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Buenos Aires
Bu|e|nos Ai|res:
Hauptstadt von Argentinien.

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Buenos Aires
 
[spanisch »gute Lüfte«], Name von geographischen Objekten:
 
 1) Buenos Aires, Hauptstadt Argentiniens und Bundesdistrikt, nach dem brasilianischen São Paulo die zweitgrößte Stadt der südlichen Hemisphäre, 200 km2, (1999) 2,98 Mio. Einwohner (Groß-Buenos Aires, das den Bundesdistrikt und 22 angrenzende Verwaltungsbezirke umfasst, hat 11,80 Mio. Einwohner, über ein Drittel der Bevölkerung Argentiniens). Die Stadt liegt am Südwestufer des Río de la Plata, 280 km vom Atlantik entfernt, auf einer Ebene vor dem fruchtbaren Hinterland der Pampa. Buenos Aires ist eine großzügig angelegte Stadt; Erzbischofssitz; Sitz der obersten Staatsbehörden und des Kongresses. Die Stadt hat zahlreiche wissenschaftliche Institute, Universitäten, botanischer und zoologischer Garten, Planetarium, Kunstakademie, Museen (Museo Nacional de Bellas Artes, Museo Nacional de Arte Decorativo, Museo de Artes Plásticas »Eduardo Sivori«, Museo de Arte Hispano-Americano »Isaac Fernández Blanco« mit bedeutendster Sammlung sakraler und profaner Silbergegenstände in Südamerika) und Bibliotheken, Theater (darunter das Opernhaus Teatro Colón). Buenos Aires ist nicht nur politischer und geistiger, sondern auch wirtschaftlicher Mittelpunkt Argentiniens, Sitz großer Außenhandelsunternehmen und einer v. a. während des Zweiten Weltkriegs sprunghaft entwickelten Industrie (rd. zwei Drittel aller Industriebetriebe des Landes; fast alle Sparten). In Buenos Aires laufen die Verkehrslinien des Landes zusammen; Straßen-, Untergrund-, Schnellbahnen und Autobusse vermitteln zwischen den großen Kopfbahnhöfen und verbinden die City mit den Vororten. Moderne Hafenanlagen gewähren den größten Schiffen Zugang, jedoch muss der Río de la Plata ständig vor Versandung geschützt werden; rd. 30 km südwestlich vom Stadtzentrum liegt der internationale Flughafen Ezeiza, einer der größten in Südamerika, ein weiterer im Nordwesten der Stadt.
 
Stadtbild:
 
Die ursprüngliche Stadtanlage von 1580 folgt dem in den spanischen Kolonien verbindlich Schachbrettschema (heutige City). Das Stadtbild ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts baulich stark verändert worden. Die älteste erhaltene kolonialzeitliche Kirche ist San Ignacio (nach dem Vorbild von Il Gesù in Rom Anfang des 18. Jahrhunderts von bayerischen Jesuiten erbaut). Die Kirche Santo Domingo (1751-83) wurde nach einem Brand (1955) wiederhergestellt. Die einschiffige Kirche La Recoleta del Pilar (1716-32) besitzt eine zum Teil noch kolonialzeitliche Innenausstattung. San Francisco (um 1730-54) erhielt 1808 eine neoklassizistische Fassade. Der heutige Bau der Kathedrale (dreischiffig mit großer Kuppel) stammt von 1752 bis 1792, die Fassade von 1822: Portikus mit 12 korinthischen Säulen und Tympanon, das die Union der argentinischen Provinz nach der Schlacht von Pavón symbolisiert; in einer Seitenkapelle das Grabmal (1877) von General J. de San Martín.
 
Auf dem Friedhof »La Recoleta« (gegründet 1822) kunstvolle Grabdenkmäler (v. a. Jugendstil). Das Rathaus (»Cabildo«, 1725-51, heute stark verändert) hat eine zweigeschossige Fassade mit Rundbogenarkaden. Für die »Casa Rosada« (Sitz des Staatspräsidenten) wurden 1883 zwei vorhandene Bauten durch eine Fassade im Stil des italienischen Klassizismus zusammengefasst. Die ehemaligen Privatpaläste sind v. a. vom französischen Klassizismus (17. Jahrhundert) inspiriert; Beispiele sind der Palacio Paz (1902; heute Círculo Militar) und der Palacio San Martín (Außenministerium). Der Palacio del Congreso (1906) zeigt Einflüsse der italienischen Neurenaissance. Das Hotel Chile ist ein Hauptwerk des Jugendstils. Der erste Bau des Teatro Colón entstand 1857 (1908 Umbau). 1876 wurde der am Pantheon, Paris, orientierte Zentralbau der Kirche Inmaculada Concepción errichtet. Das 1922 erbaute Teatro Cervantes ist in seiner Formensprache eine Reaktion auf den Europäismus des 19. Jahrhunderts und folgt spanischen Vorbildern. Mit dem Edificio Kavanagh wurde 1936 der seinerzeit höchste Stahlbetonbau der Erde errichtet. Die Fátimakirche (1957) zeigt nationalen Formwillen. 1953 entstand das Apartmenthaus Talea huano-Charas. Die Architektengemeinschaft »C. Testa & Sepra« schuf 1965 im Stil des Brutalismus das Gebäude des Banco de Londres y America del Sur.
 
Geschichte:
 
P. de Mendoza gründete 1536 die Stadt unter dem Namen Nuẹstra Señora Sạnta Marị́a dẹl Buẹn Aire, doch zwangen Indianerüberfälle die Siedler zum Rückzug. Die zweite Gründung 1580 durch J. de Garay war von Dauer. Nach zwei Jahrhunderten Stagnation wurde Buenos Aires 1776 Hauptstadt des Vizekönigreichs Río de la Plata und nahm von da an als Wirtschafts-, Verwaltungs- und Kulturzentrum der La-Plata-Region eine expansive Entwicklung. 1806 und 1807 scheiterten britische Versuche, die Stadt zu erobern, am Widerstand der Bewohner. Am 25. 5. 1810 begann in Buenos Aires der Kampf für die Loslösung des Vizekönigreichs vom spanischen Mutterland. Der Gegensatz zu den übrigen argentinischen Provinzen führte 1853-60 zur staatlichen Selbstständigkeit der Provinz Buenos Aires; 1880 wurde Buenos Aires Bundeshauptstadt.
 
Literatur:
 
J. R. Scobie: B. A. Plaza to suburb 1870-1910 (Oxford 1974);
 
B. A., 400 years, hg. v. S. R. Ross u. T. F. McGann (Austin, Tex., 1982).
 
 2) Buenos Aires, größte Provinz von Argentinien, umfasst den Bundesdistrikt Buenos Aires und den größten Teil der Pampa.
 
 3) Lago Buenos Aires, der größte der pleistozänen Zungenbeckenseen in der chilenisch-argentinischen Südkordillere, 2 240 km2; entwässert zum Pazifischen Ozean.
 

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Bu|e|nos Ai|res: Hauptstadt von Argentinien.

Universal-Lexikon. 2012.