Hau|ser 〈m. 3; bair.-österr.〉 = Haushälter
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Hau|ser, der; -s, - [zu veraltet hausen = wirtschaften] (bayr., westösterr.):
Haushälter, Wirtschaftsführer.
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I Hauser,
Kaspar-Hauser-Versuch.
Hauser,
1) Arnold, britischer Literatur- und Kunstsoziologe ungarischer Herkunft, * Temesvar 8. 5. 1892, ✝ Budapest 28. 1. 1978; emigrierte 1938 nach London. Er lehrte an der Universität Leeds und an verschiedenen amerikanischen Instituten. Hauser führte auf der Grundlage von G. Simmel, E. Troeltsch, M. Dvořák, G. Lukács und K. Mannheim die sozialhistorische und wissenssoziologische Betrachtungsweise in die Kunstwissenschaft ein.
Werke: The social history of art, 2 Bände (1951; deutsch Sozialgeschichte der Kunst und Literatur); Philosophie der Kunstgeschichte (1958); Kunst und Gesellschaft (1973); Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur Die Entwicklung des Manierismus seit der Krise der Renaissance (1973); Soziologie der Kunst (1974).
Georg Lukács, Karl Mannheim u. der Sonntagskreis, hg. v. É. Karádi u. a. (a. d. Ungar., 1985).
2) Erich, Bildhauer und Grafiker, * Rietheim (heute zu Rietheim-Weilheim, Kreis Tuttlingen) 15. 12. 1930; besuchte nach einer Lehre als Stahlgraveur 1964/65 die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seine großformatigen Skulpturen aus Edelstahlplatten, -kuben und -röhren sind meist als Freiplastiken konzipiert; daneben entstanden auch architekturbezogene Arbeiten.
E. H. Werkverz., bearb. v. H. Defet u. a., 2 Bde. (1970-80);
E. H. Geb. 1930. Stahlplastiken, Zeichnungen, Radierungen 1963-1992, Ausst.-Kat. Galerie Sclichtenmaier, Grafenau (1992).
3) Heinrich, Schriftsteller, * Berlin 27. 8. 1901, ✝ Dießen am Ammersee 25. 3. 1955; lebte 1939-48 im Exil (USA), danach meist journalistisch tätig; schrieb im Stil der Neuen Sachlichkeit Romane, Erzählungen, Erlebnisberichte und Reportagen, häufig aus dem Bereich der Seefahrt.
Werke: Romane: Das zwanzigste Jahr (1925); Brackwasser (1928); Donner überm Meer (1929); Notre Dame von den Wogen (1937); Gigant Hirn (herausgegeben 1958).
Berichte und Reportagen: Die letzten Segelschiffe (1930); Opel, ein deutsches Tor zur Welt (1937); Australien. Der menschenscheue Kontinent (1938).
4) Kaspar, Findelkind unbekannter Herkunft, * (nach eigenen Angaben) 30. 4. 1812, ✝ Ansbach 17. 12. 1833; tauchte im Mai 1828 in Nürnberg auf und bezeichnete sich als K. Hauser. Seinem Bericht zufolge war er mehr als 10 Jahre in aller Verborgenheit in einem dunklen Raum aufgewachsen. Des Findlings, dessen geistige Entwicklung begrenzt blieb, nahm sich besonders der Jurist P. J. A. von Feuerbach an, der ihn nach zwei angeblichen Attentatsversuchen 1829 und 1831 in die Obhut des Volksschullehrers J. G. Meyer nach Ansbach gab. Am dortigen Appellationsgericht arbeitete Hauser als Aktenkopist. Die Gesellschaft nahm regen Anteil an seinem Schicksal; er verkehrte in den ersten Kreisen. Hauser starb an den Folgen einer Stichwunde (vom 14. 12. 1833); ungeklärt blieb, ob es sich um ein Attentat oder eine Selbstverletzung handelte. - Frühzeitig tauchte die Behauptung auf, Hauser sei ein von der Gräfin Luise von Hochberg zur Sicherung der Erbfolge ihrer Linie beseitigter Erbprinz von Baden gewesen (durch Genanalyse 1996 widerlegt). Trotz Einbeziehung neuer Dokumente blieb dieser berühmteste Kriminalfall des 19. Jahrhunderts bisher ungelöst.
In der Sozialpsychologie werden durch Gemütsarmut und Kontaktschwierigkeiten gekennzeichnete Entwicklungsstörungen als K.-Hauser-Komplex (A. Mitscherlich) bezeichnet. - Die Aufzucht von Tieren in der Isolation (Erfahrungsentzug) zur Bestimmung genetisch angelegter Verhaltensmuster wird von der Verhaltensforschung K.-Hauser-Versuch genannt.
Literarische Behandlung:
Die historische, psychologische und soziale Problematik des K.-Hauser-Stoffes ist in Romanen (K. Gutzkow, »Die Söhne Pestalozzis«, 1870; J. Wassermann, »Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens«, 1908; K. Röttger, »K. Hausers letzte Tage oder das kurze Leben eines ganz Armen«, 1933), Gedichten (P. Verlaine, »Gaspard Hauser chante«, 1881; G. Trakl, »K. Hauser Lied«, 1915) und Dramen (P. Handke, »Kaspar«, 1968; D. Forte, »K. Hausers Tod«, 1979) immer wieder gestaltet worden. - Filme von W. Herzog (»Jeder für sich und Gott gegen alle«, 1974) und Peter Sehr (»Kaspar Hauser Verbrechen am Seelenleben«, 1993).
Johannes Mayer u. P. Tradowsky: K. H. (1983);
H. Pies: K. H. (Neuausg. 1986);
U. Leonhardt: Prinz von Baden genannt K. H. (1987).
5) Kaspar, Pseudonym des Journalisten und Schriftstellers Kurt Tucholsky.
6) Otto, schweizerischer Vorgeschichtsforscher, * Wädenswil 27. 4. 1874, ✝ Berlin 19. 6. 1932; unternahm (bis 1914) zahlreiche Ausgrabungen, v. a. in der Dordogne, wo er 1908 das Neandertalerskelett von Le Moustier und später das Skelett von Combe-Capelle fand.
7) Walter, schweizerischer Politiker, * Wädenswil 1. 5. 1837, ✝ Bern 22. 10. 1902; 1869-81 Kantonsrat, 1869-75 Nationalrat, 1879-88 Ständerat, 1881-88 Regierungsrat in Zürich; als Bundesrat (seit 1888) meist Chef des Finanzdepartements; Bundespräsident 1892 und 1900.
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Hau|ser, der; -s, - [zu veraltet hausen = wirtschaften] (bayr., westösterr.): Haushälter, Wirtschaftsführer.
Universal-Lexikon. 2012.