur 50,3 % für ein eigenes Parlament; am 6. 5. 1999 wurde die Walische Versammlung erstmals gewählt.
W. Rees: An historical atlas of W., from early to modern times (London Neuaufl. 1959);
Prehistoric and early W., hg. v. I. L. Foster u. a. (London 1965);
G. Humphrys: South W. (Newton Abbot 1972);
W. A new study, hg. v. D. Thomas (ebd. 1977);
K. O. Morgan: Rebirth of a nation. W. 1880-1980 (Oxford 1981);
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J. Davies: A history of W. (a. d. Walis., London 1993);
R. Prentice: Change and policy in W. W. in the era of privatism (Llandyssul 1993).
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Wales [weɪlz]; Wales': Halbinsel im Westen der Insel Großbritannien.
Universal-Lexikon. 2012.