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Eierstock
Ei|er|stock 〈m. 1u; Anat.〉 die aus einem paarigen Organ bestehende weibl. Keimdrüse

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Ei|er|stock, der <meist Pl.> (Anat.):
paarig angelegtes Geschlechtsorgan, das die weiblichen Keimzellen bildet.

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Eierstock,
 
lateinisch Ovarium, Ovar, Keimdrüse der vielzelligen Tiere und des Menschen, in der sich die weiblichen Geschlechtszellen (Eizellen, Eier) entwickeln. Bei zweiseitig symmetrischen Tieren, einschließlich der Säugetiere und des Menschen, ist der Eierstock paarig, bei strahlig gebauten radiär angelegt. Bei vielen Würmern ist er fadenförmig, bei Insekten büschel- oder kammförmig aus Schläuchen (Ovariolen) zusammengesetzt.
 
Beim Menschen liegen die Eierstöcke rechts und links in einer Nische des kleinen Beckens und sind mit der Gebärmutter durch ein Band (Eierstockband) verbunden. Befestigt sind sie weiterhin durch ein Aufhängeband, in dem die Eierstockgefäße verlaufen, sowie durch eine Bauchfellduplikatur. Bei der geschlechtsreifen Frau sind die Eierstöcke etwa pflaumengroß und von einer flachen Epithelschicht, dem Keim- oder Oberflächenepithel, überzogen. Sie bestehen aus einer äußeren Rinden- und zentralen Markschicht sowie dem Hilus, in den die Blut- und Lymphgefäße einmünden. In der Rinde befinden sich die von Granulosazellen umhüllten Eizellen (Oozyten) als Follikel (Eibläschen) verschiedener Reifungsstufen. Dabei besitzen die Primär- oder Primordialfollikel nur eine Granulosazellschicht, die Sekundärfollikel zwei oder mehr Lagen von Granulosazellen sowie eine weitere äußere Gewebeschicht (Thekaschicht) und die Tertiärfollikel eine viellagige Granulosazell- und Thekazellschicht sowie eine mit Flüssigkeit angefüllte Follikelhöhle. Von Letzteren reift ein Follikel unter hormoneller Steuerung zum sprungreifen Graaf-Follikel (nach R. de Graaf) mit einem Durchmesser von 22 bis 25 mm heran, der in der Regel alle vier Wochen zwischen zwei Menstruationen aufspringt (Follikelsprung, Eisprung, Ovulation) und die befruchtungsfähige Eizelle freisetzt. Diese wird vom Fimbrientrichter des Eileiters aufgenommen. Aus dem Graaf-Follikel entwickelt sich eine Hormondrüse, der Gelbkörper (Corpus luteum). Das dort hauptsächlich produzierte Gelbkörperhormon (Progesteron) wandelt die Gebärmutterschleimhaut um, damit sich eine befruchtete Eizelle (Embryo) einnisten kann. Ist dies der Fall, bleibt der Gelbkörper bis zur 10. Schwangerschaftswoche in Funktion. Dann übernimmt der Mutterkuchen die Hormonproduktion. Tritt keine Schwangerschaft ein, bildet sich der Gelbkörper zurück, und es entsteht eine weißliche Narbe (Corpus albicans). - Im 5. Embryonalmonat beträgt nach Beendigung der Vermehrungsphase die Eizellenzahl 6 Mio., sie sinkt bis zur Geburt auf 2 Mio., auf 300 000-400 000 zu Beginn der Geschlechtsreife und beträgt am Ende derselben nur noch etwa 1 000. Das Verschwinden weiblicher Keimzellen durch Atresie (Schrumpfungsprozess) erstreckt sich über das gesamte Leben und erfolgt in allen Follikelreifungsstadien. Nur etwa 400 Follikel reifen im Leben einer Frau zu Graaf-Follikeln heran. Die Eierstock- beziehungsweise Ovarialhormone, deren Produktion von übergeordneten Zentren wie Hypothalamus und Hirnanhangdrüse gesteuert wird, regeln v. a. die periodischen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut. Der Eierstock erfüllt somit zwei verschiedene Funktionen, einmal eine generative mit dem Hervorbringen befruchtungsfähiger Eier (Follikelreifung, Ovulation), zum anderen eine innersekretorische (vegetative) Funktion (Bildung von Follikel- und Gelbkörperhormon, Geschlechtshormone), die bereits vor der fruchtbaren Phase beginnt und über sie hinaus andauert.
 
Erkrankungen:
 
Eine Eierstockentzündung (Oophoritis) tritt meist durch Übergreifen einer Eileiterentzündung, bei der es durch entzündliche Verklebungen zu einem Tuboovarialabszess (Eileitereierstockabszess) kommen kann, auf den Eierstock auf. Ein Eierstockabszess entsteht, wenn sich die Infektion in einem gerade gesprungenen Follikel oder im Gelbkörper lokalisiert. Eine fortgeleitete sekundäre Eierstockentzündung kann auch bei einer Appendizitis auftreten. Zur Symptomatik und Behandlung Eileiter (Eileiterentzündung). - Sehr selten ist eine primäre Oophoritis, die auf dem Blutweg in Folge einer Sepsis oder bei Mumps auftritt.
 
Eierstocktumoren (Ovarialtumoren) weisen aufgrund der verschiedenen Zell- und Gewebeelemente des Eierstocks eine große Vielfalt auf. Von diesen echten geweblichen Neubildungen mit autonomem und irreversiblem Überschusswachstum sind die tumorähnlichen Veränderungen abzugrenzen, die durch Vergrößerung des Eierstocks in Erscheinung treten. Es handelt sich dabei zumeist um Flüssigkeitsansammlungen (Eierstockzysten) in bestehenden Hohlräumen des Eierstocks, z. B. in Follikeln, im Gelbkörper (Follikelzysten oder Corpus-luteum-Zysten), in Endometrioseherden des Eierstocks (Schokoladenzysten oder Teerzysten), in einem alten Tuboovarialabszess (Tuboovarialzyste), in Embryonalresten des Urnierenganges (Parovarialzyste). Auch ein Ödem des Eierstocks oder zahlreiche zystische Follikel (polyzystischer Eierstock) können zu einer tumorähnlichen Vergrößerung des Eierstocks führen. - Die echten Neubildungen des Eierstocks werden je nach den Gewebestrukturen des Eierstocks, von denen sie sich ableiten, in verschiedenen histologischen (feingeweblichen) Typen gruppiert, die sowohl gutartig als auch bösartig sein können. Am häufigsten (etwa 70 %) sind die gewöhnlichen epithelialen Tumoren, die sich vom Oberflächenepithel ableiten und oft aus zahlreichen Zystenkammern mit wässrigem oder schleimig-gallertigem Inhalt bestehen. Sie können ein erhebliches Fassungsvermögen (bis zu 10 l) erreichen. Andere Tumoren entstehen aus hormonbildenden Geweben wie der Theka- und Granulosazellschicht oder Hiluszellen und bilden weibliche oder männliche Geschlechtshormone (Östrogene, Testosteron). Sie führen dann, je nach Alter der Tumorträgerin, zu vorzeitiger Geschlechtsreife, zu Blutungsstörungen oder zur Vermännlichung. In der Gruppe der Keimzelltumoren (aus Eizellen hervorgegangen) finden sich zahlreiche Tumorformen, die Elemente aus allen drei embryonalen Zellschichten (Keimblättern) enthalten. Dazu gehören die Teratome. - Die bösartigen Eierstocktumoren werden als primäre Ovarialkarzinome (Eierstockkrebs) bezeichnet. Sie entsprechen in ihrer histologischen Vielfalt den gutartigen Varianten und treten vorwiegend nach dem 35. Lebensjahr auf. Bei bestimmten Karzinomen (Magen, Darm, Brust) können sich große Tochtergeschwülste (Metastasen) in den Eierstöcken entwickeln, die oft eher erkannt werden als der Primärtumor (sekundäre Ovarialkarzinome). Da die Krebserkrankung anfangs keine oder nur uncharakteristische Beschwerden hervorruft, werden Ovarialkarzinome in zwei Dritteln aller Fälle erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, in dem sich der Krebs schon im gesamten Bauchraum ausgebreitet hat. Das häufigste Symptom ist die rasch aufgetretene Bauchwassersucht (Aszites).
 
Die Behandlung besteht in möglichst radikaler Entfernung des Krebsgewebes einschließlich der Eierstöcke und der Gebärmutter. In der Regel schließt sich dann eine Chemotherapie über mehrere Monate an; in besonderen Fällen ist auch eine Strahlenbehandlung angezeigt. Die Prognose hängt vom Tumorausbreitungsstadium bei Behandlungsbeginn ab. Obwohl mit der Chemotherapie eine deutliche Lebensverlängerung erreicht werden konnte, liegt die 5-Jahres-Überlebenszeit nur bei etwa 35 %. Die Früherkennung des Ovarialkarzinoms ist trotz moderner diagnostischer Möglichkeiten für eine Krebsvorsorgeuntersuchung (z. B. Ultraschalldiagnostik) noch ein ungelöstes Problem, da sich die Erkrankung sehr schnell entwickeln kann und eine jährliche Untersuchung nicht ausreichend ist.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Geschlechtsorgane der Frau: Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Scheide
 

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Ei|er|stock, der <meist Pl.>: paarig angelegtes Geschlechtsorgan, das die weiblichen Keimzellen bildet.

Universal-Lexikon. 2012.