Luftzug; Hauch; Durchzug; Lokomotive; Triebfahrzeug; Bahn; Lok; Eisenbahn; Tension; Belastung; Spannungszustand; Spannung; Charaktereigenschaft; Eigenschaft; Haltung; Charakterzug; Einstellung; Merkmal
* * *
Zug [ts̮u:k], der; -[e]s, Züge ['ts̮y:gə]:1. Lokomotive oder Triebwagen mit den dazugehörenden Wagen (besonders bei der Eisenbahn):
sie fährt gern[e] Zug; bei Glatteis nehme ich lieber den Zug; der Zug hat keinen Anschluss; er fuhr mit dem letzten Zug nach Hause; morgens bringt er die Kinder zum Zug, abends holt sie sie vom Zug ab.
Zus.: Fernverkehrszug, Nahverkehrszug, Schnellzug.
2. sich fortbewegende Schar, Kolonne, Gruppe:
der Zug der Trauernden nahm kein Ende; die Demonstrierenden bildeten einen langen Zug.
Zus.: Demonstrationszug, Fackelzug, Fastnachtszug, Festzug, Geleitzug, Rosenmontagszug.
3. das Ziehen, Wandern, Sichfortbewegen [in einer Gruppe]:
der Zug der Vögel in den Süden.
Zus.: Vogelzug.
4.
a) das Ziehen, ziehende Kraft, die auf etwas einwirkt:
ein starker Zug nach unten, nach der Seite; mit einem Zug an der Leine öffnete sie den Fallschirm.
Zus.: Klimmzug.
der Zug am Rollladen; sie hat sich einen Zug an die Gardine gemacht.
Zus.: Flaschenzug, Glockenzug, Klingelzug.
5.
a) das zügige Trinken, Hinunterschlucken einer meist größeren Menge eines Getränkes:
sie leerte das Glas in einem Zug; er tat einen kräftigen Zug aus der Flasche; du hast ja einen guten Zug (ugs.; kannst viel trinken, ohne das Glas/die Flasche abzusetzen).
b) das Einatmen der Luft, das Einziehen des Rauches:
sie atmete in tiefen Zügen; er machte einen Zug aus seiner Pfeife.
Zus.: Atemzug;
☆ etwas in vollen Zügen genießen: etwas voll und ganz genießen, auskosten:
sie genoss das Leben in vollen Zügen;
☆ in den letzten Zügen liegen (ugs.): im Sterben liegen:
der Schwerkranke lag in den letzten Zügen.
6. als unangenehm empfundener Luftzug:
hier herrscht ein ständiger Zug; sie hat einen ganz steifen Nacken, weil sie im Zug gesesssen hat.
Syn.: ↑ Durchzug.
7. charakterliche Eigenart:
das ist ein sympathischer Zug an ihm; manchmal nimmt das nationale Bewusstsein gefährliche Züge an.
Zus.: Charakterzug, Grundzug, Wesenszug.
8. typische Linie des Gesichts:
jugendliche, hagere Züge; sie hat so einen verträumten Zug um den Mund.
Zus.: Gesichtszug.
9. das Bewegen, Weiterrücken einer Figur beim Spiel:
er machte mit dem Springer einen falschen Zug; matt in drei Zügen;
☆ zum Zuge kommen: die Möglichkeit zum Handeln bekommen:
ich habe versucht etwas zu ändern, aber ich bin nicht recht zum Zuge gekommen.
* * *
Zug 〈m. 1u〉
I 〈zählb.〉
1. das Ziehen (Wolken\Zug, Vogel\Zug)
2. 〈Brettspiel〉 das Ziehen, Rücken eines Steins
4. Forschungsreise, Fahrt
5. kriegerische od. räuberische Unternehmung (Kriegs\Zug, Raub\Zug)
6. Griff, Schnur u. a. zum Ziehen (Klingel\Zug)
7. Vorrichtung zum Spannen, Zusammenhalten (Gummi\Zug)
8. vertiefter Teil eines Gewindes
9. 〈bei Feuerungsanlagen〉 Kanal zum Abziehen der Rauchgase
10. Lokomotive mit angehängten Wagen (Eisenbahn\Zug)
11. Lastwagen mit Anhänger (Last\Zug)
13. Gruppe, Reihe, Schar (Demonstrations\Zug, Fest\Zug, Geleit\Zug, Trauer\Zug, Wagen\Zug)
14. 〈Schule u. Mil.〉 Abteilung
15. 〈fig.〉
15.1 Linie (Gesichts\Zug, Schrift\Zug)
15.2 Bestandteil, Eigenart (Charakter\Zug, Wesens\Zug)
● der \Zug der Kinder Israel durch die Wüste; der \Zug der Leidtragenden folgte dem Sarg; in diesem Jahr setzt der \Zug der Vögel nach dem Süden schon früh ein; daran kannst du nichts ändern, das ist der \Zug der Zeit ● der Lokomotivführer brachte den \Zug noch rechtzeitig zum Halten, zum Stehen; der \Zug ist entgleist; der \Zug führt nur Wagen erster Klasse; wann geht der nächste \Zug nach Hamburg?; der \Zug hält nicht überall, nicht auf allen Stationen; sein: der \Zug war leer, überfüllt; einen \Zug tun 〈Brettspiel〉; lass mich mal einen \Zug (an deiner Zigarette) tun; den \Zug verpassen, versäumen; kann ich den \Zug noch zurücknehmen? 〈Brettspiel〉 ● den ersten \Zug tun 〈Brettspiel〉; einen anderen \Zug nehmen; das ist ein anständiger, schöner \Zug von ihm 〈fig.〉; sie hat einen bitteren \Zug um den Mund; ein falscher, unüberlegter \Zug 〈beim Brettspiel〉; in den falschen \Zug steigen; im falschen \Zug sitzen 〈umg.; fig.〉 sich falsch entschieden haben, fehl am Platz sein; einen guten \Zug haben 〈umg.〉 ohne das Glas abzusetzen viel trinken können; das Gymnasium hat einen humanistischen und einen naturwissenschaftlichen \Zug; einen kräftigen, tüchtigen \Zug (aus dem Glas) tun; milde, scharfe, strenge Züge haben ● du bist am \Zug 〈Brettspiel〉 〈fig.〉 du bist an der Reihe zu handeln; ein \Zug an der Zigarre, Zigarette; einen \Zug aus einem Glas, aus der Pfeife tun; er leerte das Glas in einem, auf einen, mit einem \Zug ohne abzusetzen; er gewann das Spiel in fünf Zügen; etwas in großen Zügen erklären, schildern zusammenfassend, ohne Einzelheiten; er liegt in den letzten Zügen 〈fig.〉 er ist völlig erschöpft; er liegt im Sterben; in langen, gierigen Zügen trinken; die reine Waldluft in kräftigen Zügen einatmen 〈fig.〉; er genoss sein Leben in vollen Zügen 〈fig.〉 nach Kräften; die ganze Sache hat einen \Zug ins Lächerliche 〈fig.〉 ist etwas lächerlich; er hat einen \Zug ins Maßlose 〈fig.〉 er wird leicht maßlos, kann manchmal nicht maßhalten; früh mit dem ersten \Zug fahren; der \Zug Napoleons nach Russland; es ging \Zug um \Zug ohne Unterbrechung, es ging rasch u. planmäßig vonstatten; er hat einen scharfen \Zug um den Mund; ich hole dich vom \Zug ab; darin liegt ein \Zug von Größe 〈fig.〉 eine gewisse Größe; ich werde dich zum \Zug bringen
II 〈unz.〉
1. Zugkraft
2. Luftbewegung in Räumen, Luftzug (Durch\Zug)
3. Beanspruchung eines Werkstoffes durch zwei in Richtung der Achse angreifende, einander entgegengesetzt gerichtete Kräfte
4. 〈fig.〉 Spannung, Bewegung, Schwung
● einen starken \Zug ausüben (von Maschinenteilen); der Ofen hat nicht genug \Zug; sein: bitte schließen Sie das Fenster, der \Zug ist mir zu stark es zieht mir zu sehr; ich vertrage keinen \Zug ● im \Zuge der Reformen in der Sozialgesetzgebung im Laufe der R., im Zusammenhang mit den R.; \Zug in etwas bringen; da ist kein \Zug drin 〈umg.〉 die Sache geht zu langsam voran; ich bin in \Zug gekommen und habe mich erkältet; der Redner war im besten \Zuge, als ... im richtigen Schwung, in fließendem Sprechen; diese Pflanze muss vor \Zug geschützt werden; zum \Zuge kommen 〈fig.〉 so handeln od. sprechen können, wie man es will
[→ ziehen; eigtl. „Vorgang des Ziehens“; a. fig. „lange Reihe“]
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1.
a) [nach gleichbed. engl. train, urspr. = Gefolge, dann über »in einer Reihe sich bewegende Wagen od. Packtiere« Bedeutungsentwicklung zu »Gruppe, Kolonne (von Fahrzeugen od. Personen)« u. »Eisenbahnzug«] Lokomotive od. Triebwagen mit den zugehörigen (angekoppelten) Wagen (bei der Eisenbahn, Straßenbahn o. Ä.):
ein überfüllter, leerer, fahrplanmäßiger, verspäteter Z.;
der Z. nach Frankfurt läuft auf Gleis 2 ein;
der Z. hält, fährt gleich ab, kommt voraussichtlich zehn Minuten später an;
dieser Z. hat keinen Anschluss (es fährt kein Anschlusszug in die gewünschte Richtung);
dieser Z. führt nur Wagen erster, hat nur erste Klasse, einen Speisewagen;
mein Z. geht in einer Stunde;
einen Z. benutzen, verpassen, versäumen, gerade noch erreichen;
Vorsicht bei der Abfahrt des -es!;
jmdn. an den Z. bringen;
auf den fahrenden Z. aufspringen;
im Zug sitzen;
sich nach den Zügen (dem Fahrplan der Züge) erkundigen;
jmdn. vom Z. abholen, zum Z. bringen;
R der Z. ist abgefahren (ugs.; es ist zu spät, man kann nichts mehr ändern);
☆ im falschen Z. sitzen (ugs.; sich nicht richtig entschieden haben);
b) Lastzug;
c) Feuerlöschzug:
die Feuerwehr war mit drei Zügen ausgerückt;
d) Gespann:
ein Z. Ochsen, Schlittenhunde.
2.
a) sich fortbewegende Gruppe, Schar, Kolonne:
ein langer Z. von Demonstranten, Trauernden;
endlose Züge von Flüchtlingen;
fröhliche Musikanten schritten dem Z. voran;
sich zu einem Z. formieren;
b) das Ziehen, Sichfortbewegen [in einer Gruppe]:
der Z. der Wildgänse nach Norden hat begonnen;
den Z. der Wolken beobachten;
Ü im -e (Papierdt.; im Zusammenhang mit) der neuen Entwicklung.
3. das Einwirken auf etw., um es zu sich hin zu bewegen; gegen die Kräfte des Festhaltens od. des inneren Zusammenhalts wirkende Kraft:
ein starker Z. nach unten, nach der Seite;
Z. ausüben;
Ü das ist der Z. der Zeit;
sie hat einen Z. ins Gemeine;
dem Z. des Herzens folgen;
☆ in etw. ist Z. (ugs.; in einer Sache ist Schwung);
gut im -e/im besten -e mit etw. sein (gut mit etw. vorankommen; arbeitend weiterkommen).
4.
a) Vorrichtung (z. B. Band, Hebel, Griff), mit der ein 1Zug (3) ausgeübt wird, um etw. auseinander- oder zusammenzuziehen, zu öffnen od. zu schließen o. Ä.:
der Z. am Rollladen, an der Gardine;
der Z. (ausziehbares Mittelteil) der Posaune;
b) (landsch.) ausziehbares Fach, Schubfach:
die Züge im Schreibtisch.
5. (Brettspiele) das Bewegen, Weiterrücken einer Figur:
ein kluger, [un]überlegter Z.;
wer hat den ersten Z.?;
Schwarz ist am Z.;
matt in drei Zügen;
Ü taktische Züge;
jetzt ist die andere Seite am Z. (muss sie handeln, etw. unternehmen);
etwas Z. um Z. (eins nach dem andern ohne Unterbrechung) erledigen;
☆ zum Z. kommen (entscheidend aktiv werden können, die Möglichkeit zum Handeln bekommen: er ist bei seiner Freundin, bei dieser Sache wieder nicht zum -e gekommen).
6.
a) Schluck:
einen kräftigen Z. aus der Flasche tun;
einen tiefen Z. nehmen;
er stürzte das Bier in einem Z. hinunter, leerte das Glas auf einen/in einem Z. (ohne abzusetzen);
☆ einen guten Z. haben (ugs.; viel auf einmal trinken, ohne abzusetzen);
in einem Z. (ohne Unterbrechung: er hat den Roman in einem Z. gelesen);
b) das Einziehen von Rauch:
ein gieriger, hastiger Z. an der Zigarette;
er tat einige Züge;
c) tiefes Atmen, Atemzug:
die Luft in tiefen, vollen Zügen einziehen;
☆ etw. in vollen Zügen genießen (etw. voll u. ganz genießen, auskosten);
in den letzten Zügen liegen (ugs.; im Sterben liegen; eigtl. = die letzten Atemzüge tun).
7. Bewegung des kräftigen Durchziehens beim Schwimmen od. Rudern, Schlag:
in langen Zügen rudern.
8. <o. Pl.>
a) als unangenehm empfundener Luftzug:
hier herrscht [ein] ständiger Z.;
keinen Z. vertragen;
die Fenster müssen gegen Z. abgedichtet werden;
im Z. (an einer Stelle, an der es zieht) sitzen;
b) nach außen, zum Schornstein führender Luftzug im Ofen:
der Ofen hat [keinen] guten Z.;
bei zu viel Z. brennt das Feuer schnell herunter.
9. Durchgang, Kanal, Rohr für die Luft im Ofen od. Kamin:
der Z. ist nicht richtig abgedichtet.
die Züge der Schrift können etwas über den Charakter des Schreibers aussagen;
☆ in großen, groben Zügen (nur in Umrissen, skizzenhaft, ohne auf Einzelheiten einzugehen: etw. in großen Zügen darstellen; das ist in groben Zügen die Vorgeschichte).
11. typische Linie des Gesichts, Ausdruck:
sympathische, jungenhafte, scharfe, fein geschnittene, brutale Züge;
in seinem Gesicht lag ein Z. von Strenge;
er hat einen energischen Z. um den Mund;
Ü diese Stadt trägt noch dörfliche Züge.
12. charakteristische Art, Wesenszug:
ein eigenartiger, charakteristischer Z. an ihm;
das war kein schöner Z. von dir (das war nicht nett);
das Werk hat romantische Züge.
militärischer Z.;
der Trainer hat Z. in die Mannschaft gebracht.
14.
a) unter dem Kommando eines Zugführers stehende kleinste militärische Abteilung:
ein Z. Infanterie;
b) durch fachliche Merkmale gekennzeichnete Abteilung, Fachrichtung:
der altsprachliche, neusprachliche, mathematisch-naturwissenschaftliche, musische Z. eines Gymnasiums.
15. spiralig gewundene Vertiefung im Innern des Laufs einer Feuerwaffe:
die Züge eines Gewehres, Geschützrohrs.
die Züge des Odenwaldes.
2Zug :
Schweizer Kanton u. Stadt.
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I Zug,
1) Festigkeitslehre: Beanspruchung eines Bauteils oder eines Elementes dieses Bauteils durch Kräfte rechtwinklig zu - gedachten - Schnittflächen, die diese auseinander zu ziehen versuchen.
2) Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik: Luftströmung in teilweise umschlossenen Räumen. In Feuerungen entsteht der Zug durch Temperaturunterschiede in der Feuerung und dem Schornstein.
3) Militärwesen: aus drei bis vier Gruppen oder mehreren Trupps bestehende Teileinheit (15-60 Mann), geführt von einem Feldwebel oder einem Leutnant/Oberleutnant (Zugführer). Drei bis vier Züge bilden eine Einheit.
4) Sport: 1) Pferdesport: Gespannart vor Wagen. Dabei unterscheidet man Zweier-, Dreier- oder Troika-, Vierer-, Sechser- und Achterzüge als Bespannung. Bei Fahrturnieren gibt es für Zweispänner und Viererzüge Gebrauchs-, Dressur- und Hindernisprüfungen im Einzel- und Mannschaftswettbewerb; 2) Schach: das Bewegen der Figuren.
5) Verkehr: mehrere miteinander verbundene, durch Maschinenkraft bewegte Fahrzeuge, z. B. Eisenbahnzug (Zugbildung), Lastzug.
6) Waffenkunde: Nuten, die schraubenförmig in die Innenwand eines Gewehrlaufs oder Geschützrohrs eingefräst sind. Die erhaben stehen bleibenden Leisten heißen Felder. Sie schneiden sich beim Abschuss in die Führungsbänder des Geschosses ein und erzeugen so den Drall. Das Kaliber der Rohrwaffen und ihrer Munition wird zwischen den Feldern gemessen.
Zug,
1) Hauptstadt des Kantons Zug, Schweiz, 425 m über dem Meeresspiegel, am Nordostufer des Zuger Sees, 22 900 Einwohner; Lehrerseminar; Kunsthaus, Kantonales Museum für Ur- und Frühgeschichte, Afrikamuseum (im Brandenberghaus), Fischerei-Museum; Zuchtstiermarkt, Fischbrutanstalt; Herstellung von Elektrozählern, Metallwaren, Textilien und Kirschwasser; lebhafter Fremdenverkehr. Auf den im Süden gelegenen Zugerberg (1 039 m über dem Meeresspiegel) führt von Schönegg eine Standseilbahn. Bei Baar, nördlich von Zug, liegen im Lorzetobel die Höllgrotten (Schauhöhle mit schönen Sinterbildungen).
In der eigentlichen Altstadt mit Unter- und Obergasse, die weitgehend spätgotischen Charakter bewahrt haben, liegt das Rathaus (1505) mit Wand- und Deckenschnitzereien im Ratssaal (1507) und Spätrenaissanceportal (1617). Zum ältesten Teil der Stadtbefestigung gehört der »Zytturm« (1478-80 erneuert; Dachaufsatz 1557); daneben das 1497 erbaute Stadthaus (1575-83 umgebaut). In der erweiterten Altstadt, von deren Befestigung vier Rundtürme der Neustadtmauer (1519-26) erhalten sind, die spätgotische Pfarrkirche Sankt Oswald (15.-16. Jahrhundert), eine dreischiffige Basilika, mit reichem plastischen Schmuck an der »Königspforte« (vor 1500), spätgotischer Schnitzaltar (1520). Benachbart die Burg (13. Jahrhundert, Umbauten v. a. 1555; Museum). Kapuzinerkloster (1595-97 erbaut) mit einschiffiger Kirche (Neubau 1675-76); Münz (1580, Erweiterungsbau 1604), die Obere Münz ein Herrenhaus der Spätrenaissance mit bemerkenswerten Innenräumen; außerhalb der erweiterten Altstadt Zurlaubenhof (1597-1621) mit Festsaal (1621-24).
Zug, um 1200 von den Kyburgern gegründet, kam 1273 durch Kauf an die Habsburger, die Stadt und Umland zu einem Amt Zug zusammenlegten. Nach dem Bündnis von Zürich mit den Waldstätten war Zug seit 1315 von eidgenössischen Gebieten umgeben und wurde 1352 von den Eidgenossen erobert, in den Bund aufgenommen, jedoch im selben Jahr noch an die Habsburger zurückgegeben. 1364 erneut von den Eidgenossen erobert, wurde Zug für 30 Jahre schwyzerischer Verwaltung unterstellt. 1404 und 1604 (nach dem Erwerb von Vogteien durch die Stadt) wurden Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Landschaft (auch äußeres Amt genannt) durch Schiedsverträge geschlichtet. In der Reformation trat die Stadt entschieden für die katholische Sache ein. In napoleonischer Zeit wurde Zug dem Kanton Waldstätten zugeschlagen und war 1799-1801 dessen Hauptstadt. 1803 wurde die Stadt Verwaltungssitz des neu gegründeten gleichnamigen Kantons.
2) Kanton in der Zentralschweiz, 239 km2, (1999) 97 800 Einwohner (davon 19 % Ausländer). Die Bevölkerung ist überwiegend deutschsprachig; 70,8 % der Bevölkerung sind Katholiken, 18,5 % Protestanten. Hauptstadt ist Zug.
Nach der Verfassung vom 21. 1. 1894 (mit nachfolgenden Änderungen) liegt die Gesetzgebung beim Kantonsrat, dessen 80 Mitglieder nach dem Proporzverfahren auf vier Jahre gewählt werden. Verfassungsänderungen unterliegen dem obligatorischen Referendum; 2 000 Stimmbürger können die Revision der Verfassung oder Gesetzesänderungen anbegehren, 1 500 Stimmberechtigte das Referendum für Gesetze oder Finanzbeschlüsse über 500 000 sfr. Wahl- und stimmberechtigt sind alle Schweizer Bürger und Bürgerinnen mit Wohnsitz in Zug, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Die Exekutive obliegt dem Regierungsrat (sieben für vier Jahre gewählte hauptamtliche Mitglied). Der Landammann und sein Stellvertreter (Statthalter) werden vom Kantonsrat aus der Mitte des Regierungsrats für je zwei Jahre gewählt. Oberste Gerichte sind das Kantonsgericht, das Obergericht für Zivil- und Strafsachen und das Verwaltungs-Gericht. Jede Gemeinde wählt zudem einen Friedensrichter.
Es deutet auf die ehemalige Zugehörigkeit des Kantonsgebiets zu Österreich hin, da es dem österreichischen Wappen, dem »Bindenschild« (rot mit silbernem Balken) nachgebildet ist.
Landesnatur:
Der kleine schweizerische Kanton, bestehend aus elf Gemeinden, liegt im Schweizer Mittelland und umfasst im Südosten die subalpine Molasselandschaft des Zuger Berglandes mit dem Zugerberg, dem Ägerisee und dem Moränenhügelland von Menzingen, im Westen und Nordwesten das Gebiet um den nördlichen Zuger See bis zur Reuss, das Hinterland von Cham und den Baarer Boden. Klimatisch begünstigt durch die Nähe zu den zahlreichen innerschweizerischenen Seen und häufige Föhneinbrüche, findet sich im flacheren Hügelland Obstbau, v. a. Anbau von Kirschen.
Die Primarschule umfasst sechs, die Real- beziehungsweise Sekundarschule je drei Jahre. Es gibt auch eine Berufsvorbereitungsschule. Das Gymnasium (im Anschluss an die Primarschule) dauert sechs Jahre, die Handelsmittelschule drei, Diplommittelschule zwei beziehungsweise drei, Primarlehrer-, Arbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnenseminar fünf und Kindergärtnerinnenseminar drei Jahre. Darüber hinaus gibt es kaufmännische, gewerblich-technische Berufsschulen, eine Technikerschule, ein landwirtschaftliches Bildungszentrum und Krankenpflegeschulen.
Der Kanton liegt mit einem Volkseinkommen je Einwohner von (1995) 75 349 sfr an erster Stelle unter den 26 Kantonen (Schweiz: 45 276 sfr) und zeichnet sich durch eine dynamische Beschäftigtenentwicklung (v. a. im Dienstleistungssektor) aus. Von den Beschäftigten (1996: 58 616) arbeiten 4,0 % in der Land- und Forstwirtschaft, 31,4 % im industriellen und 64,6 % im Dienstleistungssektor. In der Landwirtschaft dominieren Milchwirtschaft und Viehzucht, aber auch Obstbau; eine Besonderheit ist die starke Verbreitung von Kirschbaumanlagen (Herstellung von Kirschwasser). Neben der Kantonshauptstadt Zug sind Baar und Cham (1866 Gründung der ersten europäischen Kondensmilchfabrik, Nestlé AG) weitere wichtige Industriestandorte (u. a. Metallverarbeitung, Textil-, Nahrungsmittel-, Holz-, Papier- und Elektroindustrie). Um den Zuger See und den Ägerisee spielt der Tourismus eine wichtige Rolle.
Der Kanton entstand 1803 in den Grenzen des alten städtischen Territoriums.. Die 1814 angenommene konservative Verfassung hatte bis 1848 Bestand. Sie wurde erst nach dem Sonderbundkrieg (Zug hatte sich 1845 entschieden dem Sonderbund angeschlossen) durch eine liberale ersetzt, die mehrfach Änderungen erfuhr. 1971 wurde das Frauenstimm- und Frauenwahlrecht eingeführt.
E. Gruber: Gesch. des Kantons Z. (Bern 1968);
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1Zug, der; -[e]s, Züge [mhd., ahd. zuc, zu ↑ziehen u. eigtl. = das Ziehen; 1 a: nach gleichbed. engl. train, urspr. = Gefolge, dann über »in einer Reihe sich bewegende Wagen od. Packtiere« Bedeutungsentwicklung zu »Gruppe, Kolonne (von Fahrzeugen od. Personen)« u. »Eisenbahnzug«]: 1. a) Lokomotive od. Triebwagen mit den zugehörigen (angekoppelten) Wagen (bei der Eisenbahn, Straßenbahn o. Ä.): ein überfüllter, leerer, fahrplanmäßiger, verspäteter Z.; der Z. nach Frankfurt läuft auf Gleis 2 ein; der Zug hält, fährt gleich ab, kommt voraussichtlich zehn Minuten später an; Der Z. war fast leer. Acht Glatzen stiegen ein, Frank erkannte einen ehemaligen Mitschüler (Zeit 1. 7. 99, 11); dieser Z. hat keinen Anschluss (es fährt kein Anschlusszug in die gewünschte Richtung); der Z. donnert vorbei, rattert, hält an, hält auf freier Strecke; dieser Z. führt nur Wagen erster, hat nur erste Klasse, einen Speisewagen; mein Z. geht in einer Stunde; bei Glatteis nehme ich lieber den Z. (fahre ich lieber mit der Bahn statt mit dem Auto); einen Z. benutzen, verpassen, versäumen, gerade noch erreichen; Vorsicht bei der Abfahrt des -es!; jmdn. an den Z. bringen; auf den fahrenden Z. aufspringen; im Zug sitzen; sich nach den Zügen (dem Fahrplan der Züge) erkundigen; jmdn. vom Z. abholen, zum Z. bringen; R der Z. ist abgefahren (ugs.; es ist zu spät, man kann nichts mehr ändern); *im falschen Z. sitzen (ugs.; sich nicht richtig entschieden haben); b) Lastzug; c) Feuerlöschzug: die Feuerwehr war mit drei Zügen ausgerückt; d) Gespann: ein Z. Ochsen, Schlittenhunde. 2. a) sich fortbewegende Gruppe, Schar, Kolonne: ein langer Z. von Demonstranten, Trauernden; endlose Züge von Flüchtlingen; Auch Cotta war ... dem Z. der Neugierigen bis an den äußersten Rand der Stadt gefolgt (Ransmayr, Welt 113); Ein Z. Stare fiel ein und saß auf einmal in den Büschen (Schröder, Wanderer 18); fröhliche Musikanten schritten dem Z. voran; im Z. mitmarschieren; sich zu einem Z. formieren; b) das Ziehen, Sichfortbewegen [in einer Gruppe]: der Z. der Wildgänse nach Norden hat begonnen; den Z. der Wolken beobachten; die drei wurden bei einem Z. (Diebeszug) verhaftet; Ü im -e (Papierdt.; im Zusammenhang mit) der neuen Entwicklung; ... vermerkt zwar einen kräftigen Aufschwung der Weltwirtschaft, muss aber im gleichen Z. (Papierdt.; im gleichen Zusammenhang) feststellen, dass sich die konjunkturelle Belebung in der Schweiz noch nicht positiv auf die Beschäftigung auswirkte (Baselland. Zeitung 27. 3. 85, 3); *einen Z. durch die Gemeinde machen (ugs.; von Lokal zu Lokal ziehen): ich wollte mich umziehen, um noch 'n Z. durch die Gemeinde zu machen (Eppendorfer, St. Pauli 135). 3. das Einwirken auf etw., um es zu sich hin zu bewegen; gegen die Kräfte des Festhaltens od. des inneren Zusammenhalts wirkende Kraft: ein starker Z. nach unten, nach der Seite; Z. ausüben; durch das Gewicht des Seiles und den damit verbundenen Z. in die Tiefe (Eidenschink, Fels 65); Ü das ist der Z. der Zeit; sie hat einen Z. ins Gemeine; Kannst du mir sagen, von wem er diesen Z. ins Verbrechertum hat? (H. Weber, Einzug 345); dem Z. des Herzens folgen; *in etw. ist Z. (ugs.; in einer Sache ist Schwung); gut im -e/im besten -e mit etw. sein (gut mit etw. vorankommen; arbeitend weiterkommen; wohl urspr. bezogen auf das Ziehen der Zugtiere: die Arbeit geht gut voran, wenn das Gespann tüchtig „im Zug“ liegt, kräftig zieht). 4. a) Vorrichtung (z. B. Band, Hebel, Griff), mit der ein Zug (3) ausgeübt wird, um etw. auseinander oder zusammenzuziehen, zu öffnen od. zu schließen o. Ä.: der Z. am Rollladen, an der Gardine; der Z. (ausziehbares Mittelteil) der Posaune; b) (landsch.) ausziehbares Fach, Schubfach: die Züge im Schreibtisch. 5. (Brettspiele) das Bewegen, Weiterrücken einer Figur: ein kluger, [un]überlegter Z.; wer hat den ersten Z.?; Schwarz ist am Z.; matt in drei Zügen; Ü taktische Züge; jetzt ist die andere Seite am Z. (muss sie handeln, etw. unternehmen); etwas Z. um Z. (eins nach dem andern ohne Unterbrechung) erledigen; *zum Z. kommen (entscheidend aktiv werden können, die Möglichkeit zum Handeln bekommen): er ist bei seiner Freundin, bei dieser Sache wieder nicht zum -e gekommen; Falls der Sturm das Dach abgedeckt hat und jetzt Regenwasser ins Haus strömt und die Einrichtung beschädigt, kommt die Hausratversicherung zum -e (Hörzu 5, 1976, 85). 6. a) Schluck: einen kräftigen Z. aus der Flasche tun; einen tiefen Z. nehmen; er stürzte das Bier in einem Z. hinunter, leerte das Glas auf einen/in einem Z. (ohne abzusetzen); er setzt das Glas an, trinkt es in einem Z. (ohne abzusetzen) aus (Innerhofer, Schattseite 177); *einen guten Z. haben (ugs.; viel auf einmal trinken, ohne abzusetzen); in einem Z. (ohne Unterbrechung): er hat den Roman in einem Z. gelesen; b) das Einziehen von Rauch: ein gieriger, hastiger Z. an der Zigarette; er tat einige Züge; Martin reicht Thomas von sich aus die Zigarette. Thomas nimmt zwei Züge (Ziegler, Kein Recht 317); ein paar Züge [aus der Pfeife] rauchen; c) tiefes Atmen, Atemzug: die Luft in tiefen, vollen Zügen einziehen; *etw. in vollen Zügen genießen (etw. voll u. ganz genießen, auskosten); in den letzten Zügen liegen (ugs.; im Sterben liegen; eigtl. = die letzten Atemzüge tun). 7. Bewegung des kräftigen Durchziehens beim Schwimmen od. Rudern, Schlag: Damals bin ich ein paar Züge geschwommen (Bravo 29, 1976, 36); in langen Zügen rudern. 8. <o. Pl.> a) als unangenehm empfundener Luftzug: hier herrscht [ein] ständiger Z.; keinen Z. vertragen; die Fenster müssen gegen Z. abgedichtet werden; im Z. (an einer Stelle, an der es zieht) sitzen; sie hat am Wartehäuschen im Z. gestanden; du musst dich vor Z. schützen; b) nach außen, zum Schornstein führender Luftzug im Ofen: der Ofen hat [keinen] guten Z.; In der Nacht steckte man große Holzstücke in den Ofen und drosselte den Z., dann ging's bis zum Morgen nicht aus (Wimschneider, Herbstmilch 124); bei zu viel Z. brennt das Feuer schnell herunter. 9. Durchgang, Kanal, Rohr für die Luft im Ofen od. Kamin: der Z. ist nicht richtig abgedichtet; man muss die Züge von Zeit zu Zeit entschlacken. 10. Linie[nführung] einer Schrift od. Zeichnung; Schriftzug: die Züge der Schrift können etwas über den Charakter des Schreibers aussagen; ... setzte ... in hochmütig hohen, aber zerrissenen Zügen die Anschrift auf das Papier (Langgässer, Siegel 468); *in großen, groben Zügen (nur in Umrissen, skizzenhaft, ohne auf Einzelheiten einzugehen): etw. in großen Zügen darstellen; das ist in groben Zügen die Vorgeschichte. 11. typische Linie des Gesichts, Gesichtsschnitt, Ausdruck: sympathische, jungenhafte, scharfe, fein geschnittene, brutale Züge; seine Züge hellten (seine Miene hellte) sich auf; in seinem Gesicht lag ein Z. von Strenge; er hat einen energischen Z. um den Mund; ihr Gesicht nimmt einen bekümmerten Z. an; mit dem Verstreichen der Zeit drängte sich ein grüblerischer Z. in Kraus' Gesicht (Erné, Fahrgäste 173); Ü diese Stadt trägt noch dörfliche Züge. 12. charakteristische Art, Wesenszug: ein eigenartiger, charakteristischer Z. an ihm; Ein angenehmer Z. des Buddhismus ist die ... Toleranz und Offenheit gegenüber Andersdenkenden (Berger, Augenblick 147); das war kein schöner Z. von dir (das war nicht nett); Das ist ein schöner Z. (das ist nett) von dir, dass du an mich gedacht hast (Hilsenrath, Nacht 458); das Werk hat romantische Züge; Unterdessen nahm das nationale Selbstbewusstsein der europäischen Völker gefährliche Züge an (R. v. Weizsäcker, Deutschland 47); Windisch, Sie bekommen ja menschliche Züge (Härtling, Hubert 358). 13. (ugs.) durch Erziehung erreichte Ordnung, Ausrichtung; Disziplin: militärischer Z.; der Trainer hat Z. in die Mannschaft gebracht; *jmdn. gut im Z. haben (jmdn. so ausgebildet, erzogen, gedrillt haben, dass er den an ihn gestellten Anforderungen in jeder Weise nachkommt). 14. a) unter dem Kommando eines Zugführers stehende kleinste militärische Abteilung: ein Z. Infanterie; b) durch fachliche Merkmale gekennzeichnete Abteilung, Fachrichtung: der altsprachliche, neusprachliche, mathematisch-naturwissenschaftliche, musische Z. eines Gymnasiums. 15. spiralig gewundene Vertiefung im Innern des Laufs einer Feuerwaffe: die Züge eines Gewehres, Geschützrohrs; *jmdn. auf dem Z. haben (ugs.; auf jmdn. böse sein, immer etw. an ihm auszusetzen haben; wohl nach dem auf einen anderen gerichteten Gewehrlauf). 16. (selten) lang gestreckte landschaftliche Formation (z. B. Gebirgszug, Höhenzug): die Züge des Odenwaldes.
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2Zug: Kanton u. Stadt in der Schweiz.
Universal-Lexikon. 2012.