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Bigband
Big|band 〈[ bı̣gbænd]〉 auch: Bịg Bạnd 〈f.; (-) -, (-) -s〉 großes Jazz- od. Tanzorchester [engl.]

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Big Band, die; - -, - -s, Big|band, die; -, -s ['bɪgbænd ; engl., aus: big = groß u. band, 3Band]:
in Instrumentalgruppen gegliedertes großes Jazz- od. Tanzorchester mit (vielfach) verschiedener Besetzung.

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Bigband
 
[englisch, 'bɪg'bænd; wörtlich »große Kapelle«], verbreitete große Standardbesetzung im Jazz und in der traditionellen Tanzmusikpraxis ; charakterisiert durch die Einteilung in Gruppen bzw. Sätze: Melodiegruppe (Melodysection) mit Saxophonsatz, auch Klarinetten und Flöten (Reedsection) sowie Trompeten und Posaunensatz (Brass-Section), Rhythmusgruppe (Rhythm Section) mit Klavier (Keyboards), Gitarre, Bass und Schlagzeug; Standardtyp: fünf Saxophone, vier Trompeten, vier Posaunen, Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Die Bigband entwickelte sich aus der siebenköpfigen New-Orleans-Band, wobei die drei Blasinstrumente (Kornett/Trompete, Klarinette, Posaune) nun mehrfach besetzt wurden. Von Einfluss waren auch die größeren Ensembles, die im 19. Jahrhundert vor allem im Süden der USA musizierten, insbesondere die Brassbands und Orchestras. Eine Voraussetzung, die zur Herausbildung von Bigbands führte, war der Wandel vom linearen (New-Orleans-Jazz) zum harmonischen (Swing-Stil) Musizieren. Was der Einzelmusiker improvisierend gespielt hatte, wurde nun im Arrangement mehreren Musikern im Satz übertragen, d. h. die Melodie bekam mehrere untergeordnete Stimmen hinzugefügt. Das vollzog sich nicht nach den Regeln der europäischen Harmonik, sondern nach Prinzipien afrikanischer Mehrstimmigkeit, nämlich in Parallelführung aller Stimmen unter der Melodie, im Parallelsatz. Grundlage des Bigband-Musizierens bildet das schriftlich fixierte Arrangement, was Notenkenntnisse und fundierte Spieltechnik seitens der Musiker erfordert. Angestrebtes und oft verwirklichtes Ideal ist, dass der aus vier oder fünf Musikern gebildete Satz wie ein einziges Instrument, also klanglich ausgewogen und präzis im Zusammenspiel, klingt.
 
Die Anfänge des Bigband-Spiels liegen noch vor 1920. Entscheidenden Einfluss nahm Fletcher Henderson (1898-1952) in New York; schon 1920 musizierte er in folgender Besetzung: zwei Trompeten, Posaune, Alt-, Tenorsaxophon, Klarinette und Rhythmusgruppe. Bereits ein Jahr später erweiterte er die Bläserzahl: drei Trompeten, zwei Posaunen, zwei Alt und ein Tenorsaxophon. Allmählich vergrößerten sich die einzelnen Sätze. Besondere Bedeutung erlangte auch aufgrund seiner Flexibilität der Saxophonsatz, der die Lead-Funktion der Trompete (Kornett) ablöste. Nach anfänglich drei Saxophonen (meist zwei Alt- und ein Tenorsaxophon) rückte der Vierersatz (zwei Alt- und zwei Tenorsaxophone oder zwei Alt, ein Tenor- und ein Baritonsaxophon) in den Vordergrund, bis Ende der Dreißigerjahre die Fünfstimmigkeit erreicht wurde (zwei Alt-, zwei Tenor- und ein Baritonsaxophon). Die Klarinette blieb nur noch als Zusatzinstrument für solistische Zwecke. Trompeten- und Posaunensatz erweiterten sich jeweils zur Vierstimmigkeit. Die eingangs angegebene Rhythmusgruppe unterlag keinen Veränderungen, gelegentlich verzichtete man auf Klavier oder Gitarre, auch bezog man zusätzliche Perkussionsinstrumente ein. Persönlichkeiten wie Benny Goodman (1909-1986), Duke Ellington (1899-1974), Count Basie (1904-1984), Woody Herman (1913-1987), Dizzy Gillespie (1917-1993), Lionel Hampton (* 1913), Gil Evans (1912-1988), Don Ellis (1934-1978) und viele andere prägten das künstlerische Profil der Bigband. Es fehlte nicht an kreativen Versuchen, Neues einzubringen, Stan Kenton (1912-1979) sei hier u. a. genannt. Auch ausgefallene Instrumente wurden herangezogen, z. B. die Bläserbesetzung des Jazz Composer's Orchestra 1968: zwei Flügelhörner, zwei Posaunen, zwei Hörner, Tuba, zwei Sopran-, zwei Alt-, zwei Tenor und ein Baritonsaxophon. Streichinstrumente fanden, von wenigen Bemühungen abgesehen (z. B. Artie Shaws Experiment, ein Streichquartett einzubeziehen, 1936), keinen bleibenden Platz. Zu den führenden Jazz-Ensembles zählten die immer wieder neue Sounds produzierende Thad Jones/Mel Lewis Bigband und die Toshiko Akiyoshi/Lew Tabackin Bigband.
 
Neben den Jazz-Bigbands entstanden schon in den Zwanzigerjahren erweiterte Ensembles im Bereich der Tanzmusik, die auch verstärkt Show-Elemente einbezogen und vor allem in den größeren Hotels auftraten. Einen nachhaltigen Einfluss hatte insbesondere die Spielweise des Orchesters Glenn Miller und anderer amerikanischer Bigbands für die Entwicklung in Europa nach 1945. So entstanden in Deutschland an allen wichtigen Rundfunkstationen Bigbands als Grundstock für sendereigene Produktionen, auch zahlreiche unabhängige Orchester wurden gegründet. Zu nennen sind u. a. die Ensembles von Kurt Edelhagen (1920-1982), Max Greger (* 1926), Peter Herbolzheimer (* 1935), Paul Kuhn (* 1928). Als ein spezieller, verkleinerter Bigband-Typ kamen nach dem Vorbild des Orchesters James Last in den Siebzigerjahren Partyorchester (Happy Music, Partysound) auf. Die Rockmusik übernahm nur vereinzelt Elemente der Bigband-Praxis (insbesondere den gemischten Bläsersatz), z. B. Blood, Sweat ' Tears, Chicago.

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Big|band ['bɪg'bænd], die; -, -s, (auch:) Big Band, die; - -, - -s [engl., aus: big = groß u. band, 3Band]: in Instrumentalgruppen gegliedertes großes Tanzorchester, in dem im Unterschied zur Combo einzelne Instrumente mehrfach besetzt sind.

Universal-Lexikon. 2012.