Hemingway
['hemɪȖwei], Ernest Miller, amerikanischer Schriftsteller, * Oak Park (Illinois) 21. 7. 1899, ✝ Ketchum (Idaho) 2. 7. 1961; arbeitete zunächst als Reporter und nahm dann als Sanitätsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Seine Verwundung an der italienischen Front und der Selbstmord seines Vaters prägten ihn stark. Menschliche Verletzbarkeit und Bemühungen, ihr entgegenzutreten, gehören zu seinen zentralen Themen, wobei spezifische Formen der Heroisierung auftreten. In den 20er-Jahren lebte Hemingway überwiegend in Paris, machte die Bekanntschaft zahlreicher anderer Autoren, die wie er als Amerikaner in Europa lebten (u. a. F. S. Fitzgerald, E. Pound, Gertrude Stein), und wurde rasch als Vertreter der Lost Generation angesehen. Die in dem Band »In our time« (1925; deutsch »In unserer Zeit«) erschienenen Kurzgeschichten beeindruckten durch knappen, lakonischen Stil und eine neue, desillusionierte Perspektive. Der Verlust von Hoffnung und Orientierung steht im Mittelpunkt des Romans »The sun also rises« (1926; deutsch »Fiesta«), der das Lebensgefühl der Nachkriegsgeneration in charakteristischer Weise zum Ausdruck brachte. Später lebte Hemingway in Florida und auf Kuba. Sein Engagement im Spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite fand Ausdruck in journalistischen Berichten, dem Theaterstück »The fifth column«, das in »The fifth column and the first fourty-nine stories« (1938; deutsch »49 Stories«, ohne Drama) erschien, und in seinem längsten Roman, »For whom the bell tolls« (1940; deutsch »Wem die Stunde schlägt«; verfilmt). Mit diesem Werk, das den Kampf gegen den Faschismus zur Metapher für Leiden und Tragik entwickelt, erreichte Hemingway einen Höhepunkt seiner Popularität. Am Zweiten Weltkrieg nahm er als Kriegsberichterstatter teil. Die Reaktionen auf seine späteren Werke waren unterschiedlich. Jedoch fand die (später mehrmals verfilmte) Erzählung »The old man and the sea« (1952; deutsch »Der alte Mann und das Meer«) große Anerkennung; 1954 erhielt Hemingway den Nobelpreis für Literatur. In den letzten Jahren litt er unter dem Verfall seiner körperlichen und künstlerischen Kräfte; 1961 erschoss er sich. Die Veröffentlichung nachgelassener Schriften hat zu einer bisher nicht abgeschlossenen Diskussion über sein Werk geführt. Doch ist sein Rang als unbestechlicher Chronist der Erschütterung der bürgerlichen Welt, als Meister des präzisen Stils und Verkünder künstlerischer Perfektion unbestritten.
Weitere Werke: Romane: A farewell to arms (1929; deutsch In einem anderen Land); To have and have not (1937; deutsch Haben und Nichthaben; mehrfach verfilmt); Across the river and into the trees (1950; deutsch Über den Fluß und in die Wälder); Islands in the stream (herausgegeben 1970; deutsch Inseln im Strom); The garden of Eden (herausgegeben 1986; deutsch Der Garten Eden).
Erzählungen: Men without women (1927; deutsch Männer); Winner take nothing (1933; deutsch Das Ende von etwas); The Nick Adams stories (herausgegeben 1972; deutsch Die Nick-Adams-Stories).
Autobiographie: A moveable feast (herausgegeben 1964; deutsch Paris, ein Fest fürs Leben).
Death in the afternoon (1932; deutsch Tod am Nachmittag); Green hills of Africa (1932; deutsch Die grünen Hügel Afrikas); The dangerous summer (herausgegeben 1985; deutsch Gefährlicher Sommer).
Ausgaben: By Line: E. Hemingway. Selected articles and dispatches (1967; deutsch Neunundvierzig Depeschen); Selected letters 1917-1961, herausgegeben von C. Baker (1981; deutsch Ausgewählte Briefe 1917-1961).
Sämtliche Gedichte, herausgegeben von E. Bestian und anderen (1986, amerikanisch und deutsch); Gesammelte Werke, 11 Bände (Neuausgabe 1987).
C. Baker: Die Gesch. eines abenteuerl. Lebens (a. d. Amerikan., 1971);
G.-A. Astre: E. H. (a. d. Frz., 75.-78. Tsd. 1976);
P. Young: E. H. (Neuausg. University Park, Pa., 1981);
J. Meyers: H., a biography (New York 1985);
E. Rovit: E. H. (Neuausg. Boston, Mass., 1986);
A. Burgess: E. H. (a. d. Amerikan., Neuausg. 1987);
K. S. Lynn: H. Eine Biogr. (a. d. Amerikan., 1989);
N. Fuentes: Sturmfluten des Herbstes. E. H. wiederentdeckt (a. d. Span., 1994).
Universal-Lexikon. 2012.