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Oxford
Ọx|ford:
Stadt in England.

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I
Oxford
 
['ɔksfəd; nach der englischen Stadt] das, -(s), Oxfọrdium, Oxfordien [-'djɛ̃], Geologie: Stufe des Jura.
 
II
Ọxford
 
[englisch 'ɔksfəd], Hauptstadt der County Oxfordshire, England, an der oberen Themse und am unterhalb von Oxford mündenden Nebenfluss Cherwell, 118 800 Einwohner; anglikanischer Bischofssitz. Außer der traditionsreichen Universität besitzt Oxford die Oxford Brookes University (bisher ein Polytechnic [FH], gegründet 1970) sowie eine Filiale der Europäischen Wirtschaftshochschule; mehrere Museen (u. a. Ashmolean Museum), botanischer Garten (gegründet 1621), Theater. Wichtigste Industriezweige sind Druckereien und Verlage, Fahrzeug- und Maschinenbau, Elektrotechnik; Fremdenverkehr.
 
Stadtbild:
 
Das auf der Flussterrasse zwischen Themse und Cherwell gelegene Stadtzentrum wird im Westen beherrscht von dem Turm eines normannischen Kastells, von dem nur Krypta und Kapelle erhalten sind, im Osten von den alten, turmreichen Collegegebäuden der Universitäten und Kirchen; es ist umgeben von zahlreichen Parks, an die sich die Wohn- und Industrieviertel des späten 19. und des 20. Jahrhunderts anschließen. In den östlichen Vororten wohnt der überwiegende Teil der Bevölkerung; im Südosten (Stadtteil Cowley) hat sich Industrie angesiedelt. - Von den mittelalterlichen Pfarrkirchen besitzt Saint Michael's Church einen Westturm des 11. Jahrhunderts. Die Kirche des 1122 gegründeten Augustinerklosters, seit dem 16. Jahrhundert Kapelle des Christ Church College, wurde um 1180 als spätromanische Basilika erbaut. Die weitere Entwicklung der Stadt ist von der Universität bestimmt; seit Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden Collegebauten. Die Kapelle des Merton College entstand als gotischer Rechteckchor mit spätgotischem Querhaus und Vierungsturm (1448-51). 1379-86 wurde New College als geschlossene Hofanlage mit Torhaus, Kapelle und Hall erbaut. Aus dem 15. Jahrhundert sind All Souls College (1438-43) und Magdalen's College (1474-1510) sowie die Divinity School (1426-80), die 1613 in die Hofanlage der Bibliotheca Bodleiana einbezogen wurde. Die Auflösung klösterlichem Colleges führte im 16. Jahrhundert zu einer Neubautätigkeit in Renaissanceformen. Saint John's College erhielt 1631-36 einen zweiten Hof mit Arkadengang und zweigeschossigem Säulenportikus nach französischem Vorbild; das Sheldonian Theatre wurde 1664-69 von C. Wren, die klassizistische Kirche All Souls 1706-08 erbaut. Der zweite Hof von All Souls College (1714 von N. Hawksmoor) gilt als frühes Beispiel englischer Neugotik, während die Radcliffe Camera (1737-49 von J. Gibbs), ein überkuppelter Bibliotheksbau über kreisförmigem Grundriss, am italienischen Barock orientiert ist. Aus dem 19. Jahrhundert sind das klassizistische Ashmolean Museum (1839, C. R. Cockerell) und das neugotische Universitäts-Museum (1855-60) mit verglaster Eisenkonstruktion der Halle zu nennen. Keble College wurde 1867-75 von W. Butterfield als neugotische Anlage mit polychromen Backsteinfassaden erbaut. Nach einer intensiven historistischen Bautätigkeit entstanden erst um 1960 erste Collegebauten in modernen Architekturformen (Saint Catherine's College, 1960-64 von A. Jacobsen; Florey Building des Queen's College, 1966-71 von J. Stirling). - Ca. 15 km nördlich von Oxford liegt Blenheim Palace, 10 km südlich die Abtei Abingdon.
 
Geschichte:
 
Das 912 erstmals erwähnte Oxford war im Mittelalter ein Handelszentrum am Oberlauf der Themse. Die Entwicklung der Stadt wurde von der Universität bestimmt.
 
Die Oxford University ist die älteste und neben Cambridge berühmteste Universität Englands, hervorgegangen aus verschiedenen, meist von Klöstern getragenen Schulen, deren Existenz schon für das frühe 12. Jahrhundert bezeugt ist. Anfang des 13. Jahrhunderts bestand offenbar eine Korporation von Magistern und Scholaren, wahrscheinlich gefördert durch die Vertreibung englischer Studenten aus Paris 1167. Es begann sich nach dem Vorbild der Universität von Paris ein Studium generale auszubilden. Die Universität erlangte schon im 13. Jahrhundert, gestärkt durch königliche Privilegienverleihung (1231), große Bedeutung; in dieser Zeit wirkten an ihr Lehrer wie R. Bacon und J. Duns Scotus, im 14. Jahrhundert lehrten hier Wilhelm von Ockham und J. Wycliffe.
 
Die älteren der heute etwa 40 Colleges haben sich aus geistlichen Vereinigungen entwickelt und sind mit eigenen Mitteln ausgestattete, sich selbst verwaltende Studien- und Hausgemeinschaften, denen auch die meisten Lehrer angehören. Die ältesten sind: University College (1249 gegründet), Balliol College (1263-68) und Merton College (1264; mit der ältesten Bibliothek Englands, 1377/78); ihnen folgten Exeter College (1314), Oriel College (1326), Queen's College (1340) und New College (1379; unter Bischof William of Wykeham, ✝ 1404). Das größte und bedeutendste wurde Christ Church College, 1525 von Kardinal T. Wolsey eröffnet, 1546 durch Heinrich VIII. als königliches College neu gegründet und reich ausgestattet. 1878 wurde mit Lady Margaret Hall das erste College für Frauen gegründet. - Zur Universität gehören mehrere große Bibliotheken, v. a. die Bibliotheca Bodleiana (1598 gegründet von Sir T. Bodley) mit 4,8 Mio. Bänden und 65 000 Handschriften, ferner Institute, Theater und Museen, Sternwarte, botanischer Garten (1621 angelegt) sowie ein Verlag (Oxford University Press).
 
Literatur:
 
The encyclopaedia of O., hg. v. C. Hibbert (London 1988).
 
III
Oxford
 
['ɔksfəd],
 
 1) Herbert Henry Asquith ['æskwɪθ], Earl of Oxford and Asquith [-ənd-], Asquith, Herbert Henry.
 
 2) Robert Harley ['hɑːli], 1. Earl of (seit 1711) Oxford and Mortimer, Baron Harley of Wigmore, britischer Staatsmann, * London 5. 12. 1661, ✝ ebenda 21. 5. 1724; war 1701-05 Speaker des Unterhauses; 1704-08 Staatssekretär im Whigministerium S. Godolphins, wurde 1710 Schatzkanzler sowie Leiter des Torykabinetts der Königin Anna und 1711 Lord High Treasurer. In seine Amtszeit fällt der Abschluss des Friedens von Utrecht. 1714 wurde Oxford abgesetzt und unter Georg I. wegen Hochverrats angeklagt, 1717 freigesprochen. Oxford stand in lebhafter Verbindung mit den Schriftstellern seiner Zeit (D. Defoe, J. Swift). Seine Handschriftensammlung bildet die Harleian Collection im Britischen Museum.
 
Literatur:
 
A. McInnes: Robert Harley (London 1970).

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1Ọx|ford: Stadt in England.
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2Ọx|ford, das; -s, -s: bunter Baumwoll(hemden)stoff.
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3Ọx|ford, das; -[s] (Geol.): unterste Stufe des Malms.

Universal-Lexikon. 2012.