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Di|no|sau|ri|er 〈m. 3〉
1. 〈Sammelbez. für〉 die ausgestorbenen Reptilordnungen Saurischia u. Ormithischia; oV Dinosaurus
2. 〈scherzh.〉 Letzter seiner Art, Übriggebliebener
[<grch. deinos „furchtbar“ + sauros „Eidechse“]
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Di|no|sau|ri|er, der; -s, -, Di|no|sau|rus, der; -, …rier [zu griech. deinós = gewaltig u. saũros, ↑ Saurier]:
nach dem Mesozoikum ausgestorbenes, oft riesiges Reptil:
Ü mit 72 ist er ein D. in seinem Gewerbe.
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Dinosauri|er
[zu griechisch deinós »gewaltig«, »furchtbar« und saúra oder saũros »Eidechse«], Dinosauria, Schrecksauri|er, zusammenfassende Bezeichnung für die ausgestorbenen Reptilienordnungen Saurischia und Ornithischia.
Sauris|chia, Sauris|chier, Echsenbecken-Dinosaurier: Dinosaurier mit dreistrahligem, d. h. normalem Reptilienbecken und stark reduziertem Schultergürtel. Sie werden in die Theropoda und Sauropodomorpha untergliedert. Zu den überwiegend zweifüßigen, Fleisch und Aas fressenden Theropoda (Raubtierfuß-Dinosaurier) zählen die Coelurosaurier, relativ kleine, schnell beweglichen Tiere, deren Vorderbeine zu Greiforganen umgewandelt waren (u. a. Compsognathus und Ornithomimus), sowie die Carnosaurier (Raubdinosaurier), seit dem Unteren Jura bekannte, ursprünglich zweifüßige, kräftige, plumpe Tiere mit verlängerten, scharfschneidigen Zähnen (u. a. Gorgosaurus, Megalosaurus, Tyrannosaurus). Zu den Sauropodomorpha (Elefantenfußdinosaurier), zum Teil sehr große, überwiegend vierfüßige Pflanzen- oder Allesfresser, gehören die urtümliche Prosauropoda (Urriesendinosaurier; Trias bis Unterer Jura), die noch nicht alle vierfüßig waren (Anchisauriden, Melanorosauriden und die Plateosauriden, darunter der Plateosaurus), und die Sauropoda (Riesendinosaurier; seit dem Unteren Jura), langhalsige Tieren mit vier, meist gleich langen, säulenartigen Beinen und schwachem Gebiss (u. a. Apatosaurus, Brachiosaurus, Diplodocus und der 18 m lange Camarosaurus).
Ornithis|chia, Ornithis|chier, Vogelbeckendinosaurier: überwiegend Pflanzen fressende Tiere mit vierstrahligem Becken, bei dem das Schambein (ähnlich wie bei den Vögeln) rückwärts gewendet ist und sich an das Sitzbein anlehnt, während sein eigentlicher Platz oft durch einen neu gebildeten Fortsatz (Processus praepubicus) eingenommen wurde. Das Gebiss ist für die Aufbereitung der Pflanzennahrung spezialisiert. Der Vorderteil des Kiefers ist oft zahnlos und mit Hornscheiden bedeckt. Man unterscheidet fünf Unterordnungen: Ornithopoda (Vogelfußdinosaurier; Trias bis Oberkreide; zweifüßige Pflanzenfresser mit kurzen Vorderbeinen, dreizehigen Füßen, ohne Frontzähne; z. B. Camptosaurus, Hadrosaurier, Iguanodon), Pachycephalosaurier (Dickkopfdinosaurier; Oberkreide; mit verdicktem Schädeldach und schwach entwickeltem Schambein; Pflanzen- und Insektenfresser; z. B. Stegoceras), Stegosaurier (Stacheldinosaurier; Trias bis Unterkreide; vierfüßige Pflanzenfresser mit besonders kleinem Gehirn, Körper mit großen Knochenplatten und -stacheln bedeckt; z. B. Stegosaurus), Ankylosaurier (Panzerdinosaurier; Kreidezeit; mit Knochenplatten bedeckter Rücken, zum Teil auf Ober- und Unterseite abgeflachter Körper, breiter, kurzer Schädel; u. a. der 6 m lange, leicht beweglicher Nodosaurus, mit kleinem Kopf, und der 5 m lange, 3 t schwere, stark gepanzerte Ankylosaurus) und Ceratopsier (Horndinosaurier; Oberkreide; vierfüßig, mit dicker Haut, aber ohne Knochenplatten, Hals von einem Nackenschild geschützt, Schädel mit Hörnern versehen; u. a. der 2,50 m lange Proceratops, der 5 m lange Monoclonius, der über 5 m lange Chasmosaurus und der Triceratops).
Die wahrscheinlich von primitiven Thecodontiern abstammenden etwa 330 Gattungen der Dinosaurier sind seit der Mittleren (Saurischia) beziehungsweise Oberen Trias (Ornithischia) bekannt, erlebten zur Jura- und Kreidezeit den Höhepunkt ihrer Entwicklung und starben gegen Ende der Kreide aus. Ihre Gesamtlänge reichte von etwa 60 cm (Compsognathus) bis über 40 m (jüngst entdeckte nahe Verwandte des Diplodocus), das Gewicht bis über 80 t (Brachiosaurus); sie waren somit die größten Landtiere, die je auf der Erde gelebt haben. Der Körper war sehr vielgestaltig, hatte meist einen kleinen Kopf (mit entsprechend sehr kleinem Gehirn) sowie einen langen Hals und Schwanz. Die zweifüßigen Tiere hatten oft sehr kurze Vorderbeine mit Greifhänden. Der Schädel wies zwei dem besseren Ansatz der Kiefermuskulatur dienende Schläfenfenster hinter den Augenöffnungen auf (diapsider Schädeltyp). Die Dinosaurier waren typische Bewohner des Festlandes; die früher für manche angenommene amphibische Lebensweise wird heute stark bezweifelt. Die Frage, ob die Dinosaurier kalt- oder warmblütig, wechselwarm oder von konstanter Körpertemperatur waren, ist noch nicht endgültig entschieden. Wahrscheinlich waren viele Dinosaurier Warmblüter, mit offensichtlich sozialer Lebensweise, zum Teil mit Herdenbildung; auch ein ausgeprägtes Brutpflegeverhalten wird für einige Dinosaurierarten angenommen. Außer durch Knochen sind Dinosaurier auch durch Hautabdrücke, Eier (besonders aus der Mongolei und Frankreich) und Fährten belegt.
Das Aussterben der Dinosaurier hat man ganz unterschiedlich erklärt, u. a. durch Klimaveränderungen, weltweite Gebirgsbildungsvorgänge und Kontinentalverschiebungen, Vernichtung durch kosmische Strahlung bei Umpolung des Erdmagnetfeldes und der damit verbundenen Zerstörung der Ozonschicht, Degenerationserscheinungen, Ausrottung der Pflanzen fressenden durch räuberische Dinosaurier, Verzehr der Dinosauriereier durch Säugetiere oder krankhafte Veränderungen der Eierschalen. Dazu kommt, dass sich damals ein Umbruch (Faunenschnitt) in der gesamten belebten Welt vollzog, wobei u. a. mehrere Reptiliengruppen, die Ammoniten, Belemniten und Rudisten verschwanden. Als Hinweis auf extraterrestrische Einwirkungen nahm man eine weltweit verbreitete, 1,5 m mächtige Tonschicht aus dieser Zeit mit einem ungewöhnlich hohen Gehalt (wie in Meteoriten) an Schwer- und Edelmetallen (v. a. Iridium und Osmium). Sie soll Rest des beim Einsturz eines gewaltigen Meteoriten oder Kometen in die Atmosphäre geschleuderten, mit außerirdischer Materie vermengten Gesteinsstaubs sein, der (was inzwischen angezweifelt wird) für mehrere Jahre die Sonneneinstrahlung und damit die Photosynthese verhinderte. Ebenso tödlich wirkten die starke Erhöhung des CO2-Gehalts der Atmosphäre und die beim Aufprall entstandene plötzliche Temperaturerhöhung. Nach neueren Untersuchungen geschah das aber schon lange vor dem ohnehin nicht so plötzlichen Massensterben; als Ursache wird auch ein Massenausbruch von Vulkanen angenommen, der ebenfalls die seltenen Metalle verbreiten konnte. Nach neuesten Erkenntnissen soll das Aussterben der Dinosaurier durch den Einschlag eines Asteroiden vor 65 Mio. Jahren an der Küste der Halbinsel Yucatan ausgelöst worden sein, der große Mengen Schwefel aus dem dort stark schwefelhaltigen Gestein freisetzte. Die dadurch entstandene Dunstschicht (im unteren Teil der Atmosphäre aus Schwefeldioxid bestehend, im oberen Teil als Schwefelsäure gebunden) hätte global bis zu 20 % des Sonnenlichts absorbiert, wodurch die Temperatur auf der Erdoberfläche gesunken wäre. Weil die schwefelhaltigen Moleküle langsamer niederschweben als der schwere Staub, hätte die Verfinsterung mindestes 10, eventuell sogar 30 Jahre gedauert. Einer so langen Kältephase seien die Dinosaurier nicht gewachsen gewesen.
Die in die Diskussion gekommene, auf Gentechnologie beruhende »Wiedergeburt« von Dinosauriern ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich und auch nicht zu erwarten. Einem Wissenschaftlerteam ist es jedoch bereits gelungen, aus 80 Mio. Jahre alten Dinosaurierknochen mittels Polymerase-Kettenreaktion DNA zu amplifizieren (d.h. selektiv in vitro zu vermehren).
H. Haubold: Die D. (Wittenberg 41990);
D. Leben u. Untergang der geheimnisvollen Urzeittiere, Beitrr. v. S. J. Czerkas u. a. (a. d. Engl., 1991);
A. Charig: D. Rätselhafte Riesen der Urzeit (a. d. Engl., Neuausg. 1993).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Saurier: Warum starben sie aus?
Dinosaurier: Zu Lande und in der Luft
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Universal-Lexikon. 2012.