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Biologismus
Bio|lo|gịs|mus, der; - (abwertend):
einseitige u. ausschließliche Anwendung biologischer Gesichtspunkte auf andere Wissensgebiete.

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Biologịsmus
 
der, -, Bezeichnung für unterschiedliche philosophische Betrachtungsweisen, die eine Absolutsetzung des häufig von seinen individuellen Realisierungen getrennt betrachteten organischen beziehungsweise »plasmatischen« Lebens vornehmen. Zeitlicher Schwerpunkt biologistischer Auffassungen sind das Ende des 19. und der Beginn des 20. Jahrhunderts; man unterscheidet zwischen einem erkenntnistheoretischen, einem soziologisch-geschichtsphilosophischen und einem ethischen Biologismus. Der erkenntnistheoretische Biologismus erklärt die menschliche Erkenntnis, häufig einschließlich ihrer Geltung, aus ihrer Funktion für die Lebenserhaltung beziehungsweise fasst sie als ausschließlich biologisch verstehbares Phänomen. Biologistische Ansätze dieser Art finden sich z. B. bei D. Hume, A. Schopenhauer, F. Nietzsche, H. Bergson, im Empiriokritizismus, Pragmatismus und Instrumentalismus sowie in neueren erkenntnistheoretischen Konzeptionen (z. B. H. Maturana). - Der soziologisch-geschichtsphilosophische Biologismus betrachtet soziale und historische Begriffsbildungen in Analogie zum Organismusbegriff (»organische Wirtschaft«, »organischer Staat«) und dient in der Regel konservativen gesellschaftlichen Strategien. - Der ethische Biologismus leitet ethische Normen aus Gesichtspunkten der Lebenserhaltung und Lebensförderung ab. Sowohl der soziologisch-geschichtsphilosophische als auch der ethische Biologismus kennzeichnen den Sozialdarwinismus.
 
Die Ideologie des Nationalsozialismus gab auf der Grundlage einer sozialdarwinistischen Ideologie unter Verwendung eines pseudobiologischen »Bios«-Begriffs dem Biologismus eine rassistische Wendung und machte ihn so zur Grundlage seiner Idee von der universalen Vorrangstellung der germanischen Rasse (E. G. Kolbenheyer, E. Krieck).
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen im Gefolge expansiver Entwicklung der biologischen Wissenschaften, u. a. der Genetik, biologistische Denkansätze Einfluss auf die Begründung anthropologischer und soziologischer Theorien (so etwa in Form der Organismusanalogie in verschiedenen kybernetischen und systemtheoretischen Ansätzen) und bei umstrittenen Entwürfen für die biotechnische Planung und Steuerung der Veränderung des Menschen über seine Erbanlagen zur Optimierung seiner individuellen und gesellschaftlichen Leistungsfähigkeit.
 
Literatur:
 
B. Rensch: Biophilosophie auf erkenntnistheoret. Grundl. (1968);
 G. G. Simpson: Biologie u. Mensch (a. d. Amerikan., 1972);
 Peter Meyer: Soziobiologie u. Soziologie (1982);
 
Gen-Ideologie, Biologie u. B. in den Sozialwiss.en, hg. v. J. Heilmeier u. a., Beitrr. v. U. Eser u. a. (1991);
 D. Franz: B. von oben. Das Menschenbild in Biologiebüchern (1993).

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Bio|lo|gịs|mus, der; -: einseitige u. ausschließliche Anwendung biologischer Gesichtspunkte auf andere Wissensgebiete.

Universal-Lexikon. 2012.