nach dem Alten Testament (1. Mose 1-4) erstes Menschenpaar und Stammeltern aller Menschen (Schöpfung). Entsprechend dem Namen steht der erste Mensch für die gesamte Menschheit. Nach 1. Mose 3 führte der Genuss der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis zum Verlust des Standes der naiven Unschuld und zum Gewinn der Unterscheidung von Gut und Böse. Weitere Folgen waren die Vertreibung aus dem Garten Eden (Paradies), die Mühen des Mannes beim Ackerbau und die Schmerzen der Frau bei der Geburt. In der Typologisierung durch Paulus steht Adam als Urheber von Sünde und Tod Christus als neuem Adam gegenüber, der den Menschen gerecht machen und mit Gott versöhnen soll (Römerbrief 5).
Adam und Eva wurden schon in der frühchristlichen Kunst dargestellt, besonders die Schöpfung Adams und der Sündenfall mit Eva beim Baum der Erkenntnis. Diese Szene wurde im Mittelalter eine Gelegenheit zur Darstellung des Akts.
Weitere Motive sind: Erschaffung Evas, Gott führt Eva Adam zu, Adam benennt die Tiere, Vertreibung aus dem Paradies, die Arbeit der Stammeltern. Zyklische Darstellungen schufen Masaccio und Michelangelo (Cappella Brancacci von Santa Maria del Carmine in Florenz, 1425-27/28; Sixtinische Kapelle, 1508-12). Einzelfiguren von Adam und Eva begegnen oft zu beiden Seiten von Kirchenportalen, so am Bamberger Dom (Adamspforte) und an der Würzburger Marienkapelle (T. Riemenschneider). Auch die typologische Beziehung alter - neuer Adam (Christus) wird verbildlicht; Adam erscheint dann oft als Gestalt oder Skelett (zuweilen nur sein Schädel) unter dem Kreuz, häufig als Auferstehender. Seit dem 16. Jahrhundert blieb allein noch die Darstellung des Sündenfalls lebendig.
Im Mittelalter stand die heilsgeschichtliche Bedeutung des Sündenfalls (Lutwin, »Adamslegende«) im Mittelpunkt literarischer Werke; Paradies- und Verführungsszene waren feste Bestandteile des geistlichen Schauspiels; später wies man bis zu den Flugschriften der Bauernkriege auf soziale Aspekte hin (»Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?«).
Melanchthon erfand das Thema von den Ständen als den ungleichen Kindern Evas (H. Sachs u. a.). Das Drama des 17. Jahrhunderts betonte das Verführungsmotiv (Lope de Vega, J. van den Vondel), das bei J. Milton (»Paradise lost«, Vorlage für J. Haydns Oratorium »Die Schöpfung«) zum Problem der Willensfreiheit umgestaltet wurde. Seit den biblischen Dichtungen des 18. Jahrhunderts (F. G. Klopstock) sah man im ersten Menschen zunehmend den Menschen als solchen (F. Paludan-Müller, I. Madach; T. Wilder in »The skin of our teeth«, 1942), in Amerika auch den der Neuen Welt (W. Whitman in »The leaves of grass«, 1891/92). P. Hacks gestaltete den Stoff als Komödie.
Universal-Lexikon. 2012.