Akademik

Overbeck
Overbeck
 
[-v-],
 
 1) Franz Camille, evangelischer Theologe, * Sankt Petersburg 16. 11. 1837, ✝ Basel 26. 6. 1905; 1870-97 Professor für Neues Testament und alte Kirchengeschichte in Basel; mit F. Nietzsche befreundet. Von einem rein historischen Verständnis theologischem Wissen ausgehend, widmete sich Overbeck besonders der Erforschung der christlichen »Urgeschichte« und seiner »Urliteratur« (Neues Testament und apostolische Väter). Seinen authentischen (»echten«) Ausdruck hat das Christentum nach Overbeck allein im geschichtlich einmaligen, eschatologisch bestimmten Urchristentum gefunden. Das sich der Welt und Kultur anpassende historische (Schein-)Christentum der späteren Kirchengeschichte hat er als »christliche Selbsttäuschung« scharf kritisiert. Die dialektische Theologie (besonders der frühe K. Barth) nahm Gedanken Overbecks auf.
 
Werke: Über die Christlichkeit unserer heutigen Theologie (1873); Studien zur Geschichte der alten Kirche (1875); Über die Anfänge der patristischen Literatur (1882).
 
Ausgaben: Das Johannes-Evangelium, herausgegeben von C. A. Bernoulli (1911); Christentum und Kultur, herausgegeben von demselben (21963); Werke und Nachlaß, herausgegeben von E. W. Stegemann u. a., auf mehrere Bände berechnet (1994 ff.).
 
Literatur:
 
F. O.s unerledigte Anfragen an das Christentum, hg. v. R. Brändle u. a. (1988).
 
 2) Fritz, Maler, * Bremen 15. 9. 1869, ✝ Bröcken (heute zu Bremen) 7. 6. 1909; gehörte 1894-1906 der Künstlerkolonie in Worpswede an. Overbeck malte und radierte Moor- und Heidelandschaften.
 
 3) Johann Friedrich, Maler, * Lübeck 3. 7. 1789, ✝ Rom 12. 11. 1869; studierte ab 1806 an der Akademie in Wien (Schüler von H. Füger). 1809 gründete er mit F. Pforr u. a. den Lukasbund (Nazarener). Ab 1810 lebte er mit seinen Genossen im ehemaligen Kloster San Isidoro in Rom. Unter dem Einfluss der Werke Peruginos und Raffaels entwickelte er hier seinen zeichnerisch-linearen Stil, der in den idealistischen Kunstströmungen des 19. Jahrhunderts weiterwirkte. Mit den anderen Nazarenern schuf er in Rom die Freskenzyklen in der Casa Bartholdy (1816-17; heute Berlin, Nationalgalerie) und im Casino Massimo (1817-29). Sein besonders in frühen Porträts und Zeichnungen von echter Empfindung und neuem Naturgefühl getragener Stil erstarrte später zu einer dogmatisch-religiösen Idealität.
 
Weitere Werke: Selbstporträt mit Gattin und Sohn (um 1820; Lübeck, Behnhaus); Maria und Elisabeth mit Jesus und dem Johannesknaben (1825; München, Neue Pinakothek); Italia und Germania (1828; ebenda); Triumph der Religion in den Künsten (1832-40; Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut); Die Taufe (1862-64; München, Neue Pinakothek).
 
Literatur:
 
J. F. O. 1789-1869, hg. v. A. Blühm u. G. Gerkens, Ausst.-Kat. Museum für Kunst u. Kulturgesch., Lübeck (1989);
 
J. F. O. u. die Kathedrale von Djakovo, Kroatien, hg. v. A. Feuss, Ausst.-Kat. Stiftung Ostdt. Galerie Regensburg (1994).

Universal-Lexikon. 2012.