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Palm
I
Palm
 
[zu Palme] der, -s/-e, christlicher Volksbrauch: ein Zweig, der in katholischen Gebieten zur Erinnerung an den Einzug Christi in Jerusalem am Palmsonntag in der Kirche geweiht wird. In südlichen Ländern werden Zweige des Ölbaumes verwendet, im oberdeutschen Raum, in Westfalen, am Niederrhein und in den Niederlanden ersatzweise Weiden-, Wacholder-, Buchsbaum- und Stechpalmenzweige; die Zweige werden zu einem Palmbüschel (Palmbuschen, Palmstock) zusammengebunden und zum Teil an meterhohen Stangen befestigt. Sie sind mit bunten Bändern, Heiligenbildern, Gebäck, bemalten Eiern oder Früchten geschmückt; in den niederdeutschen Gebieten werden Palmäpfel darin versteckt. Die Palme werden als Segen bringend und Schaden abwehrend angesehen und im Haus oder in Hausnähe verwahrt oder direkt am Giebel befestigt. Der Brauch ist seit dem Ende des 4. Jahrhunderts bezeugt; der Ritus wurde 1956 von Papst Pius XII. neu festgelegt. Heischegänge von Kindern mit (ungeweihten) Palmbüscheln blieben auch in evangelischen Gebieten erhalten.
 
Literatur:
 
C. C. van de Graft: Palmpaasch (Dordrecht 1910);
 H. J. Gräf: Palmenweihe u. Palmenprozession in der lat. Liturgie (1959);
 E. Katschnig-Fasch: Die merkwürdigen Palmbuschen im slowen. Sanntal, in: Volkskunst, Jg. 4 (1981).
 
II
Pạlm,
 
1) Johann Philipp, Buchhändler und Verleger, * Schorndorf 18. 11. 1768, ✝ (standrechtlich erschossen) Braunau am Inn 26. 8. 1806; verlegte im Juni 1806 in Nürnberg die anonyme antifranzösische Flugschrift »Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung«. Palm wurde auf Anweisung Napoleons I. am 14. 8. 1806 verhaftet und, da er keine Angaben über den Verfasser machte, in Braunau am Inn von einem Militärgericht weisungsgemäß zum Tod verurteilt.
 
 
 2) Siegfried, Violoncellist, * Barmen (heute zu Wuppertal) 25. 4. 1927; war 1947-62 Solovioloncellist beim NDR-Sinfonieorchester Hamburg, 1962-68 beim Sinfonieorchester des WDR Köln sowie 1962-77 Professor an der Kölner Musikhochschule; auch Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. 1976-81 wirkte er als Generalintendant der Deutschen Oper Berlin und 1982-88 als Präsident der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik. Palm entwickelte neue Spieltechniken für sein Instrument und wurde besonders durch seine Interpretation Neuer Musik bekannt.

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Pạlm, der; -s, -e <Pl. selten> [landsch. Nebenf. von ↑Palme] (landsch.): Buchsbaumzweige o. Ä. (die nach katholischem Brauch am Palmsonntag gesegnet werden).

Universal-Lexikon. 2012.