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Leder
Pille (umgangssprachlich); Fußball

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Le|der ['le:dɐ], das; -s, -:
1. aus Tierhaut durch Gerben gewonnenes Material (z. B. für Kleidung, Taschen):
Leder verarbeiten; ein Buch in Leder binden.
Zus.: Glanzleder, Hirschleder, Krokodilleder, Rindsleder, Schlangenleder, Schweinsleder.
2. (Jargon) Fußball:
das Leder rollte ins Tor.

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Le|der 〈n. 13
1. gegerbte Tierhaut (Rinds\Leder, Ziegen\Leder)
2. Lederlappen (Fenster\Leder)
3. Kleidungsstück o. Ä. aus Leder (1)
4. 〈Sp.〉 Fuß- od. Handball
● jmdm. das \Leder gerben 〈umg.〉 jmdn. verprügeln; \Leder prägen, pressen; (dicht) am \Leder bleiben 〈Sp.〉 am Ball bleiben, den Ball eng führen; jmdm. ans \Leder wollen 〈fig.〉 jmdn. angreifen (wollen); in \Leder gebundenes Buch; vom \Leder ziehen die Waffe (eigtl.: aus der Lederscheide) ziehen, jmdn. angreifen; 〈fig.〉 zu schimpfen beginnen [<ahd. ledar, engl. leather <germ. *leþra- <westidg. *letro-]

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Le|der [über ahd. ledar aus dem Keltischen]: aus Häuten verschiedener Tierarten durch Vernetzen der Kollagenfasern mit Hilfe von Gerbstoffen herstellbarer geschmeidiger Werkstoff.

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Le|der , das; -s, - [mhd. leder, ahd. ledar, H. u.]:
1. aus Tierhaut durch Gerben gewonnenes, meist zähes, sehr reißfestes Material:
weiches, schmiegsames, glattes, raues, genarbtes L.;
L. färben, pflegen, imprägnieren;
die L. verarbeitende Industrie;
Kleidung aus L.;
diese Tasche haben wir auch in L.;
jmd., etw. ist zäh wie L.;
dieses Buch kann auch in L. (mit einem aus Leder angefertigten Einband) geliefert werden;
[die folgenden Wendungen beruhen auf veraltet Leder = menschliche Haut] jmdm. das L. gerben/versohlen (Fell 1 a);
jmdm. ans L. gehen/wollen (ugs.; jmdn. angreifen);
vom L. ziehen (ugs.: schimpfen, wettern, polemisieren: gegen jmdn., etw. vom L. ziehen).
2. Kurzf. von Fensterleder.
3. (Fußballjargon) Fußball.

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I
Leder,
 
von den Haaren befreite und gegerbte, meist auch gefettete und gefärbte Tierhaut. Die Bezeichnungen der verschiedenen Arten richtet sich nach Tierart (Rind-, Kalb-, Ross-, Ziegen-, Schaf-, Fisch-, Schweins-, Reptilleder u. a.), nach Gerbart (alaun-, chrom-, pflanzlich [vegetabil] gegerbtes Leder, kombiniert gegerbtes Leder, Sämischleder u. a.), nach Zurichtung (hartes, weiches, glattes, weniger gefettetes, stärker gefettetes Leder, naturelles, schwarzes, farbiges Leder u. a.) sowie nach Verwendungszweck (Schuh-, Bekleidungs-, Sattler-, Täschner-, technisches Leder).
 
Leder wird überwiegend in der Schuhfabrikation verarbeitet. Schuh-Unterleder (z. B. Sohl-, Brandsohl-, Rahmenleder) werden fast immer aus Rindhäuten in pflanzlich-synthetischer Gerbung hergestellt. Schuh-Oberleder sind überwiegend chrom- oder kombiniert chrom-pflanzlich gegerbt. Die wichtigsten Arten sind: Rindbox, Boxcalf, Chevreau (aus Ziegenfellen). Stärker gefettete und hydrophobierte Oberleder für Wander- und Sportschuhe heißen Waterproofleder; ihnen ähnlich, doch rein pflanzlich gegerbt, ist Fahlleder für Arbeitsschuhe. Blankleder für Sättel, Geschirre und Riemen wird wie Unterleder gegerbt, jedoch mäßig gefettet und oft auf der Narbenseite gefärbt.
 
Täschnerleder aus Rindhäuten, die einen natürlichen Narben besitzen, werden als Vollrindleder bezeichnet, auch dann, wenn sie aus dem Narbenspalt der gespaltenen Rindhaut hergestellt sind. Aus dem Fleischspalt angefertigte Leder heißen Spaltleder; sie werden gewöhnlich bei der Zurichtung mit einem künstlichen Narben versehen. Großflächige Rindledernarbenspalten werden Vachetten genannt (Möbel-, Koffervachetten). Leder für Luxuslederwaren heißen auch Feinleder. Hierzu gehören u. a. Saffianleder (pflanzlich gegerbte, farbige Ziegenleder mit einem durch Krispeln herausgearbeiteten Narbenprofil; geschwärztes Saffianleder ist auch als Maroquin oder Marokkoleder bekannt), ferner Schweinsleder mit ihren charakteristischen Naturnarben, Leder aus Schlangen-, Echsen-, Krokodil-, Strauß-, Fischhäuten und deren Imitationen. Von den Ledern mit natürlichen oder künstlichen Narben sind die Ledersorten zu unterscheiden, die eine feinfaserige, tuchartige Schauseite haben: Nubukleder (aus Rindhäuten und Kalbfellen) auf der angeschliffenen Narbenseite und Veloursleder (aus Häuten und Fellen verschiedener Tiere) auf der samtartig geschliffenen Fleischseite zugerichtet; ferner Chairleder und Mochaleder oder Mochetto (glacégegerbte, auf der Fleischseite oder auf der Narbenseite tuchartig aufgeraute Leder). Hierher gehören auch Spaltleder ohne künstlichen Narben (Rauleder), sämisch gegerbte Trachtenhosenleder und die sehr saugfähigen Sämischleder zum Fensterputzen.
 
Rauleder aus meist sämisch gegerbten Häuten und Fellen wild lebender Tiere (z. B. Rotwild, Antilopen, Gazellen) werden Wildleder genannt. Bekleidungsleder für Mäntel, Jacken, Kleider, Trachtenhosen müssen leicht sein und sind daher meist chromgegerbt oder sämischgar. Sie werden aus Ziegen-, Schaf- und Kalbfellen, auch aus Rindnarbenspalten in teils veloursartiger, teils glattnarbiger Zurichtung hergestellt.
 
Handschuhleder werden vorzugsweise aus Lamm- und Zickelfellen nach besonderen Gerbverfahren gearbeitet, die die hohe Elastizität und Zügigkeit der ungegerbten Haut so weit wie möglich erhalten sollen. Nach der Art der Gerbung unterscheidet man Glacéleder (glattnarbig oder als Chair- oder Mochaleder zugerichtet) und Nappaleder (kräftigere chromgegerbte Narbenleder). Die Gruppe der technischen Leder ist sehr vielseitig (Riemen-, Manschetten- und Dichtungsleder, Spezialleder für die Ausrüstung von Textilmaschinen, Gasmessermembranen, Rohhautleder). Sie werden ebenso wie Leder für Sportartikel und orthopädische Zwecke aus kräftigen Rind- und Büffelhäuten in pflanzlich-synthetischer oder Chromgerbung hergestellt und sind meist stärker gefettet.
 
Herstellung:
 
In der Wasserwerkstatt werden die Häute in Gruben oder rotierenden Fässern zuerst einer Weiche unterworfen, worin sie den durch Konservierung verloren gegangenen Wassergehalt der schlachtfrischen Haut zurückgewinnen und zugleich von Konservierungsmitteln und Verunreinigungen freigewaschen werden. Es folgt eine Fass- oder Haspelbehandlung mit haarzerstörenden oder nur haarlockernden Mitteln (Äscher, Schwöden). Die Haare oder deren Reste werden mitsamt den oft stark pigmentierten Haarwurzeln durch Abschaben mit Schabeisen oder Enthaarungsmaschinen entfernt. Die enthaarten Blößen werden im Haspel durch Entkälken und Beizen neutralisiert und dadurch in den Quellungszustand der geweichten Haut zurückversetzt; anschließend erfolgt die Gerbung. Die ausgegerbten, noch nassen Leder werden durch Blanchieren oder Falzen auf gleichmäßige Dicke gebracht. Die lohgaren Leder werden, sofern sie stärker gefettet werden sollen, mit Tran, Degras u. a. wasserverträglichen Fetten im Fass behandelt oder »auf der Tafel geschmiert«. Chromgegerbte Leder fettet man durch Walken in warmen Fettemulsionen. In Verbindung mit der Emulsionsfettung steht die Färbung der Chromleder in warmen Farbflotten. Lohgare Leder werden, falls überhaupt eine Färbung gefordert wird, erst nach Auftrocknen durch Aufbürsten von Farbstofflösungen gefärbt.
 
Die Trocknung erfolgt durch maschinelles Abwelken und Ausrecken bereits mechanisch vorentwässerter Leder in geheizten Trocknungsräumen mit Luftumwälzung oder in Tunneln mit Transportanlage. Leder, bei denen ein hohes Flächenmaß erzielt werden soll, werden in flächig gedehntem Zustand getrocknet. Nach der Trocknung sind diese jedoch meist »blechig« und steif und müssen durch dehnendes Biegen wieder weich und geschmeidig gemacht werden. Durch weitere mechanische Arbeitsgänge (Bügeln, Pressen, Glanzstoßen, Krispeln u. a.) wird dem Leder Elastizität, Narbenglätte, Glanz oder Narbenprofilierung gegeben.
 
Die Zurichtung ist die wichtigste Aufgabe der Oberflächenveredelung, diese ist bei Flächenleder für den Wert entscheidend. Sie umfasst das Schleifen der Leder vom Velours- und Nubuktyp oder bei Narbenleder das Schleifen als Narbenkorrektur, ferner das Aufspritzen oder Aufgießen von filmbildenden und meist auch Farbpigmente enthaltenden Polymerisatlösungen (Deckfarben), von Wasser abweisenden Schutzschichten oder Lackschichten (Lackleder). Auch werden vorgefertigte Farbfilme mit dem Lack aufkaschiert (Gold- und Silberleder). Viele Leder erhalten auch auf der Fleischseite eine aus Pflanzenschleimen, Ölen, Weißpigmenten u. a. bestehende Appretur.
 
Im Unterschied zum Flächenleder sind beim Unterleder die Zurichtungsarbeiten von wesentlich geringerer Bedeutung. Bei Sohlleder, die nach Gewicht gehandelt werden, ist das Walzen der wichtigste Arbeitsgang; durch ihn werden sie geglättet und fester gemacht.
 
Geschichtliches:
 
Die Lederherstellung kann als eines der ältesten Gewerbe der Menschheit angesehen werden. Die Festigkeit und Haltbarkeit von Tierhäuten machte diese v. a. als Bekleidung (Lederbekleidung) geeignet, auch für Flüssigkeitsbehälter, Futterale, Riemen u. a. Im Kunsthandwerk fanden verschiedene Verzierungstechniken Anwendung (Lederarbeiten). Die Kunst des Gerbens mit Ölen oder Rauch wurde bereits in der Altsteinzeit geübt. Das Gerben mit vegetabilischen Stoffen kam wohl in der beginnenden Bronzezeit auf. Einen hohen Stand hatte die Lederherstellung im alten Ägypten, wo zur Gerbung Öle, vegetabilische Gerbstoffe und Alaun verwendet wurden. Die Alaungerbung spielte auch im alten Mesopotamien eine Rolle. Die Trangerbung ist wahrscheinlich eine Erfindung der Eskimo. Bei manchen Völkern werden Felle heute noch mit Fetten, Asche, bestimmten Pflanzen oder Urin bearbeitet, von den Haaren befreit und geräuchert (Indianer), geknetet oder gekaut (Eskimo).
 
Vom Altertum (Pompeji) an bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte jeder größere Ort mindestens eine handwerkliche Gerberei. Das wichtigste Gerbverfahren war die Lohgerbung. Durch die Einführung der Fassgerbung hoch konzentrierte Gerbextraktbrühen aus importierten gerbstoffreichen Hölzern, begann die Umwandlung handwerklicher Kleingerbereien in eine großindustrielle Lederfabrikation. Noch umwälzender war die allgemeine Einführung der Chromgerbung (1858), die die Lickerfettung, die Färbung im rotierenden Fass, die Heißtrocknung der Leder und die Zurichttechnik mit Deckfarben nach sich zog. Wesentliche Fortschritte brachten die Ersetzung der Kotbeize durch Enzymbeizen und die Erfindung technisch brauchbarer synthetischer Gerbstoffe. - Das Deutsche Ledermuseum befindet sich in Offenbach am Main.
 
Literatur:
 
G. A. Bravo u. J. Trupke: 100 000 Jahre L. (1970);
 
Bibliothek des L., hg. v. H. Herfeld, auf 10 Bde. ber. (1981 ff.);
 K. Pauligk u. R. Hagen: L.-Herstellung (Leipzig 31987).
 
II
Leder,
 
Rudolf, Schriftsteller, Hermlin, Stephan.
 

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Le|der, das; -s, - [mhd. leder, ahd. ledar, H. u.]: 1. aus Tierhaut durch Gerben gewonnenes, meist zähes, sehr reißfestes Material: weiches, schmiegsames, glattes, raues, genarbtes L.; L. färben, pflegen, imprägnieren; die L. verarbeitende Industrie; Kleidung aus L.; diese Tasche haben wir auch in L.; jmd., etw. ist zäh wie L.; die dunkle Haut seines Gesichts faltig wie verwittertes L. (Cotton, Silver-Jet 8); dieses Steak ist das reinste L. (ist zäh); dieses Buch kann auch in L. (mit einem aus Leder angefertigten Einband) geliefert werden; viele Motorradfahrer kleiden sich in L. (tragen einen aus Leder angefertigten [Schutz]anzug); als er sich ins L. (in den mit Leder bezogenen Sitz des Autos) zurücklehnte (Zuckmayer, Herr 89); *was das L. hält (ugs.; kräftig; nach dem ledernen Geschirr der Zugtiere); [die folgenden vier Wendungen beruhen auf veraltet Leder = menschliche Haut:] jmdm. das L. gerben/versohlen (↑Fell 1 a); jmdm. ans L. gehen/wollen (ugs.; jmdn. angreifen); jmdm. auf dem L. knien (veraltend; jmdn. unter Druck halten u. dadurch zu etw. zwingen); jmdm. aufs L. rücken (↑Pelle 1); vom L. ziehen (1. selten; von der Waffe Gebrauch machen; zu veraltet Leder = lederne Schwertscheide: Die Gendarmen müssen vom L. ziehen, um drei Angriffe der Masse zurückzuwerfen [Werfel, Bernadette 33]. 2. schimpfen, wettern, polemisieren: gegen jmdn., etw. vom L. ziehen; Kaum war er außer Hörweite, zog Jette, ebenfalls leise, aber ohne Sanftheit, vom L. [Ossowski, Liebe ist 102]). 2. kurz für ↑Fensterleder. 3. (Fußball Jargon) Fußball: das L. schlagen, treten, nach vorn treiben; er drosch das L. ins Tor; sein Abspiel kam meistens so nach Maß, dass ich das L. nur noch lässig ins Netz zu drücken brauchte (Wilhelm, Unter 23).

Universal-Lexikon. 2012.