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Stettin
Stet|tin:
Stadt an der Oder; vgl. Szczecin.

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Stettin,
 
polnisch Szczecin ['ʃtʃɛtɕin],
 
 1) Hauptstadt der Woiwodschaft Westpommern (bis 1998 der aufgelösten Woiwodschaft Szczecin [Stettin]), Polen, in Vorpommern, Stadtkreis und Kreisstadt, an der unteren Oder, 25 km vor ihrer Mündung in das Stettiner Haff, 5-130 m über M., nahe der Grenze zu Deutschland, 419 000 Einwohner; das Stadtgebiet, rd. 300 km2, wird von vielen Oderarmen, u. a. Westoder (auch nur Oder genannt) und den in den Dammschen See mündenden Armen Ostoder (auch Große Reglitz, polnisch Regalica), Parnitz (polnisch Parnica) und Kleine Reglitz (polnisch Regaliczka) durchflossen. Das Stadtzentrum liegt westlich der Westoder, östlich davon das Hafengebiet sowie die industriell geprägten Stadtteile. Östlich der Ostoder breitet sich der Stadtteil Altdamm (polnisch Dąbie) mit Wohn- und Industrievierteln aus. Stettin ist Kultur- und Wirtschaftszentrum Nordwestpolens; katholischer Bischofssitz, Universität (1985 durch die Vereinigung mehrerer Hochschulen entstanden), TH, medizinische und landwirtschaftliche Akademie sowie Seefahrthochschule, Westpommersche Schule für Business, National-, Stadt-, Meeres- und Historisches Museum, Philharmonie sowie vier Theater. Wichtigste Industriezweige sind Schiffbau und Schiffsreparatur, Maschinenbau, Herstellung von Fahrzeugteilen, Nahrungsmittel-, chemische, Baustoff-, Textil-, Papierindustrie sowie Eisenerzverhüttung; nördlich von Stettin das Wärmegroßkraftwerk »Untere Oder« (3 600 MW). Der Hafen ist einschließlich Swinemünde der größte polnische Hochseehafen (Umschlag 1995: 22,5 Mio. t); bei Gollnow (polnisch Goleniów), 30 km nordöstlich von Stettin, liegt der Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Die historischen Bauten in der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Altstadt wurden zum Teil wiederhergestellt oder rekonstruiert, so das Schloss der Herzöge von Pommern, das sich an einem schon in der Zeit der Lausitzer Kultur besiedelten Platz erhebt (im 14. Jahrhundert begonnen, die Vierflügelanlage entstand 1575-77 durch Umbau des Süd- und Ostflügels und Bau zweier neuer Flügel; der fünfte, so genannte Museumsflügel, 1616-19, liegt parallel zum Westflügel; Schlosskapelle im Nordflügel; Torbau 1736), der Dom Sankt Jakobi (14.-15. Jahrhundert, auf Vorgängerbau des 12. Jahrhunderts), das Alte Rathaus (14. Jahrhundert, spätere Umbauten bei der Rekonstruktion kaum berücksichtigt; mit Stadtmuseum), die gotische Johanneskirche (13. und 14. Jahrhundert), das spätgotische Bankhaus der Familie Loitz (polnisch Łozice; 1547) sowie Wohnhäuser aus dem 15.-16. Jahrhundert und Paläste aus dem 18.-19. Jahrhundert Vom Festungsgürtel blieben die barocken Anlagen des Piastentors (früher Königstor, 1725-40) und des Hafentors (früher Berliner Tor, 1726-28) erhalten.
 
Geschichte:
 
Die vermutlich aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts stammende Siedlung Stettin entwickelte sich im Schutz einer Burg im 11. Jahrhundert zum bedeutendsten Handelsort an der unteren Oder. 1121 eroberte Herzog Bolesław III. von Polen Stettin (damals größter Ort Pommerns mit etwa 5 000 Einwohner); 1124 setzte hier die Christianisierung ein (erster Aufenthalt des Bischofs Otto von Bamberg, erneut 1128). Die neben der wendischen Siedlung entstandene deutsche Kaufmannssiedlung, die rasch mit dieser zusammengewachsen war, erhielt 1237, spätestens 1243 (Magdeburger) Stadtrecht. Dank umfangreicher Privilegien wuchs der Stadt (seit 1278 Hansemitglied) eine führende Rolle im Handel mit Dänemark zu. Unter Herzog Bogislaw X. (1474—1523) wurde Stettin feste Residenz der pommerschen Herzöge; 1523 schloss es sich der Reformation an. Ein in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgebrochener Streit mit Frankfurt (Oder) um das Stapelrecht, der Zusammenbruch des Bankhauses Loitz (1572) und der Verlust der Handelsprivilegien mit Dänemark wirkten sich verstärkt im 17. Jahrhundert auf das wirtschaftliche Leben Stettins aus. 1630/48-1720 gehörte Stettin mit kurzen Unterbrechungen zu Schweden; es kam 1677 zeitweilig in brandenburgischen Besitz (bis zum Frieden von Saint-Germain-en-Laye 1679), wurde im Großen Nordischen Krieg 1713 durch russische sowie polnisch-sächsische Truppen eingenommen und fiel im Frieden von Stockholm (1720) an Preußen, das durch den Ausbau der Swinefahrt neue Impulse für Handel und Schifffahrt gab. 1806-13 war Stettin von französischen Truppen besetzt. 1815 wurde es Hauptstadt der neu gebildeten preußischen Provinz Pommern. Nach 1873 konnte sich Stettin durch die Beseitigung des 1724-40 angelegten Festungsgürtels ausdehnen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Hafen- und Industriegebiete sowie die Altstadt durch Bombenangriffe und die Kämpfe im April 1945 fast völlig zerstört. 1945 kam Stettin unter polnische Verwaltung, die Zugehörigkeit zu Polen wurde durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 anerkannt. 1970 und 1980 war Stettin einer der Schauplätze von Arbeiterunruhen und gehörte zu den Zentren bei der Herausbildung des Gewerkschaftsverbandes Solidarność.
 
Literatur:
 
Chronik der Stadt S., hg. v. I. Gudden-Lüddeke (1993);
 
S. 1945-1946, hg. v. der Ostsee-Akad. Lübeck (21995).
 
 2) bis 1998 Woiwodschaft in Polen, danach Teil der 1999 neu gebildeten Wwschaft Westpommern.
 

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Stet|tin: Stadt an der Oder; vgl. ↑Szczecin.

Universal-Lexikon. 2012.