Wọrms:
Stadt am Rhein.
* * *
Wọrms,
1) kreisfreie Stadt im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz, Rheinland-Pfalz, 100 m über dem Meeresspiegel, am linken Ufer des Oberrheins, 80 400 Einwohner; Fachhochschule; Museum der Stadt Worms und Gemäldegalerie (im Andreasstift), Jüdisches Museum, Kunsthaus Heylshof; Kunststoff verarbeitende und chemische Industrie, Recyclingfirmen; Straßenbrücke und Eisenbahnbrücke über den Rheinen - Der Dom Sankt Peter ist ein Hauptwerk der Romanik und Schlüsselbau für die Entwicklung der oberrheinischen Kirchenbaukunst. Während die Untergeschosse der Chorflankentürme vom Vorgängerbau (geweiht 1018) stammen, wurde der neue Baukörper um 1125 begonnen (dendrochronologischen Untersuchungen, 1980), 1181 geweiht; West-Chor um 1180 ff. Ab 1320 Bau der südlichen Seitenkapellen. 1738-42 Neueinrichtung des Ost-Chores (ursprünglich um 1132-37 erbaut), einzigartig sind die apotropäischen romanischen Tierskulpturen auf dessen Sohlbank. Am Südportal großer frühgotischer Figurenzyklus (um 1300-20). An der Stelle der 1002 abgebrochenen Salierburg erhebt sich die ehemalige Stiftskirche Sankt Paulus mit zwei Treppentürmen vom Gründungsbau (1016, Um- und Neubau in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, 1706-16 barocke Veränderung des Langhauses). Die ehemalige Stiftskirche Sankt Martin (im Kern 10./11. Jahrhundert, Umbau 1265 geweiht) ist eine spätromanische, querschifflose Pfeilerbasilika mit romanischen Südportalen und reichem Westportal. Die ursprünglich spätromanische Magnuskirche (um 800 als Saalkirche mit Krypta erbaut, mehrfach erweitert bis ins 14. Jahrhundert) wurde 1952/53 wieder hergestellt. Die Kirche (11.-13. Jahrhundert) des ehemaligen Andreasstifts (gegründet 1018, Auflösung 1802, seit 1929 Museum der Stadt Worms) verfügt über quadratische Chorflankentürme. Bemerkenswert auch die spätgotische Liebfrauenkirche (14./15. Jahrhundert) mit Doppelturmfassade und polygonalem Umgangschor. Die im Barockstil gehaltene Dreifaltigkeitskirche (1709-25) wurde 1955-59 im Innern nach Plänen von O. Bartning wieder aufgebaut. Lutherkirche (1910-12) mit Jugendstilausstattung. Worms besitzt eine der ältesten Synagogen Europas (1174/75 Neubau, 1212/13 Anbau der Frauensynagoge, 1185/86 Bau der unterirdischen Mikwe; nach Zerstörung von 1938 wieder aufgebaut), im Raschi-Haus das Jüdische Museum. Der älteste Teil des jüdischen Friedhofs (etwa 1 000 Gräber) ist seit dem 11. Jahrhundert belegt. Reformationsdenkmal (1858 von E. Rietschel begonnen, 1868 von Schülern vollendet). - Bei Worms das klassizistische Schloss Herrnsheim (1809-25 und 1842-45) mit englischem Park (1788-92 von F. L. von Sckell). - Das Gebiet von Worms war bereits zur Jungsteinzeit besiedelt. Der ehemals keltische Ort (sein Name Borbetomagus ist seit dem 1./2. Jahrhundert n. Chr. belegt) fiel vermutlich zur Zeit des Ariovist an die germanischen Wangionen (lateinisch Vangiones). Mit der Eroberung Germaniens durch Caesar kam auch das heutige Worms unter römischer Herrschaft und wurde unter dem Namen Civitas Vangionum Hauptort des wangion. Gebiets. Unter der bis zum 5. Jahrhundert reichenden römischen Herrschaft entwickelte sich Worms über eine Garnisonssiedlung (unter Augustus angelegt) zu einer bedeutenden Stadt und im 4. Jahrhundert zum Bischofssitz. Danach gehörte Worms zum Königreich Burgund, als dessen Mittelpunkt es im »Nibelungenlied« besungen wird. 469 von Franken besetzt, wurde Worms (seit dem 7. Jahrhundert bürgerte sich der Name Wormatia ein) Königsgut und eine der wichtigsten Städte des Mittelalters 898 gingen die königlichen Rechte auf den Bischof über. Unter der Herrschaft der Bischöfe nahm die Stadt, in der sich eine bedeutende Judengemeinde bildete, einen großen Aufschwung. Im Investiturstreit stand sie auf der Seite Kaiser Heinrichs IV., der mit Verleihung von Zollfreiheiten 1074 den Aufstieg von Worms zur Freien Reichsstadt einleitete. Unter den Staufern bildete Worms einen Mittelpunkt kaiserlicher Macht. 1122 wurde das Wormser Konkordat geschlossen. Kaiser Friedrich Barbarossa erweiterte die Stellung der Stadt durch den Freiheitsbrief von 1184. Vom 8. bis 16. Jahrhundert fanden in Worms mehr als 100 Reichs- und Hoftage statt. Die wichtigsten sind der von 1495 mit dem Beschluss einer Reichsreform und der von 1521 mit dem Wormser Edikt. Der Dreißigjährige Krieg schädigte die Stadt schwer. Nach der Ablehnung (1659) des Angebots von Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz, Worms zur Residenz der Kurpfalz zu machen, verlor Worms im 18. Jahrhundert seine Stellung an Mannheim. Von den Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1689) erholte sich die Stadt nur sehr schwer. 1797 fiel Worms an Frankreich, 1801 wurde unter französischer Herrschaft das Bistum aufgehoben. 1816 kam die Stadt an Hessen-Darmstadt, 1945 fiel sie Rheinland-Pfalz zu.
F. Reuter: Warmaisa. 1000 Jahre Juden in W. (21987);
W. ehemals, gestern u. heute, Beitrr. v. F. Reuter u. a. (21988);
W. Hotz: W. am Rhein (1992);
Der Dom zu W., Beitrr. v. D. von Winterfeld (31994);
M. Rommel: Die Wormser u. ihre Stadt 1750-1875 (1996).
2) ehemaliges Bistum, in der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts entstanden; im 8. Jahrhundert dem Erzbistum Mainz unterstellt; höchste Machtentfaltung in der Stauferzeit; seit dem 15./16. Jahrhundert sank seine Bedeutung infolge des Übergewichts mächtigerer Nachbarn, es war ab 1648 meist in Personalunion mit Mainz oder Trier verbunden. Das Stiftsgebiet erstreckte sich ursprünglich zwischen Donnersberg und unterem Neckar. Das linksrheinische Territorium fiel 1797/1801 an Frankreich, der rechtsrheinische Teil 1803 an Baden und Hessen-Darmstadt. Zur Zeit der französischen Herrschaft wurde das Bistum aufgelöst; der linksrheinische Teil der Diözese fiel an Mainz und wurde 1817/21 zwischen Mainz und Speyer geteilt, der rechtsrheinische Teil (1806 Generalvikariat, ab 1817 Apostolisches Vikariat, in Lampertheim) wurde bei Errichtung der Oberrheinischen Kirchenprovinz (1821) zwischen Freiburg im Breisgau, Mainz und Rottenburg aufgeteilt.
* * *
Wọrms: Stadt am Rhein.
Universal-Lexikon. 2012.