a) Getreideart, die anstelle von Ähren Rispen aufweist:
Hafer anbauen.
Syn.: ↑ Getreide, 1Korn.
b) Frucht der Haferpflanze:
Hafer schroten, mahlen.
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Ha|fer 〈m. 3; unz.; Bot.〉 Angehöriger einer artenreichen Gattung der Süßgräser: Avena ● Gemeiner \Hafer Getreidepflanze mit abstehenden Rispen u. gleichseitig angeordneten, zweiblütigen Ährchen: A. sativa; Sy Rispenhafer; ihn sticht der \Hafer 〈fig.〉 er ist übermütig [<ahd. habaro; vielleicht zu germ. *hadra- „Ziegenbock, Bock“ mit der Bedeutung „Bockshorn“ = Viehfutter; → Habergeiß]
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Ha|fer , der; -s, (Fachspr.:) - [(spät)mhd. haber, aus dem Mittel- u. Niederd. < mniederd. haver(e) < asächs. hafero, viell. zu dem germ. Wort für »(Ziegen)bock« u. eigtl. = Futter für den Ziegenbock]:
a) Getreideart mit locker ausgebreiteten od. nach der Seite ausgerichteten Rispen:
H. anbauen, säen, ernten;
der H. steht gut, ist reif;
b) Frucht der Haferpflanze:
H. schroten, mahlen, zu Haferflocken verarbeiten;
☆ jmdn. sticht der H. (ugs.; jmd. ist [zu] übermütig; urspr. von Pferden, die durch zu reichliche Fütterung von Hafer übermütig werden: was machst du denn da, dich sticht wohl der H.!)
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Hafer
[altsächsisch hafero, eigentlich »Futter für den Ziegenbock«], Avena, Gattung der Süßgräser mit über 30 vom Mittelmeerraum bis Zentralasien und Nordafrika verbreiteten Arten; einjährige Pflanzen mit zwei- bis mehrblütigen Ährchen in Rispen. Die Deckspelzen sind am oberen Ende eingekerbt und besitzen auf dem Rücken eine Granne, die bei Kulturformen auch fehlen kann. In Deutschland kommt wild u. a. der Flughafer (Windhafer, Avena fatua) mit bei der Reife zerfallenden Ährchen vor, ein Getreideunkraut mit starker Ausbreitungstendenz.
Von ihm stammt wahrscheinlich der wichtigste Vertreter dieser Gattung, der in verschiedenen Sorten kultivierte Saathafer (Gemeiner Hafer, Avena sativa), ab. Nach der Farbe der Spelzen unterscheidet man zwischen Weiß-, Gelb-, Grau-, Braun- und Schwarzhafer, von denen die Gelb- und Weißhafersorten am verbreitetsten sind. Das Korn wird von den Spelzen fest umschlossen, ist jedoch nicht, wie bei der Gerste, mit ihnen verwachsen. Das Korn muss daher in einem speziellen Schälgang von den Spelzen getrennt werden. Es gibt auch Zuchtformen (Nackthafer), bei denen sich die Spelzen bei der Reife oder beim Drusch vom Korn lösen; diese werden jedoch bisher wegen ihrer geringeren Erträge nur selten angebaut. Saathafer benötigt ein gemäßigtes Klima mit vielen Niederschlägen und hoher Luftfeuchtigkeit. In Europa wird Saathafer daher v. a. in den mittleren und nördlichen Ländern angebaut. Hauptgetreide ist Saathafer in Nordfrankreich (Bretagne), Wales, Schottland, Irland und Südschweden; in Deutschland liegt der Anbauschwerpunkt im nördlichen Teil. Daneben wird der Saathafer in Westasien und Nordamerika kultiviert. Da Saathafer frostempfindlich ist, wird er in Europa meist nur als Sommergetreide angebaut, in wärmeren Gebieten auch als Wintergetreide. Weitere, aber in viel geringerem Umfang kultivierte Haferarten sind der Byzantinische Hafer (Avena byzantina), eine Haferart des sommertrockenen und -heißen Mediterranklimas, die v. a. in Südeuropa, Nordafrika, in den südlichen USA (v. a. Texas), Südamerika, Australien und Neuseeland angebaut wird, sowie der ertragsarme, aber auch noch unter extremen Bedingungen wachsende Sand- oder Rauhafer (Avena strigosa), der heute nur noch in wenigen Gebieten im Westen und Norden Europas (z. B. in Portugal, Südfinnland und auf den Britischen Inseln) kultiviert wird.
Ernährungsphysiologisch gesehen ist Hafer aufgrund seines hohen Gehalts an essenziellen Aminosäuren, ungesättigten Fettsäuren sowie Vitamen und Mineralstoffen (Getreide,Tab.) eine sehr wertvolle Getreideart. Daneben wird Hafer wegen seines Gehalts an dem Schleim bildenden Kohlenhydrat Lichenin diätetisch bei Magen-Darm-Erkrankungen verwendet. Als Brotgetreide wird Hafer nur selten genutzt, da er sehr kleberarm ist. Die entspelzten Körner werden u. a. zu Haferflocken, Hafergrieß und Hafermehl verarbeitet.
Hafer wird überwiegend als Futtermittel verwendet. Mehr als andere Getreidearten wird Hafer v. a. zur Kraftfutterherstellung genutzt. Aufgrund der zunehmenden Pferdehaltung durch Freizeitsportler in Nordamerika und Europa ist die Nachfrage nach Hafer in diesen Ländern beachtlich gestiegen. Dagegen hat die weltweite Haferproduktion gegenüber dem Anfang der 1950er-Jahre (62 Mio. t) kontinuierlich abgenommen. Nach einer Rekordernte im Erntejahr 1971/72 von 54,7 Mio. t verringerte sich die Erntemenge langsam. Sie betrug im Jahre 1998 25,8 Mio. t. Die weltweite Anbaufläche für Hafer ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Sie umfasste (1986) rd. 25 Mio. ha, jedoch (1998) nur noch 14,6 Mio. ha. Pro ha werden im Weltmaßstab durchschnittlich 18 dt Hafer (1998) geerntet. Das Handelsvolumen bei Hafer ist gering, da in den meisten Ländern Hafer nur für den Eigenbedarf angebaut wird; nur Überschüsse kommen auf den Weltmarkt. Wichtige Produzenten sind u. a. die Nachfolgestaaten der UdSSR, Kanada, die USA, Polen, Deutschland und Australien.
Sichere Funde von Haferkörnern stammen aus der mitteleuropäischen Bronzezeit (Pfahlbauten am Bieler See und Zürichsee). Die Römer fanden bei den Germanen Haferanbau vor. Das Entstehungsgebiet des Saathafers liegt wohl in Norddeutschland. Rauhafer wurde erst 1771 von J. C. D. von Schreber als selbstständige Art entdeckt. Angaben griechischer und römischer Schriftsteller über Hafer beziehen sich auf »Avena byzantina«, der in der Antike nur als Unkraut (Theophrast, Cato der Ältere, Ovid, Plinius der Ältere), höchstens als Viehfutter (Columella) und Arzneimittel bekannt war. Der griechische Arzt Dieuches (Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr.) erwähnte den Haferbrei als besonders leicht verdaulich. Vergil sprach vom »unfruchtbaren« (sterilis Avena) und »unnützen Hafer« (vana Avena). Im Oströmischen Reich wurde Hafer als Viehfutter angebaut (Diokletian, Hieronymus).
U. Körber-Grohne: Nutzpflanzen in Dtl. (1987).
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Ha|fer, der; -s, (Fachspr.:) - [(spät)mhd. haber, aus dem Mittel- u. Niederd. < mniederd. haver(e) < asächs. hafero, viell. zu dem germ. Wort für „(Ziegen)bock“ (vgl. ↑Habergeiß) u. eigtl. = Futter für den Ziegenbock]: a) Getreideart mit locker ausgebreiteten od. nach der Seite ausgerichteten Rispen: H. anbauen, säen, ernten; der H. steht gut, ist reif; b) Frucht der Haferpflanze: H. schroten, mahlen, zu Haferflocken verarbeiten; An H. braucht das Pferd bei Heuhäcksel mindestens 5 Pfund (Dwinger, Erde 50); *jmdn. sticht der H. (ugs.; jmd. ist [zu] übermütig: urspr. von Pferden, die durch zu reichliche Fütterung von Hafer übermütig werden): was machst du denn da, dich sticht wohl der H.!; als habe es sich ... um den übermütigen Einfall von Kindern gehandelt, die der H. sticht (Dönhoff, Ära 70).
Universal-Lexikon. 2012.