Bühler,
1) Anton, Forstwissenschaftler, * Hauerz (heute zu Bad Wurzach) 2. 1. 1848, ✝ Tübingen 1. 1. 1920; Professor in Zürich und Tübingen; untersuchte volkswirtschaftliche, naturwissenschaftliche und geschichtliche Aspekte der Forstwirtschaft, leitete die Württembergische Forstliche Versuchsanstalt.
2) Charlotte, Psychologin, * Berlin 20. 12. 1893, ✝ Stuttgart 3. 2. 1974, Ȋ mit 4); wurde Professor in Wien, wo sie mit einem ausgedehnten Schülerkreis (Wiener Schule) durch Auswertung von Jugendtagebüchern und Verhaltensbeobachtung kinder- und jugendpsychologische Studien betrieb; nach ihrer Emigration (1938) 1939 Leiterin des »Parents Association Institute« in London, ab 1945 als Professor für Psychiatrie in Los Angeles besonders mit Problemen der klinischen Psychologie befasst. Bühler beschäftigte sich mit dem Lebenslauf und den Lebenszielen des Individuums und wirkte wegbereitend für die humanistische Psychologie.
Werke: Das Seelenleben des Jugendlichen (1922); Kindheit und Jugend (1928); Kleinkindertests (1932, mit H. Hetzer); Der menschliche Lebenslauf als psychologisches Problem (1933); Kind und Familie (1937); Values in psychotherapy (1962; deutsch Die Rolle der Werte in der Entwicklung der Persönlichkeit und in der Psychotherapie); Psychologie im Leben unserer Zeit (1962); Introduction to humanistic psychology (1972, mit M. Allen; deutsch Einführung in die humanistische Psychologie).
3) Georg Johann, Indologe, * Borstel (bei Hannover) 19. 7. 1837, ✝ (Bootsunglück auf dem Bodensee) 8. 4. 1898; 1863-80 Professor in Bombay, wurde 1881 Professor für indische Philologie und Altertumskunde in Wien; berühmt als Paläograph indischer Handschriften, erwarb sich Verdienste in Numismatik und Epigraphik sowie altindisches Recht. Außerdem trat er als einer der ersten Erforscher des Jainismus hervor und war Begründer des »Grundrisses der indo-arischen Philologie und Altertumskunde« (1896 ff.).
Weitere Werke: Leitfaden für den Elementarcursus des Sanskrit (1883, Nachdruck 1968); The laws of Manu (1886); Indische Paläographie (1896).
4) Karl, Psychologe, * Meckesheim (Rhein-Neckar-Kreis) 27. 5. 1879, ✝ Los Angeles (Calif.) 24. 10. 1963, Ȋ mit 2); war seit 1922 Professor in Wien, emigrierte 1938 in die USA. Als Schüler und Mitarbeiter O. Külpes (Würzburger Schule) hat er grundlegende Forschungen über die Eigenart des höheren Seelenlebens (Lehre vom »unanschaulichen Denken«) angestellt und wichtige Beiträge zur Gestalt-, Sprach- und Kinderpsychologie geliefert. Aus den Studien der kindlichen Entwicklung gewann Bühler die drei Dimensionen sinnvollen Verhaltens von Tier und Mensch: Instinkt, Dressur und Intellekt. Durch die Verbindung von Introspektion, intuitiv-geisteswissenschaftliche und behavioristische Arbeitsweise versuchte er, über die Methodengegensätze in der Psychologie hinauszugelangen.
Werke: Die Gestaltwahrnehmungen (1913); Die geistige Entwicklung des Kindes (1918); Ausdruckstheorie (1933); Sprachtheorie (1934); Das Gestaltprinzip im Leben des Menschen und der Tiere (1960).
5) Winfried, klassischer Philologe, * Münster 11. 6. 1929; wurde 1966 Professor in Los Angeles, 1967 in Hamburg; arbeitet besonders auf dem Gebiet der nachklassischen griechischen Literatur; Leiter des »Thesaurus linguae Graecae«.
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Universal-Lexikon. 2012.