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Polis
Po|lis 〈f.; -, Po|leis; im antiken Griechenland〉 Stadtstaat

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Pọ|lis, die; -, Poleis [griech. pólis, politisch]:
altgriechischer Stadtstaat.

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Pọlis
 
die, -/...leis, im antiken Griechenland der Stadtstaat; ursprünglich, nach mykenischen Zeugnissen, die »Burg« und die damit verbundene Siedlung. In archaischer Zeit Bezeichnung der Siedlung, die den politischen Mittelpunkt des umliegenden Gebietes bildete (Sitz der Beamten, Tagungsort von Rat und Volksversammlung), schließlich Bezeichnung für das Siedlung und Umland umfassende Gemeinwesen, den Stadtstaat, im Gegensatz zu den ländlichen Stammesstaaten (Koinon).
 
Die Polis verstand sich als Gemeinschaft der Bürger (Politen, griechisch Politai, Singular Polites), auf deren ursprünglichen stammesmäßigen kultisch-sozialen Verbänden (Phylen, Phratrien) sie sich aufbaute. Sie war gekennzeichnet durch Selbstverwaltung, in deren Rahmen der Einzelne politische Rechte und Pflichten hatte, die durch die Politeia (»politische Ordnung«, »Verfassung«) festgelegt waren. Die Verfassung konnte, nachdem das Königtum schon früh zurückgedrängt war, oligarchisch oder demokratisch sein, je nachdem, ob nur die Grundbesitzer und die Vermögenden oder alle Bürger an den politischen Rechten vollen Anteil hatten. Neben den politisch vollberechtigten Bürgern, meist nur einigen Tausend, spielten die minderberechtigten ortsansässigen Fremden (Metöken) besonders wirtschaftlich eine bedeutende Rolle. Die Vollbürger, die sich in Krieg und Frieden der Polis zur Verfügung zu stellen hatten, traten im städtischen Mittelpunkt (Agora) regelmäßig zur Volksversammlung (Ekklesia) zusammen und konnten in den dort tagenden Rat (Bule) gewählt oder durch Losung aufgenommen werden. Mitglieder des Rates sowie gewählte oder erloste Amtsträger leisteten ihre Arbeit ehrenamtlich meist für die Dauer eines Jahres. Als politische und soziale Einheit verfocht die Polis das Recht, nach eigenen Gesetzen zu leben (Autonomie), und strebte nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit (Autarkie). »Homonoia« (Eintracht) aller Bürger war politisch-ethisches Postulat. Dennoch kamen gewaltsame Änderungen des inneren Aufbaus der Poleis häufig vor.
 
Die Blütezeit der Polis fällt ins 6.-4. Jahrhundert v. Chr. Die flächenmäßig größten Poleis waren Sparta und Athen. Die Polis war noch in hellenistischer Zeit Vorbild für die kommunale Verfassung der vielen neuen griechischen Siedlungen in Asien. Trotz Minderung ihrer Selbstständigkeit unter den hellenistischen Königen und später im Römischen Reich vermochte sie ihre Eigenart zu behaupten, blieb zumindest kulturelles und geistiges Zentrum. Als Idee hat die Polis v. a. durch die Staatslehren von Platon und Aristoteles durch die Jahrtausende fortgewirkt.
 
Literatur:
 
V. Ehrenberg: Der Staat der Griechen (Zürich 21965);
 
Zur griech. Staatskunde, hg. v. F. Gschnitzer (1969);
 
Hellen. Poleis. Krise, Wandlung, Wirkung, hg. v. E. C. Welskopf, 4 Bde. (Berlin-Ost 1974);
 W. Gawantka: Die sogenannte P. Entstehung, Gesch. u. Kritik der modernen althistor. Grundbegriffe der griech. Staat, die griech. Staatsidee, die P. (1985);
 H. Knell: Mythos u. P. Bildprogramme griech. Bauskulptur (1990);
 
Die griech. P. Architektur u. Politik, hg. v. W. Hoepfner u. G. Zimmer (1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
griechische Geschichte beginnt mit Homer
 
griechische Städte und Staaten
 

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Pọ|lis, die; -, Poleis [griech. pólis, ↑politisch]: altgriechischer Stadtstaat: In der Tat lag dem Begriff Demokratie ursprünglich die Vorstellung von der antiken P. zugrunde, in der das Volk selbsttätig bei der Vollziehung staatlicher Machtbefugnisse mitwirkte (Fraenkel, Staat 75).

Universal-Lexikon. 2012.