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Vienne
I
Vienne
 
[vjɛn],
 
 1) Stadt im Département Isère, Frankreich, 161 m über dem Meeresspiegel, am linken Ufer eines Rhônemäanders, 29 400 Einwohner; Lapidarium (mit Skulpturen, Sarkophagen und Mosaiken), Kunst- und archäologisches Museum. Vienne bildet die südliche Fortsetzung des Industriegebiets von Lyon mit Textil-, pharmazeutischer Industrie und Metallverarbeitung. Im Umland Weinbau (Côte Rôtie, Côte).
 
Stadtbild:
 
Aus römischer Zeit stammen der Tempel des Augustus und der Livia (um 25 v. Chr.), das Theater, eines der größten des Römerbriefen Reiches (heute Freilichttheater), und Reste (Obelisk) vom Circus; aus dem Mittelalter sind die ehemalige Kathedrale Saint-Maurice (12.-15. Jahrhundert, mit figurenreicher Fassade des 14./15. Jahrhunderts) und die Kirchen Saint-Pierre (auf das 5. Jahrhundert zurückgehend, im 9./10. Jahrhundert umgebaut; heute Lapidarium) und Saint-André-le-Bas (9.-12. Jahrhundert; im Kreuzgang Museum für christliche Kunst) erhalten.
 
Geschichte:
 
Vienne, das gallorömische Viẹnna, Hauptort der keltischen Allobroger, kam 121 v. Chr. unter römische Herrschaft und wurde unter Caesar römische Kolonie; unter Diokletian Hauptstadt der Diözese Viennensis, etwa zur gleichen Zeit Bischofssitz, später Erzbischofssitz (bis 1790; der Titel ging 1822 an den Bischof von Lyon über). Im 5. Jahrhundert wurde Vienne Hauptort der Burgunder, 534 fränkisch (Dukat Vienne/Lyon mit Grafschaft Vienne). 879 ließ sich Boso, Graf von Vienne, zum König von Niederburgund (Burgund, Königreich) krönen. Nach Aufteilung der Grafschaft Vienne (Viennois) 1029/30 zwischen dem späteren Haus Savoyen und den Grafen von Albon entwickelte sich aus dem Gebietsanteil der Letzteren das Fürstentum Dauphiné, während die Stadt Vienne unter dem Regime der Erzbischöfe verblieb. 1349 kam die Stadt mit der Dauphiné an die französische Krone.
 
 
 2) Département in Westfrankreich, im Poitou (Region Poitou-Charentes), 6 990 km2, 399 000 Einwohner; Verwaltungssitz ist Poitiers.
 
 3) die, linker Nebenfluss der Loire im zentralen Frankreich, 350 km lang, entspringt im Limousin auf dem Plateau de Millevaches, entwässert das nordwestliche Zentralmassiv, mündet unterhalb von Chinon; kleinere Wasserkraftwerke.
 
II
Vienne,
 
Konzil von [-vjɛn], in Vienne abgehaltenes Konzil, tagte unter Leitung von Papst Klemens Vienne vom 16. 10. 1311 bis zum 6. 5. 1312; nach der Zählung der katholischen Kirche das 15. ökumenische Konzil. Die bedeutendste Entscheidung war die Aufhebung des Templerordens (Templer). Darüber hinaus befasste es sich mit dem franziskanischen Armutsstreit, verurteilte theologische Lehren des P. J. Olivi und diskutierte die Freiheit der Kirche gegenüber den weltlichen Gewalten.
 
Literatur:
 
J. Lecler: Vienne (a. d. Frz., 1965).
 

Universal-Lexikon. 2012.