Elisabeth,
biblische Gestalt, Frau des Zacharias, Mutter Johannes' des Täufers (Luk. 1, 5); — Heilige (Tag: 5. 11.).
Elisabeth,
Herrscherinnen:
1) Elisabeth, Königin, * 1262 (nach anderen Angaben 1263), ✝ Königsfelden (bei Brugg) 28. 10. 1313; Tochter von Graf Meinhard II. von Görz und Tirol und der Elisabeth von Wittelsbach; Ȋ seit November 1274 mit König Albrecht I. Nach seiner Ermordung (1308) setzte sie sich energisch für die habsburgischen Interessen ein. Nachdem sie die Herrschaft für ihre Kinder gesichert hatte, zog sie sich in das von ihr auf der Mordstelle gegründete Kloster Königsfelden bei Brugg im Aargau zurück.
2) Elisabeth, Römische Königin und Königin von Ungarn und Böhmen (seit 1438), * um 1409, ✝ Raab (Ungarn) 19. 12. 1442; Tochter von König Siegmund; heiratete 1421 Herzog Albrecht V. von Österreich (1438 als Albrecht II. König). Elisabeth brachte ihrem Gatten die Anwartschaft auf Böhmen und Ungarn in die Ehe ein. Mit dem Tode ihres Vaters (1437; seit 1433 Kaiser) erkannten die ungarischen Stände sie als Landesherrin an. Seit ihrer Krönung (mit ihrem Gatten am 1. 1. 1438 in Stuhlweißenburg) betrieb sie eine den Interessen Albrechts zuwiderlaufende Politik in Ungarn. Nach dem plötzlichen Tod Albrechts (1439) hielt sie an den Thronansprüchen ihres nach dem Tod des Gatten geborenen Sohnes Ladislaus V. Postumus fest (1440).
3) Elisabeth Gabrielle Valérie Marie, Königin der Belgier, * Possenhofen (heute zu Pöcking, Kreis Starnberg) 25. 7. 1876, ✝ Brüssel 23. 11. 1965; Tochter von Karl Theodor, Herzog in Bayern, und Marie Josepha, Infantin von Portugal; heiratete im Oktober 1900 den damaligen belgischen Thronfolger Albert (seit 17. 12. 1909 König Albert I.). Aus ihrer Ehe stammen der spätere König Leopold III., Prinz Karl und Prinzessin Marie-José. Auf sie gehen etliche soziale Stiftungen (z. B. für die Kriegsblinden sowie die »Fondation médicale Reine Élisabeth«) und wissenschaftliche Stiftungen zurück, so 1923 die »Fondation égyptologique Reine Élisabeth« und 1929 die »Fondation musicale Reine Élisabeth«.
B. Delépinne: Elisabeth, reine des Belges (Brüssel 1983);
G.-H. Dumont: Elisabeth de Belgique ou les défis d'une reine (Paris 1986).
Braunschweig-Calenberg:
4) Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Calenberg (seit 1525) und Gräfin von Henneberg (seit 1546), * Berlin (?) 1510, ✝ Ilmenau 25. 5. 1558; Tochter von Kurfürst Joachim I. von Brandenburg; erhielt nach ihrer Hochzeit mit Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg (Calenberg) von diesem das Amt Calenberg, später das Fürstentum Göttingen als Leibgedinge mit dem Recht der selbstständigen Regentschaft. Sie wandte sich dem protestantischen Glauben zu und näherte sich dem Schmalkaldischen Bund. 1540-46 führte sie die Regentschaft für ihren Sohn Erich II., wobei sie in Calenberg und Göttingen eine protestantische Kirchenordnung durchsetzte. Nach 1546 widersetzte sie sich erfolgreich den Rekatholisierungsversuchen in ihren Landesteilen. 1548 bewog sie Erich II. zum Kampf gegen das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach einer entscheidenden Niederlage wurde sie verbannt und lebte zurückgezogen in der Herrschaft Ilmenau. - Als eine der ersten deutschen Fürstinnen verkörperte Elisabeth den aus der Renaissance hervorgegangenen Herrscherinnentypus. Neben ihren politischen Ambitionen sowie neben der in Glaubensfragen unnachgiebigen Einstellung galt ihr Interesse auch der Schriftstellerei. So verfasste sie z. B. ein Regierungshandbuch für ihren Sohn (1545) und ein Ehestandsbuch für ihre Tochter (1550).
England/Großbritannien:
5) Elisabeth I., englisch Elizabeth [ɪ'lɪzəbəθ], Königin von England (1558-1603), * Greenwich (heute zu London) 7. 9. 1533, ✝ Richmond upon Thames (heute zu London) 24. 3. 1603; Tochter Heinrichs VIII. aus dessen zweiter Ehe mit Anna Boleyn. Nach der Hinrichtung ihrer Mutter 1536 wurde sie für illegitim erklärt, jedoch vom Parlament 1544 wieder in die Thronfolge eingereiht (hinter ihren Halbgeschwistern Eduard VI. und Maria der Katholischen) und nach dem Tod Marias als Herrscherin anerkannt. Mit der politischen Hilfe von W. Cecil, Baron Burghley, und gestützt auf eine solide Finanzpolitik, stellte sie eine starke Krongewalt her, die erst gegen Ende ihrer Regierungszeit brüchig zu werden begann. Das Zeitalter Elisabeths gilt als Epoche großer Stabilität, nicht zuletzt im Vergleich mit den Verfassungskämpfen unter den auf Elisabeth folgenden Stuarts. Innenpolitisch bedeutsam waren die Anfänge sozialpolitischer Gesetzgebung, u. a. zur Lehrlingsausbildung im Handwerk und zur Überwachung von Löhnen (1563) sowie zur Armenfürsorge (1601), v. a. aber die Wiedereinführung der anglikanischen Staatskirche (1559, Supremats- und Uniformitätsakte). Elisabeth wurde damit Oberhaupt der von Rom unabhängigen anglikanischen Kirche. Gegenüber den Katholiken war Elisabeth um Ausgleich bemüht, um ihr vorrangiges Ziel, die Herstellung innenpolitischer Integration, nicht zu gefährden. Eine Verschärfung ergab sich, als Maria Stuart, die katholische Thronprätendentin, 1568 von Schottland nach England flüchtete und Papst Pius V. Elisabeth 1570 exkommunizierte. Erst mit der ohne Wissen Elisabeths erfolgten Hinrichtung Maria Stuarts 1587 endeten die Versuche katholischer Oppositioneller, Elisabeth zu stürzen.
Außenpolitischer Hauptgegner war Spanien, dessen König Philipp II. zu Beginn der Herrschaft Elisabeths vergeblich eine Heirat mit ihr angestrebt hatte. Elisabeth unterstützte den niederländischen Unabhängigkeitskampf und die Übergriffe englischer Freibeuter (F. Drake u. a.) auf spanische Schiffe. Entscheidend für die internationale Stellung Englands war der Sieg über die spanische Armada 1588. Damit war die protestantische Großmacht auch außenpolitisch gesichert. England erlebte in Handel und Schifffahrt einen großen Aufschwung. Auch die Anfänge des englischen Kolonialreichs wurden geschaffen (Virginia). Zur politischen Macht und zum wirtschaftlichen Aufschwung trat die Blüte des geistigen Lebens (v. a. W. Shakespeare). Das Elisabethanische Zeitalter bietet so ein einzigartiges Gesamtbild nationaler Größe. - Zu den Günstlingen Elisabeths gehörten Robert Dudley, Earl of Leicester, und Robert Devereux, Earl of Essex. Elisabeth blieb unvermählt (»die jungfräuliche Königin«, englisch »the Virgin Queen«). Kurz vor ihrem Tod bestimmte sie den schottischen König Jakob VI., den Sohn Maria Stuarts, zu ihrem Nachfolger.
Literarische Behandlung: Elisabeth Spenser, »The faerie Queene« (1590-96), T. Heywood, »If you know not me, you know nobody« (1604-05, Drama), W. H. Ainsworth, »The Tower of London« (1840, Roman); vielfach gestaltet wurde der Konflikt mit Maria Stuart und mit Elisabeths Günstling Graf Essex (T. Corneille, 1678; J. Banks, 1682; F. Bruckner, 1930).
Ausgabe: Die Briefe der Königin Elisabeth von England 1533 bis 1603, herausgegeben von G. B. Harrison (aus dem Englischen, 1938).
J. E. Neale: Elizabeth I. and her parliaments, 2 Bde. (London 1953-57);
J. E. Neale: Königin E. I. von England (a. d. Engl., 41985);
J. B. Black: The reign of Elizabeth, 1558-1603 (Oxford 21959);
C. Read: Lord Burghley and Queen Elizabeth (London 1960);
W. P. Haugaard: Elizabeth and the English Reformation (London 1968);
J. Hurstfield: Elizabeth I. and the unity of England (Neuausg. Harmondsworth 1971);
N. Williams: E. I. von England (a. d. Engl., 1976);
G. Lottes: E. I. (1981);
H. Nette: E. I. (1982).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
6) Elisabeth II., englisch Elizabeth [ɪ'lɪzəbəθ], Königin von Großbritannien und Nordirland, Haupt des Commonwealth, * London 21. 4. 1926; bestieg nach dem Tod ihres Vaters, Georg VI., 1952 den Thron (gekrönt 1953); Ȋ seit dem 20. 11. 1947 mit Philip Mountbatten, der zum Herzog von Edinburgh erhoben wurde. Der Ehe entstammen Charles (* 14. 11. 1948), Anne (* 15. 8. 1950), Andrew (* 19. 2. 1960) und Edward (* 10. 3. 1964).
7) Elisabeth Charlọtte, Herzogin von Orléans [ɔrle'ã], genannt Liselọtte von der Pfạlz, * Heidelberg 27. 5. 1652, ✝ Saint-Cloud 8. 12. 1722; Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, Ȋ seit 1671 mit Herzog Philipp I. von Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV. von Frankreich; ihre Erbansprüche nach dem Tod ihres Bruders, des Kurfürsten Karl (✝ 1685), boten dem französischen König den Anlass zum Pfälzischen Erbfolgekrieg. Elisabeth Charlotte bewahrte während ihres 50-jährigen Lebens am französischen Hof ihr urwüchsiges und natürliches Wesen, das sich besonders in ihren vielen Briefen ausdrückt. In diesen schildert sie freimütig und voller Anteilnahme die von Galanterie und Eleganz, aber auch von Intrigen und Klatsch geprägten Verhältnisse am Hof des Sonnenkönigs und beklagt das traurige Schicksal der Pfalz.
M. Knoop: Madame. Liselotte von der Pfalz (21966);
J. Voss: Liselotte von der Pfalz als Zeugin ihrer Zeit, in: Barock am Oberrhein, hg. v. V. Press u. a. (1985).
8) Elisabeth, Gräfin, * Vézélise (bei Nancy) 1394 (?), ✝ Saarbrücken 17. 1. 1456; Tochter von Herzog Friedrich V. von Lothringen (✝ [gefallen] 1415), heiratete 1412 Graf Philipp I. von Nassau-Saarbrücken (* 1368, ✝ 1429) und übernahm nach dessen Tod die Regierung bis zur Volljährigkeit (1438) ihres ältesten Sohnes Philipp II. (✝ 1492); schrieb um 1437, mit später verloren gegangenen französischen Chansons de Geste als Vorlage, die ersten deutschen Prosaromane »Herpin« (Druck 1514), »Sibille«, »Loher und Maller« (Druck 1513) und »Hugo Scheppel« (auch »Huge Scheppel«, »Hug Schapler«, Druck 1500), die alle um Kaiser Karl dem Große kreisen und bis auf »Sibille« später als Volksbücher weite Verbreitung fanden.
W. Liepe: E. von Nassau-Saarbrücken (1920).
Österreich-Ungarn:
9) Elisabeth Eugenie Amalie, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn, * München 24. 12. 1837, ✝ Genf 10. 9. 1898. Die zweite Tochter von Herzog Maximilian Joseph in Bayern heiratete am 24. 4. 1854 Kaiser Franz Joseph I. von Österreich. Der v. a. aus dynastischen Interessen geschlossenen Ehe entstammten neben Kronprinz Rudolf die Erzherzoginnen Sophie (* 1855, ✝ 1857), Gisela (* 1856, ✝ 1932) und Marie Valerie (* 1868, ✝ 1924). Elisabeth, die als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit galt, blieb wegen ihrer Abneigung gegen höfische Gebundenheit eine Außenseiterin am kaiserlichen Hof. Ihre Sympathien für den ungarischen Landesteil nutzte Graf G. Andrássy als ungarischer Ministerpräsident für die amtliche Politik. Elisabeth entzog sich durch Reisen zunehmend dem Hofleben. In Genf wurde die zur Schwermut neigende Kaiserin von dem italienischen Anarchisten L. Luccheni erstochen.
Franz-Joseph I. Kaiser von Österreich. Briefe an Kaiserin E., 1859-1898, hg. v. G. Nostitz-Rieneck, 2 Bde. (1966);
J. Haslip: Sissi. Kaiserin von Österreich (a. d. Engl., 1994);
G. Praschl-Bichler u. J. Cachée: ». ..von dem müden Haupte nehm' die Krone ich herab«.Kaiserin E. privat (Wien 21995);
B. Hamann: E. Kaiserin wider Willen (Wien 81996).
10) Elisabeth, Kurfürstin von der Pfalz (seit 1614) und Königin von Böhmen (seit 1619), * Falkland Castle (bei Perth) 19. 8. 1596, ✝ London 13. 2. 1662; Tochter des englischen Königs Jakob I.; heiratete im Februar 1613 Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, der sich so die Unterstützung Englands in Bezug auf seine politischen Vorhaben in Böhmen versprach. Sie folgte 1619 ihrem Mann nach dessen Krönung zum König Böhmens nach Prag. Die Niederlage Friedrichs V. am Weißen Berg (1620) vertrieb sie 1621 aus Böhmen. Im niederländischen Exil hielt sie, besonders nach dem Tod ihres Mannes (1632), erneut einen großen Hof. Unstimmigkeiten mit ihrem Sohn Karl Ludwig ließen sie nach dem Westfälischen Frieden (1648) in den Niederlanden verbleiben; 1661 kehrte sie nach England zurück.
11) Elisabeth Christine, Königin, * Wolfenbüttel 8. 11. 1715, ✝ Berlin 13. 1. 1797; Tochter des Herzogs Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Bevern und der Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Nichte Kaiser Karls VI. wurde 1733 im Interesse einer engeren Verbindung zwischen Preußen und Österreich dem Kronprinzen Friedrich, dem späteren König Friedrich II., der Große, angetraut. Ab 1740 lebte das Paar getrennt.
12) Elisabeth, Königin, Carmen Sylva.
13) Elisabeth Petrọwna, Jelisawẹta Petrọwna, Kaiserin (1741-62), * Kolomenskoje (heute zu Moskau) 29. 12. 1709, ✝ Sankt Petersburg 5. 1. 1762; Tochter Peters I., des Großen, und Katharinas I.; setzte ihren Thronanspruch gegen die Regentin Anna Leopoldowna mit einem von den Garderegimentern unterstützten Staatsstreich in der Nacht vom 5. zum 6. 12. 1741 durch. Sie ernannte ihren Neffen Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp (den späteren Peter III.) zu ihrem Nachfolger und verheiratete ihn 1745 mit der Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst, der späteren Katharina II., der Großen 1743 beendete Elisabeth den Krieg mit Schweden durch den Frieden von Åbo. Außenpolitisch band sie unter der Leitung ihres Kanzlers A. P. Bestuschew-Rjumin Russland an Österreich und nahm gemeinsam mit Frankreich am Siebenjährigen Krieg gegen Friedrich II., dem Großen, teil. Das von den Russen besetzte Ostpreußen stand 1758-62 unter ihrer Herrschaft. - Elisabeth gründete 1755 die Universität in Moskau und 1757 die Akademie der Künste in Sankt Petersburg und schuf mit der Aufhebung der Binnenzölle (1753) eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung eines einheitlichen russischen Wirtschaftsgebietes.
T. Talbot Rice: E. von Rußland (a. d. Engl., 1973);
R. Coughlan: Frauen auf dem Zarenthron. E. u. Katharina (a. d. Engl., 1978).
14) Elisabeth von Valois [-va'lwa], Königin, * Fontainebleau 13. 4. 1545, ✝ Aranjuez 3. 10. 1568; Tochter Heinrichs II. von Frankreich und der Katharina von Medici, seit 22. 6. 1559 dritte Gemahlin Philipps II. von Spanien; die Ehe sollte den im April 1559 geschlossenen Frieden von Cateau-Cambrésis besiegeln (deshalb der spanische Beiname »Isabel de la Paz«). Das Elisabeth nachgesagte Liebesverhältnis zu ihrem Stiefsohn Don Carlos hat nicht bestanden.
15) Elisabeth Farnese, Königin, * Parma 25. 10. 1692, ✝ Aranjuez 11. 7. 1766; aus dem Herzogshaus von Parma, seit 1714 zweite Gemahlin Philipps V. von Spanien. Gebildet, kunstverständig und politisch ehrgeizig, dem an Schwermut leidenden König an Willenskraft überlegen, leitete sie mit ihrem Berater G. Alberoni praktisch die spanische Politik, v. a. die Außenpolitik, die auf Wiedergewinnung der ehemaligen italienischen Besitzungen gerichtet war. Nach dem Sturz Alberonis (1719) gelang es ihr durch Kriege und Verhandlungen, ihren Söhnen italienische Throne zu verschaffen. Karl erhielt 1731 Parma als spanisches Sekundogenitur und tauschte es 1735 mit Neapel und Sizilien, bevor er 1759 (als Karl III.) König von Spanien wurde. Sein Bruder Philipp, Schwiegersohn Ludwigs XV. von Frankreich, wurde 1748 Herzog von Parma und Piacenza. Damit begründete Elisabeth die Linien Bourbon-Sizilien und Bourbon-Parma (Bourbon). Unter Ferdinand VI. entmachtet, gewann sie unter der Herrschaft ihres Sohnes Karl III. wieder an Einfluss.
16) Elisabeth, E.Elisabeth von Ungarn, * Burg Sárospatak (Ungarn) 1207, ✝ Marburg 17. 11. 1231; aus dem Geschlecht der Arpaden, Tochter König Andreas' II. von Ungarn und der Gertrud von Andechs-Meranien (✝ 1213); kam vierjährig an den Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen, mit dessen Sohn und Nachfolger Ludwig (IV.) sie verlobt und 1221 verheiratet wurde. Ihr Drang nach Selbstentäußerung, Mildtätigkeit und freiwilliger Armut, von ihrem Beichtvater Konrad von Marburg und den Eisenacher Franziskanern bestärkt, entfremdete sie dem höfischen Leben. Nach dem Kreuzfahrertod ihres Gemahls (1227) verließ sie, wohl von ihrem Schwager Heinrich Raspe vertrieben, die Wartburg, rastlos umherziehend, beraten und beherrscht von ihrem Beichtvater. Sie stiftete in Marburg ein Hospital, in dem sie sich asketischem Krankendienst widmete. Schon 1235 wurde sie heilig gesprochen. Ab 1235 baute der Deutsche Orden, der Rechtsnachfolger ihrer Marburger Stiftung, die Elisabeth-Kirche, wohin 1236 ihre Gebeine in einem kostbaren Schrein überführt wurden. - Heilige (Tag: 19. 11.).
Das Leben Elisabeths fand in vielen Legenden, auch in Volkslied und Drama (»Marburger Elisabethspiel«, 1481) ein Echo. Dichterische Bemühungen des 19. und 20. Jahrhunderts um sie (C. Kingsley, »The saint's tragedy«, 1844, Gedichte; O. Roquette/F. Liszt, »Die Legende von der Heiligen Elisabeth«, Oratorium 1862) waren ohne bleibende Bedeutung. Dichter. Lebensberichte schrieben Lulu von Strauss und Torney (1926), P. Dörfler (1930), L. Weismantel (1931).
V. a. ihre Mildtätigkeit wurde Thema von Darstellungen in der bildenden Kunst. Sie wird im Witwenschleier, umgeben von Kranken und Armen, gezeigt; Kanne und Brote sind ihre Attribute (Statue um 1350; Straßburg, Münster), auch das Modell ihrer Kirche in Marburg (um 1360; Magdeburg, Dom, Relief), ebenso eine (symbolische) Krone (1707; Prag, Karlsbrücke, Statue von F. M. Brokoff). Ihre Legende erschien schon im 13. Jahrhundert auf Glasfenstern und v. a. auf ihrem Reliquienschrein (um 1235-49; Marburg, Elisabethkirche), in romantischer Sicht auf den Fresken der Wartburg von M. von Schwind (1854-55).
Dietrich von Apolda: Das Leben der hl. E. von Thüringen. Cronica sant Elisabet zcu deutsch, hg. v. H. Hömig (1520, Nachdr. 1981);
G. Jaschke: Die Hl. E. von Thüringen (1990);
G. Hoppe: E., Landgräfin von Thüringen (31991);
N. Ohler: E. von Thüringen. Fürstin im Dienst der Niedrigsten (21992).
Universal-Lexikon. 2012.