Öl|berg, der; -[e]s:
Höhenzug östl. Jerusalems (der als Stätte der Himmelfahrt Jesu gilt).
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Ölberg,
1) Bergkette bei Jerusalem mit mehreren Anhöhen. Sie beginnt im Norden der Stadt, verläuft östlich von ihr und fällt in das Kidrontal ab. Die nördlichste Anhöhe, etwa 2 km von der Stadtmauer, ist der Skopus (819 m über dem Meeresspiegel). Südlich davon El-Medbase (828 m über dem Meeresspiegel) mit der alten Hebräischen Universität; die folgenden Höhen sind Umm et-Talca (815 m über dem Meeresspiegel) und Djebel et-Tur (809 m über dem Meeresspiegel), mit der Himmelfahrtskapelle (mit angeblichem Fußabdruck Jesu, der hier in den Himmel aufgefahren sein soll; ursprünglich ein byzantinischer Rundbau, in der Kreuzfahrerzeit ein Achteckbau mit offener Kuppel, seit 1198 islamisch und in eine Moschee mit geschlossener Kuppel umgewandelt) und mit der im 19. Jahrhundert erbauten russischen Kirche mit Glockenturm und Kloster. Nördlich davon befindet sich die Kirche »Viri Galiläi« mit der Residenz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem. Das älteste Heiligtum des Ölbergs ist die von Helena erbaute Eleona-Basilika, deren Überreste 1910 ausgegraben wurden, errichtet über einer Grotte, an der nach frühchristlicher Tradition Jesus seine Jünger das Vaterunser gelehrt haben soll; im 19. Jahrhundert entstand hier die Pater-Noster-Kirche. Am Westfuß des Hügels befindet sich der Garten Gethsemane. Weitere christliche heilige Stätten sind die Mariä-Himmelfahrts-Kirche aus der Kreuzfahrerzeit (über dem angeblichen Grab Marias), die vom russischen Zaren Alexander III. erbaute Magdalenenkirche sowie die 1955 eingeweihte Kapelle »Dominus flevit«. Über den Hang des südlichen Ölbergs, das »Tal Josaphat«, zieht sich ein jüdischer Friedhof; nach jüdischer Tradition gilt dies als Stätte des letzten Gerichts und der Wiederkunft des Messias. Die südlichste Erhebung - jenseits der Autostraße Jerusalem-Jericho - ist der Djebel Batn el-Hawa (742 m über dem Meeresspiegel), im Hinblick auf die Verehrung fremder Götter durch Salomo (1. Buch von den Königen 11, 7) »Berg der Ärgernisse« genannt.
In der bildenden Kunst wird der Ölberg besonders im Zusammenhang des Gebets und der Todesangst Christi am Beginn der Passion dargestellt, in der frühchristlichen Kunst zunächst nur andeutend (Lipsanothek von Brescia, 4. Jahrhundert; Brescia, Museo Civico Medioevale), realistischer in zwei Szenen (Gebet und Mahnung an die Jünger) im Codex Rossanensis (6. Jahrhundert; Rossano, Erzbischöfliche Bibliothek); ebenso findet sich das Motiv in der byzantinischen Kunst in reicher Ausgestaltung. Als Teil von Passionszyklen begegnet es im Mittelalter (Evangeliar Ottos III., um 1000; München, Bayerische Staatsbibliothek; Türen von Sankt Maria im Kapitol in Köln, 1050-60). Zum betenden Christus tritt oft ein Engel mit Leidenskelch oder Kreuz, Petrus, Jakobus und Johannes werden schlafend dargestellt, seit dem 14. Jahrhundert auch das Herannahen des Judas mit den Häschern. Diese Motive finden sich seit dem 14. Jahrhundert besonders auf Passionsaltären (Wurzacher Passionsaltar von H. Multscher, 1437; Berlin, Gemäldegalerie). Das Spätmittelalter betont v. a. die Todesangst Christi. A. Dürer übertrug die Ölbergszene in seine grafischen Passionszyklen. Ausdruck der Passionsmystik wie der Volksfrömmigkeit im süddeutschen Raum sind vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Barock die großen plastischen Ölberggruppen in oder an den Kirchen (Ulm, Straßburg), auch im Kreuzgang (ehemaliger Domfriedhof in Regensburg, spätes 15. Jahrhundert).
2) Berg im Siebengebirge, Großer Ölberg.
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Öl|berg, der; -[e]s: Höhenzug östl. Jerusalems (der als Stätte der Himmelfahrt Jesu gilt).
Universal-Lexikon. 2012.