Reunionspolitik
Frankreich war nach dem Frieden von Nimwegen zur europäischen Hegemonialmacht geworden. Die Reichsfürsten beeilten sich, Beziehungen mit Frankreich anzuknüpfen und Verträge abzuschließen. Vor allem Brandenburg sah sich von seinen Verbündeten im Stich gelassen. Trotz seiner Erfolge gegen Schweden hatte es nur geringe Zugeständnisse in Norddeutschland erhalten. Friedrich Wilhelm (1620-1688), genannt der Große Kurfürst, suchte jetzt sein Heil in der Verbindung mit Frankreich.
In dieser Situation ging Ludwig XIV. an den Ausbau der Ost- und Nordgrenze. Als Basis dafür diente ihm der Teil der Spanischen Niederlande, den Frankreich in den letzten Jahren gewonnen hatte, die 1648 erlangte Souveränität über die lothringischen Bistümer Toul, Metz und Verdun sowie seine Ansprüche im Elsass wie auch die 1678 Frankreich zugesprochene Freigrafschaft Burgund. Zu diesem Zweck wurden in Tournai, im Elsass, in Metz und Besançon Behörden oder Gerichtshöfe (die Reunionskammern) errichtet, die nach alten lehnsrechtlichen Verbindungen oder Ansprüchen dieser neu gewonnenen Territorien suchten und sie für Frankreich reklamierten.
Frankreich benutzte die reunierten Gebiete dazu, um den östlichen Festungsgürtel auszubauen. So wurde Saarlouis gegründet und oberhalb von Traben-Trarbach eine große Festung (Montroyal) angelegt. Die Besitzansprüche, die im Elsass nur sehr lückenhaft waren, wurden auf das ganze Elsass ausgedehnt. Die Reichsstadt Straßburg wurde sogar ohne einen rechtlichen Reunionsanspruch 1681 von Frankreich annektiert. In einem erneuten Krieg gegen Spanien eroberte Frankreich die mächtige Festung Luxemburg (1684).
Zwar erfuhr angesichts der französischen Bedrohung der Reichsgedanke in Deutschland wieder eine Stärkung, und man kam sogar 1681 zum Abschluss einer förmlichen Reichskriegsverfassung, zu einer militärischen Organisation der Reichskreise; doch gegenüber der Hegemonialmacht Frankreich waren die Reichsfürsten machtlos. 1684 wurde zwischen Frankreich, dem Reich und dem Kaiser, einschließlich Spaniens, der Regensburger Stillstand abgeschlossen, der die Reunionen Frankreichs für 20 Jahre anerkannte. Das Reich war zudem durch die von den Franzosen geförderten, neuerlichen Vorstöße der Türken im Osten gebunden.
Universal-Lexikon. 2012.