Rịntelen,
1) Anton, österreichischer Politiker, * Graz 15. 11. 1876, ✝ ebenda 28. 1. 1946; 1903 Professor für Zivilprozessrecht in Prag, ab 1911 in Graz, Mitglied der Christlichsozialen Partei (CP), 1919-33 Landeshauptmann von Steiermark, 1926 und 1932-33 Unterrichtsminister, 1933-34 Gesandter in Rom; beteiligte sich an den Vorbereitungen des nationalsozialistischen Juliputsches (25. 7. 1934gegen Bundeskanzler E. Dollfuss), in dessen Verlauf die österreichischen Nationalsozialisten ihn zum Bundeskanzler ausriefen. Nach dem Scheitern des Putsches wurde er inhaftiert und (1935) wegen Hochverrats zu lebenslänglichem Kerker verurteilt (im Februar 1938 amnestiert).
2) Fritz Joachim von, Philosoph, * Stettin 16. 5. 1898, ✝ Mainz 23. 2. 1979; 1932 Professor in Bonn, 1936-40 in München, 1941 von den Nationalsozialisten entlassen, seit 1946 in Mainz. Rintelen vertrat in Auseinandersetzung mit der europäischen Kulturtradition eine realistische Wertphilosophie, die den realen, geschichtlich konkreten Vollzug mit überzeitlichen Aspekten verbindet. Auf dem Boden einer »Philosophie des lebendigen Geistes« untersuchte er kritisch die in der Lebens- und Existenzphilosophie liegende Tendenz, das jeweilige Moment vom zeitüberlegenen Logos zu trennen.
Werke: Der Wertgedanke in der europäischen Geistesentwicklung (1932); Dämonie des Willens (1947); Von Dionysos zu Apollon. Der Aufstieg im Geiste (1948); Philosophie der Endlichkeit als Spiegel der Gegenwart (1951); Der Rang des Geistes. Goethes Weltverständnis (1955); Beyond existentialism (1961); Johann Wolfgang von Goethe. Sinnerfahrung und Daseinsdeutung (1968); Contemporary German philosophy and its background (1970); Philosophie des lebendigen Geistes in der Krise der Gegenwart (1977).
Sinn u. Sein, hg. v. R. Wisser (1960).
Universal-Lexikon. 2012.