Saar|brụ̈|cken:
Landeshauptstadt des Saarlands.
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Saarbrụ̈cken,
1) Hauptstadt des Saarlandes und Verwaltungssitz des Stadtverbandes Saarbrücken, 230 m über dem Meeresspiegel, in einer Talweitung der Saar und an den umgebenden Hügeln (46 % des Stadtgebietes sind Wald), die südliche Stadtgrenze ist Staatsgrenze zu Frankreich, 187 600 Einwohner; Sitz von Landesregierung und Landtag, Verfassungsgerichtshof des Saarlandes, Oberlandesgericht, Oberbergamt für das Saarland und das Land Rheinland-Pfalz; Universität des Saarlandes (gegründet 1948), Hochschule der Bildenden Künste Saar, Hochschule des Saarlandes für Musik und Theater, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Fachhochschule für Bergbau, Katholische Fachhochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule für Verwaltung; Max-Planck-Institut für Informatik, Fraunhoferinstitut für zerstörungsfreie Prüfverfahren, Institut für neue Materialien, Deutsches Forschungszentrum für künstliche Intelligenz, Institut für Landeskunde im Saarland; Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte (keltisches Kunstgewerbe), Saarland-Museum (Alte Sammlung und Moderne Galerie), Stadtgalerie, Geologisches Museum der Saarbergwerke, Landesarchiv; Saarländisches Staatstheater, Sitz des Saarländischen Rundfunks; zoologischer Garten, Deutsch-Französischer Garten (Park), Saarlandhalle (mit Spielcasino), Kongresshalle. Jährliche Filmfestivals.
Einkaufs- und Handelsplatz (mit Internationaler Saarmesse, jährlich im April). Neben Erzeugung und Verarbeitung von Metall sowie Fahrzeug- und Maschinenbau hat Saarbrücken elektrotechnische, optische und Textilindustrie, Druckereien und Verlage.
Verkehr:
Der Verkehrsknotenpunkt Saarbrücken liegt an der Auto- und Eisenbahnstrecke Mannheim-Paris; Saarhafen; Flughafen in Saarbrücken-Ensheim.
Saarbrücken wurde 1793 und 1944 stark zerstört; das dreiflügelige Schloss (1738-48; 1793 zerstört, ab 1810 klassizistisch wieder aufgebaut) über dem linken Saarufer wurde nach Kriegsschäden saniert und durch einen modernen Mittelbau (1989/90) von G. Böhm ergänzt. Grablegen des Hauses Nassau-Saarbrücken befinden sich in der benachbarten spätgotischen evangelischen Schlosskirche (Ende 15. Jahrhundert, darin 26 Glasfenster von G. Meistermann, 1956-58) und in der evangelischen Stiftskirche Sankt Arnual (um 600 gegründet), einer schlichten gotischen Gewölbebasilika (Ende 13. Jahrhundert bis um 1330) in Sankt Johann. Die repräsentativen Barockbauten schuf F. J. Stengel, so die Friedenskirche (1743-46, innen modern), das heutige Alte Rathaus am Schlossplatz (1748-50), das Erbprinzenpalais (1760) und v. a. den von Palästen des Spätbarock und Frühklassizismus gesäumten Ludwigsplatz mit der Ludwigskirche (1762-75), einem Hauptwerk der deutschen protestantischen Barockarchitektur (Vorkriegszustand 1982 wiederhergestellt). Rechts der Saar die katholische Barockkirche Sankt Johann (1754-58) und das monumentale neugotische Rathaus (1897-1900 von G. J. Ritter von Hauberrisser). Zu den Kirchenbauten der Nachkriegszeit gehören die katholische Pfarrkirchen Sankt Albert (1952-54 von G. Böhm) und Santa Maria Königin (1954-57 von R. Schwarz). D. Oesterlen errichtete 1962-66 den Stahlskelettbau der Kongresshalle. Der moderne Bau des Saarland-Museums entstand 1964-68.
Im 1. Jahrhundert n. Chr. entstand an einer (im 13. Jahrhundert unpassierbar gewordenen) Brücke an der Heerstraße Metz-Mainz eine gallorömische Siedlung, in deren Nähe im 4. Jahrhundert ein Kastell angelegt wurde. Im 5. Jahrhundert verlieren sich die Besiedlungsspuren sowohl des Kastells als auch der Zivilsiedlung. Unterhalb der Burg Saarbrücken, 999 erstmals erwähnt, entstand im 11. Jahrhundert die Siedlung (Alt-)Saarbrücken, die 1228 vermutlich befestigt war. Als Gegensiedlung zu (Alt-)Saarbrücken wurde auf dem rechten Saarufer auf einer seit etwa 900 bewohnten, hochwasserfreien Niederterrasse Sankt Johann angelegt. Der seit 1265 nachweisbare Ort war seit 1267 durch eine Fähre, davor durch Furten mit (Alt-)Saarbrücken verbunden. Beide Siedlungen erhielten 1321 Stadtrecht. 1546-49 wurde eine Steinbrücke über die Saar errichtet; sie förderte die wirtschaftliche, auf dem Transithandel basierende Entwicklung nachhaltig. Die Doppelstadt war Haupt- und Marktort der Grafschaft Nassau-Saarbrücken und wurde großzügig zu einer Barockresidenz ausgebaut. 1801 kam Saarbrücken an Frankreich, 1815 an Preußen. Die Industrialisierung des Saarbeckens sowie die Erschließung der Kohlevorkommen führten im 19. Jahrhundert zu Rivalitäten zwischen (Alt-)Saarbrücken als Behörden- und Wohnstadt, Sankt Johann als Handels- und Verkehrsknotenpunkt sowie dem durch die Industrialisierung an Bedeutung gewinnenden Malstatt-Burbach, das bereits 960 als Pfarrort erwähnt wurde, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts jedoch relativ bedeutungslos blieb. Mit Inbetriebnahme der Burbacher Hütte begann 1856 der rasche Aufstieg, 1875 wurde Malstatt-Burbach Stadt. Der 1896 mit der Eingemeindung von Sankt Arnual (seit 1046 bezeugt) nach (Alt-)Saarbrücken begonnene Integrationsprozess endete 1909 mit dem Zusammenschluss von (Alt-)Saarbrücken, Sankt Johann und Malstatt-Burbach zur Großstadt Saarbrücken.
Festschr. zur 650jährigen Verleihung des Freiheitsbriefes an S. u. St. Johann, hg. v. H.-W. Hermann u. a. (1971);
2) Stadtverband im Saarland, 411 km2, 351 800 Einwohner (ein Drittel der Bevölkerung des Saarlandes); besteht aus den Städten Saarbrücken, Friedrichsthal, Püttlingen, Sulzbach/Saar und Völklingen sowie den Gemeinden Großrosseln, Heusweiler, Kleinblittersdorf, Quierschied und Riegelsberg. Dicht bevölkert sind Saar-, Sulzbach- und Fischbachtal, in denen sich besonders Bergbau- und Schwerindustriebetriebe angesiedelt hatten (heute zum Teil Wohngemeinden). Dagegen werden der Saarkohlenwald und der Warndt überwiegend von Wäldern eingenommen, der Südostteil (Raum Kleinblittersdorf) gehört zum landwirtschaftlich genutzten Bliesgau.
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Saar|brụ̈|cken: Stadt an der Saar; Landeshauptstadt des Saarlands.
Universal-Lexikon. 2012.