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Siemens
Sie|mens 〈n.; -, -; 〉
1. Maßeinheit der elektr. Leitfähigkeit
2. Kehrwert des Ohms, der Einheit für den elektrischen Widerstand
[nach W. von Siemens, 1816-1892]

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Sie|mens [nach dem dt. Erfinder u. Industriellen E. W. von Siemens (1816–1892)], das; -, -; Einheitenzeichen: S: Einheit des elektr. Leitwerts als Kehrwert des elektr. Widerstands mit 1 S = 1/Ώ = 1 A/V.

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I
Siemens
 
[nach W. von Siemens], Einheitenzeichen S, SI-Einheit des elektrischen Leitwerts: 1 S = 1 A/V = 1 Ω -1.
 
II
Siemens,
 
1) August Friedrich, Unternehmer und Erfinder, * Menzendorf (bei Grevesmühlen) 8. 12. 1826, ✝ Dresden 24. 5. 1904, Bruder von 2), 3) und 5); ging 1848 als Mitarbeiter seines Bruders Carl Wilhelm nach England; entwickelte mit diesem dort 1856 einen Regenerativofen, der durch Wiederverwertung der Abwärme erlaubte, Gase bei besonders hohen Temperaturen zu verbrennen, und in verbesserter Form zum Stahlschmelzen sowie bei der Glasfabrikation eingesetzt wurde. 1863 kehrte Siemens nach Deutschland zurück und übernahm 1867 von seinem Bruder Hans (* 1818, ✝ 1867) eine Glashütte bei Dresden, die sich unter seiner Leitung - auch durch weitere Erfindungen - zu einem bedeutenden Unternehmen entwickelte.
 
Literatur:
 
C. Matschoss: Männer der Technik (1925, Nachdr. 1985).
 
 2) Carl von (seit 1895), Unternehmer, * Menzendorf (bei Grevesmühlen) 3. 3. 1829, ✝ Menton (Frankreich) 21. 3. 1906, Bruder von 1), 3) und 5); gründete 1855 in Sankt Petersburg die russische Zweigniederlassung der Firma Siemens & Halske zur Anlage und Verwaltung von Telegrafenlinien, die er bis 1867 und 1880-90 leitete, führte 1869-80 mit seinem Bruder Carl Wilhelm die Siemens Brothers & Co., London.
 
 3) Carl Wilhelm, seit 1883 Sir William Siemens, britischer Industrieller deutscher Herkunft, * Lenthe (heute zu Gehrden) 4. 4. 1823, ✝ London 19. 11. 1883, Bruder von 1), 2) und 5); ging 1843 nach London, um die elektrotechnischen Erfindungen seines Bruders Ernst Werner in Großbritannien zu verwerten; erfand selbst eine Regenerativdampfmaschine (1847), eine hydraulische Bremse (1867) und zahlreiche Messgeräte. 1850 übernahm Siemens die englische Vertretung der Firma Siemens & Halske, die er 1858 in ein Zweiggeschäft umwandelte und 1865 als Siemens Brothers & Co. verselbstständigte. Siemens baute 1874 den Kabeldampfer »Faraday«. Sein Unternehmen verlegte die ersten Tiefseekabel von Rio de Janeiro nach Montevideo (1874) sowie zwischen Irland und den USA (1875). Außerdem besaß er Stahlwerke, in denen der Stahl unter Verwendung des von ihm und seinem Bruder August Friedrich entwickelten Regenerativofens nach dem Siemens-Martin-Verfahren hergestellt wurde. In seinen letzten Lebensjahren befasste sich Siemens auch mit der Verwendung des elektrischen Stroms im Hüttenwesen.
 
 
Ausgabe: The scientific works, herausgegeben von E. F. Bamber, 3 Bände (1889).
 
Literatur:
 
W. Pole: W. S. (a. d. Engl., 1890);
 A. Rotth: W. v. S. (1922).
 
 4) Ernst von, Unternehmer, * Kingston upon Hull 9. 4. 1903, ✝ Starnberg 31. 12. 1990, Enkel von 5); 1943 im Vorstand der Siemens & Halske AG und 1949-56 Vorstandsvorsitzender der Siemens-Schuckertwerke AG. Er gründete 1972 die Ernst von Siemens Stiftung (Sitz: Zug, Schweiz; Verwaltung in München) zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses auf dem Gebiet der Musik und stiftete 1973 den Ernst von Siemens Musikpreis, der an Musikkünstler oder Musikwissenschaftler (aller Nationen) für hervorragende Leistungen vergeben wird.
 
 5) Ernst Werner von (seit 1888), Erfinder und Unternehmer, Mitbegründer der Elektrotechnik, * Lenthe (heute zu Gehrden) 13. 12. 1816, ✝ Berlin 6. 12. 1892, Vater von 7), Bruder von 1), 2) und 3); erwarb sich während seiner Zeit bei der preußischen Artillerie technische und naturwissenschaftliche Kenntnisse. Um nach dem frühen Tod der Eltern für seine jüngeren Geschwister sorgen zu können, suchte er erste erfolgreiche Erfindungen (galvanische Versilberung und Vergoldung 1842, Dampfregulator u. a.) mit seinem nach England gegangenen Bruder Carl Wilhelm finanziell auszuwerten. Zur Verwertung eines 1846 erfundenen elektrischen Zeigertelegrafen gründete er 1847 mit dem Mechaniker J. G. Halske die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske, die Keimzelle des Unternehmens Siemens; in ihr wurde auch besonders isoliertes Leitungsmaterial hergestellt. Siemens führte seit 1847 für die Verlegung im Erdreich die nahtlos mit Guttapercha umkleideten Leitungen ein. Nach dem Bau mehrerer Telegrafenlinien (u. a. von Berlin nach Frankfurt am Main) schied er 1849 aus der Armee aus und widmete sich ganz seiner Firma und der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Telegrafie. V. a. Auseinandersetzungen mit der preußischen Telegrafenverwaltung gefährdeten die Existenz des Unternehmens, doch der Bau von Telegrafenlinien in Russland gab dem Geschäft neuen Auftrieb und führte 1853 zur Gründung einer Zweigniederlassung in Sankt Petersburg unter seinem Bruder Carl. Hinzu kamen weitere Erfindungen (Induktor mit Doppel-T-Anker, Alkoholometer) und die Beteiligung an der Verlegung von Tiefseekabeln, besonders durch das Londoner Zweiggeschäft. Mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips und der Entwicklung der Dynamomaschine (1866) leitete Siemens die Starkstromtechnik ein, die neben weiteren Erfindungen als neues Betätigungsfeld der Firma Siemens & Halske zu einem stetigen Aufstieg verhalf. Siemens führte 1879 die erste funktionstüchtige elektrische Lokomotive vor, baute 1880 den ersten elektrischen Aufzug und 1881 in Lichterfelde (heute zu Berlin) die erste elektrische Straßenbahn. 1890 zog er sich von der Firmenleitung zurück. Siemens verband hohe wissenschaftliche Begabung mit großem erfinderischem Geschick und geschäftlichem Weitblick und gehört damit zu den bedeutenden Persönlichkeiten in der Entwicklung der deutschen Industrie. Auch auf sozialem Gebiet gab er Anregungen und schuf grundlegende Einrichtungen. Er war maßgeblich daran beteiligt, ein wirkungsvolles deutsches Patentgesetz einzuführen, und setzte sich tatkräftig, u. a. mit einer Schenkung, für die Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (1887) ein.
 
 
Werke: Positive Vorschläge zu einem Patentgesetz (1869); Gesammelte Abhandlungen und Vorträge (1881); Lebenserinnerungen (1892).
 
Literatur:
 
S. von Weiher: W. v. S. (1970);
 W. Feldenkirchen: W. v. S. Erfinder u. internat. Unternehmer (Neuausg. 1996).
 
 6) Georg von (seit 1899), Bankier, * Torgau 21. 10. 1839, ✝ Berlin 23. 10. 1901, Vetter von 5); war ab 1870 Direktor der von ihm mitgegründeten Deutschen Bank AG. Auf ihn gehen vielfältige Unternehmungen im Ausland (u. a. Finanzierung des Baus der Anatolischen und der Bagdadbahn) zurück.
 
 7) Wilhelm von, Industrieller, * Berlin 30. 7. 1855, ✝ Arosa 14. 10. 1919, Sohn von 5); ab 1879 in der väterlichen Firma Siemens & Halske; förderte besonders die Glühlampenfabrikation (Miterfinder der Tantallampe), den Schnelltelegrafen, den elektrischen Bahnantrieb und die elektrische Fernsteuerung. Mit Erfolg nahm er sich des Patentwesens an. Siemens wurde 1884 Mitinhaber, nach dem Ausscheiden seines Vaters 1890 die führende Persönlichkeit des Unternehmens, das von 3 000 auf 65 000 Mitarbeiter anwuchs.

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Sie|mens, das; -, - [nach dem dt. Erfinder W. von Siemens (1816-1892)] (Physik, Elektrot.): Einheit des elektrischen Leitwerts (Zeichen: S).

Universal-Lexikon. 2012.