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Knochenbruch
Bruch; Fraktur

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Knọ|chen|bruch 〈m. 1uBruch eines Knochens; Sy Fraktur (II)

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Knọ|chen|bruch, der:
das Brechen (1), Gebrochensein eines ↑ Knochens (1 a):
ein komplizierter, zweifacher K.;
er zog sich mehrere Knochenbrüche zu.

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Knochenbruch,
 
Fraktur, Trennung des natürlichen Gewebezusammenhanges eines Knochens durch direkte, örtlich begrenzte, oder indirekte, fortgeleitete Gewalteinwirkungen, die zu einer über die Elastizitätsgrenze hinausgehenden Belastung führen. Beim kompletten Knochenbruch entstehen zwei oder mehrere Bruchstücke (Fragmente) unterschiedlicher Größe (bis zum Trümmer- oder Splitterbruch), beim Serienbruch sind mehrere Knochen gleichzeitig betroffen. Der inkomplette Knochenbruch tritt als Haarbruch (Fissur), Spaltbildung ohne Trennung des Zusammenhangs (Infraktion), bei Schädelknochen als Eindellung (Impression), in jugendlichem Alter als Grünholzbruch ohne Durchtrennung der Knochenhaut auf. Sonderfälle sind der Ermüdungsbruch, die bei Kindern hervorgerufene Epiphysenlösung (Epiphyse) und die durch krankhafte Knochenveränderungen (Osteoporose, Knochenzysten, -tumoren) bedingte, bei geringfügigen Belastungen auftretende Spontanfraktur (pathologischer Bruch).
 
Die Einteilung der Knochenbrüche richtet sich nach den betroffenen Körper- oder Knochenteilen (z. B. Schädel-, Unterarm-, Gelenkbruch), nach der Ursache (z. B. Schussbruch), nach der Form der Gewalteinwirkung (z. B. Biegungs-, Dreh-, Kompressions-, Abrissbruch, Abscherfraktur), nach Verlaufsrichtung und Form der Bruchlinie (Quer-, Schräg-, Spiral- oder Schraubenbruch). Weist eine Bruchstelle mehrere Bruchlinien auf, wird der Knochenbruch nach der Ähnlichkeit mit den Buchstaben als T-, V- oder Y-Bruch bezeichnet. Beim einfachen (geschlossenen) Knochenbruch bleibt die umgebende Weichteilbedeckung intakt, beim komplizierten (offenen) Knochenbruch liegt infolge Durchspießung oder Zerreißung unterschiedlichen Schweregrads mit Nebenverletzungen auch von Muskeln, Nerven, Organen und größeren Blutverlusten die Bruchstelle offen, wodurch es zu Infektionen kommen kann. Weitere Komplikationen sind Schock, Fettembolie und Knochenmarkentzündung. Besonders schwerwiegende Formen mit neurologischen Komplikationen können beim Wirbelbruch auftreten.
 
Zu den (unsicheren) Symptomen eines Knochenbruchs gehören Schwellungen und Blutergüsse, heftiger Druckschmerz, Gebrauchseinschränkung oder -unfähigkeit durch schmerzhafte Bewegungshemmung; sichere Hinweise stellen die anomale Lage und Beweglichkeit von Gliedmaßen, Knochenreiben bei Bewegung (Crepitatio) und das Röntgenbild dar.
 
Nach der unmittelbaren Versorgung durch die Maßnahmen der ersten Hilfe (Übersicht) werden Form und Ausmaß des Knochenbruchs durch Röntgenuntersuchungen in mehreren Ebenen geklärt, gegebenenfalls auch durch Zusatzuntersuchungen wie Computer- oder Kernspintomographie. Die weitere Behandlung besteht in der bei örtlicher Betäubung oder Allgemeinnarkose vorgenommenen Einrenkung der Bruchstücke (Reposition) durch Handgriffe (teils unter Einsatz von Streckapparaten) unter Sichtkontrolle im Röntgenbild und der Ruhigstellung in korrekter Lage (Retention) durch Anlegen eines Gipsverbandes, gegebenenfalls auch durch Dauerzugbehandlung (Drahtextension) sowie entsprechende Lagerungsschienen zur Vermeidung von Verkürzungen durch starken Muskelzug. Bei komplizierten Brüchen kann eine chirurgische Wundbehandlung mit Stabilisierung der Bruchstücke durch Maßnahmen der Osteosynthese erforderlich sein. Die Heilung des Knochenbruchs vollzieht sich bei eng aufeinander liegenden Bruchflächen durch direkte Verknöcherung (Kontaktheilung); bei Bestehen eines Bruchspalts kommt es durch den Reiz, den der Bluterguss an der Bruchstelle bewirkt, zur Sprossung und Vermehrung von Bindegewebezellen mit Bildung eines Frakturkallus, der durch zunehmende Kalkeinlagerung zum belastungsfähigen Knochen umgewandelt wird. Bei einer Störung der Knochenbruchheilung kann es zu einer Falschgelenkentwicklung (Pseudarthrose) kommen. Die Heilungszeit eines Knochenbruchs liegt zwischen 3 Wochen (z. B. Finger- und Zehenbruch) und 16 Wochen (z. B. Schenkelhalsbruch); in höherem Lebensalter kann sie verzögert sein. Der Rehabilitation nach Knochenbrüchen dienen krankengymnastische Bewegungsübungen sowie, wenn möglich, frühzeitige funktionelle Belastung, bei ruhig gestellten Gliedmaßen vorwiegend isometrisches Muskeltraining.
 
Literatur:
 
Die Frakturenbehandlung bei Kindern u. Jugendlichen, hg. v. B. G. Weber (Neuausg. 1979);
 B. Kaltwasser u. a.: Chirurgie der Knochen u. Gelenke (1981);
 E. Jonasch: K.-Behandlung bei Kindern (1982);
 R. McRae: Praxis der Frakturenbehandlung (a. d. Engl., 31995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Knochenbrüche: Formen und Behandlung
 

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Knọ|chen|bruch, der: das Brechen (1), Gebrochensein eines Knochens (1 a): ein komplizierter, zweifacher K.; er zog sich mehrere Knochenbrüche zu.

Universal-Lexikon. 2012.