Kunert,
1) Günter, Schriftsteller, * Berlin 6. 3. 1929; als Sohn einer Jüdin »wehrunwürdig«, studierte 1946-47 an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee; seither freier Schriftsteller. Bekanntschaft mit J. R. Becher und B. Brecht, die ihn förderten; 1977 nach Protest gegen die Ausbürgerung W. Biermanns aus der SED ausgeschlossen, 1979 in die Bundesrepublik Deutschland übergesiedelt; lebt heute in Schleswig-Holstein. Kunert begann mit didaktischen Gedichten nach dem Konzept des sozialistischen Realismus, doch setzte sich bald eine skeptische Haltung durch, die ihm Vorwürfe vonseiten der DDR-Kulturpolitik einbrachte. Seit den 70er-Jahren sind seine Texte zunehmend beherrscht von einem Gefühl der Verlorenheit und Bedrohung in einer als undurchschaubar empfundenen Welt (»Unterwegs nach Utopia«, 1977; Gedichte). Die Gedichte, meist freirhythmische, lakonische Verse, zeigen seinen souveränen Umgang mit den Traditionen, die Prosa hat zuweilen satirische Züge, so auch sein einziger Roman, »Im Namen der Hüte« (1967). In Essays reflektiert er häufig über Schreiben und Literatur (»Vor der Sintflut. Das Gedicht als Arche Noah«, 1985). Kunert schreibt auch Hör- und Fernsehspiele sowie Drehbücher.
Weitere Werke: Lyrik: Tagwerke (1961); Erinnerungen an einen Planeten (1963); Der ungebetene Gast (1965); Warnung vor Spiegeln (1970); Stilleben (1983); Berlin beizeiten (1987); Fremd daheim (1990); Mein Golem (1996); Nachrichten aus Ambivalencia (2001); SO und nicht anders (2002).
Hörspiele: Monolog für einen Taxifahrer (1962); Vom König Midas (1962); Briefwechsel (1983).
Erzählungen und Prosa: Kramen in Fächern (1968); Ortsangaben (1971); Gast aus England (1973); Der Mittelpunkt der Erde (1975); Drei Berliner Geschichten (1979); Zurück ins Paradies (1984); Auf Abwegen und andere Verwirrungen (1988); Die letzten Indianer Europas. Kommentare zum Traum, der Leben heißt (1991); Baum. Stein. Beton (1994).
Memoiren: Erwachsenenspiele (1997).
N. Riedel: Internat. G.-K.-Bibliogr., auf mehrere Bde. ber. (1987 ff.);
G. K., hg. v. H. L. Arnold (1991);
2) Joachim, Filmregisseur, * Berlin 24. 9. 1929; 1954-70 Regisseur bei der DEFA, seit 1971 beim DDR-Fernsehen.
Filme: Tatort Berlin (1958); Seilergasse 8 (1960); Die Abenteuer des Werner Holt (1965); Die Toten bleiben jung (1968); Die große Reise der Agathe Schweigert (1971/72); Das Schilfrohr (1974); Das Verhör (1977); Die dunklen Jahre (1983; im Fernsehzyklus: Berühmte Ärzte der Charité); Die gläserne Fackel (1989; Fernsehserie, 7 Teile).
Universal-Lexikon. 2012.