Stei|er|mark, die; -:
österreichisches Bundesland.
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Steiermark,
Bundesland im Südosten Österreichs, 16 388 km2, (1999) 1,205 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Graz. Die Steiermark grenzt im Norden an Oberösterreich und Niederösterreich, im Osten an das Burgenland, im Süden an Slowenien, im Südwesten an Kärnten und im Westen an Salzburg; sie umfasst 16 politische Bezirke, die sich in 543 Gemeinden (darunter 32 Städte und 108 Marktgemeinden) gliedern, und eine Stadt mit eigenem Statut (Graz).
Nach dem mehrfach geänderten Landesverfassungsgesetz von 1960 übt die Gesetzgebung ein auf fünf Jahre gewählter Landtag mit 56 Abgeordneten aus. Die Verwaltung liegt bei der vom Landtag gewählten Landesregierung, an deren Spitze der Landeshauptmann steht. Steiermark gehört dem Sprengel des Oberlandesgerichtes Graz an, hat zwei Landesgerichte (Graz, Leoben) und 33 Bezirksgerichte.
Das Wappen zeigt in Grün einen rot gehörnten, rot bewehrten Feuer speienden silbernen Panther. Die Darstellung ist seit etwa 1160 nachgewiesen, die Farben sind seit etwa 1260 bekannt. Auf dem Schild ruht der steirische Herzogshut.
Landesnatur:
Die Steiermark erstreckt sich von den Nördlichen Kalkalpen im Nordwesten bis zum Oststeirischen Hügelland und bis an den Rand des Pannonischen Tieflandes im Südosten. Der größte Teil des Bundeslandes liegt in den Ostalpen. Die gebirgige Obersteiermark im Nordwesten umfasst das Quellgebiet der Traun (Steirisches Salzkammergut oder Ausseer Land) und die beiden Längstalfurchen Ennstal und Mur-Mürz-Furche, die über die Talwasserscheide Schoberpass miteinander verbunden sind. Im steirischen Anteil am Salzkammergut ragen stark verkarstete, hochalpine Kalkstöcke auf: die (im Dreiländereck von Steiermark, Salzburg und Oberösterreich gelegene) Dachsteingruppe mit dem höchsten Berg des Bundeslandes (2 995 m über M.), östlich davon das Tote Gebirge. Gegen Osten schließen die Ennstaler Alpen mit dem Gesäuse und die Steirisch-Niederösterrischen Kalkalpen an, im Süden begleitet von der erzreichen Grauwackenzone der Eisenerzer Alpen. Zwischen Enns und Mur erstrecken sich die zu den Zentralalpen zählenden Niederen Tauern, südlich der Mur-Mürz-Furche die Gurktaler und die Seetaler Alpen sowie der sichelförmige Bogen des Steirischen Randgebirges (umschließt das südöstliche Alpenvorland mit dem Grazer Becken, ein jungtertiäres Hügelland, das von Vulkanrestbergen überragt wird). Das Weststeirische Hügelland (auch Weststeiermark) umfasst die östlichen Vorberge des Steirischen Randgebirges westlich der Mur, die Mittelsteiermark das mittlere Murgebiet mit dem Grazer Bergland, die Oststeiermark das von der Raab nach Osten entwässerte Oststeirische Hügelland und das Grabenland im Süden; Hauptflüsse der Steiermark sind Mur und Raab, die zur Pannonischen Tiefebene entwässern, und im Nordwesten die Enns.
Klimatisch liegt die Steiermark im Übergangsbereich vom Gebirgsklima zur pannonischen Variante des kontinentalen Klimas; die Niederschläge sind im Westen am höchsten (Altaussee am Südwestfuß des Toten Gebirges mit 2 000 mm jährlich), der Südosten empfängt zwischen 800 und 1 000 mm jährlich. Werte unter 800 mm pro Jahr treten im mittleren Murtal östlich des Neumarkter Sattels auf. Das obere Murtal und das Gesäuse im Ennstal gehören zu den kältesten Gebieten Österreichs, in der Mittel- und Oststeiermark herrscht dagegen gebietsweise Weinbauklima.
Den natürlichen Gegebenheiten entsprechend, ist der Südosten der Steiermark mit einem dichten Siedlungsnetz überzogen; der Alpenraum ist nur in Tälern (dort aber sehr dicht) besiedelt. Kernräume sind das Ennstal (Zentrum Liezen), die Mur-Mürz-Furche (Leoben, Kapfenberg, Kindberg), Palten- und Liesingtal (verbinden die beiden Längstalfurchen), das Leibnitzer Feld und das Grazer Becken. In Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs, lebt rd. ein Fünftel der Steirer. Besonders der Bezeichnung Graz-Umgebung verzeichnete zwischen 1981 und 1997 starke Bevölkerungszunahmen. Abwanderungsgebiete sind v. a. die Bezirke Leoben, Judenburg und Bruck an der Mur.
Rd. 84 % der Bevölkerung gehören (1991) der römisch-katholischen Kirche an (Bistum Graz-Seckau), rd. 5 % sind evangelisch (Evangelische Kirche Augsburg. und Helvetischen Bekenntnisses in Österreich), fast ausschließlich Lutheraner. Kleine Minderheiten bilden u. a. die Altkatholiken und die Muslime.
Die steirische Wirtschaft ist - trotz eines einschneidenden Rationalisierungsprozesses in den letzten 15 Jahren - nach wie vor charakterisiert durch eine erhebliche Konzentration strukturschwacher Grundstoffindustrien sowie durch die gleichzeitige Existenz traditionell benachteiligter umfangreicher ländlicher Gebiete. Im bundesweiten Vergleich liegt die Wirtschaftskraft mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von (1994) 252 348 Mio. öS an vierter Stelle und trägt damit 12 % zur österreichischen Wertschöpfung bei. Die Kaufkraft je Einwohner liegt (1994) allerdings um knapp 19 % unter dem österreichischen Durchschnitt und damit an achter Stelle. Die Steiermark weist (1994) einen überdurchschnittlichen BIP-Anteil der Land- und Forstwirtschaft von 3,9 % (Österreich: 2,4 %) auf. Der BIP-Anteil im industriellen Bereich (einschließlich Energie- und Bauwirtschaft) liegt mit 35,7 % über dem Bundesdurchschnitt von 32,3 %, der des Dienstleistungssektors mit 59,8 % (Österreich: 64,9 %) deutlich darunter.
Rd. 27 % der Fläche der Steiermark werden landwirtschaftlich (rd. 152 000 ha als Ackerland und rd. 342 000 ha als Wiesen und Weiden) genutzt. Mit rd. 853 000 ha verfügt die Steiermark allein über 26 % der gesamtösterrischen Waldflächen und weist damit die stärkste Bewaldung aller Bundesländer auf. Die landwirtschaftliche Produktion konzentriert sich auf das südöstliche Flach- und Hügelland, wobei Klein- und Kleinstbetriebe überwiegen. Die steirische Landwirtschaft weist einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Sonderkulturen auf, neben Tabak-, Raps-, Hopfen- und Kürbiskulturen v. a. Obstbau (besonders Äpfel). Daneben werden Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Zuckerrüben und v. a. Körnermais (mit einer Erntemenge von 566 500 t wichtigstes Bundesland) angebaut. In der tierischen Produktion dominieren Schweinezucht (1996: 1,2 Mio. Schweine; 28 % des österreichischen Schweinebestandes) und Rinderhaltung (384 000 Rinder; 17 % des österreichischen Rinderbestandes).
und Energiewirtschaft: Der Bergbau hat, wie im gesamten Bundesgebiet, auch in der Steiermark stark an Bedeutung verloren, spielt aber im Bundesvergleich nach wie vor die größte Rolle. Erzvorkommen werden im Tagebau am Erzberg bei Eisenerz abgebaut (1996: 1,3 Mio. t). Magnesitbergbau wird v. a. in Breitenau (Veitsch-Radex AG) und in Oberdorf an der Laming betrieben, außerdem Abbau von Braunkohle (Raum Köflach), Graphit, Talk und Gips, bei Altaussee Salzgewinnung. - Die Energieerzeugung (1996: 7 166 GWh) umfasst Wasser- (45,4 % der Elektrizitätserzeugung) und Wärmekraftwerke (54,6 %); die größten Wärmekraftwerke arbeiten in Mellach, Werndorf und Voitsberg, die Laufkraftwerke befinden sich entlang der Enns und der Mur.
Schwerpunkte sind (1995) Papiererzeugung (12,5 % des Industrieproduktionswertes), Maschinen- und Stahlbau (12,4 %), Elektro- und Elektronikindustrie (11,3 %), Fahrzeugbau (9,5 %), Eisen- und Metallwarenindustrie (9 %) sowie Eisenerzeugung (8,8 %). Ein regionaler Schwerpunkt der Industriebeschäftigung ist Graz und Umgebung, den zweiten großen industriellen Ballungsraum stellt die Mur-Mürz-Furche mit den Bezirken Leoben, Bruck an der Mur, Judenburg und Mürzzuschlag dar. Betriebe der Papier-, Zellulose- und Holzwarenherstellung sind in der gesamten Steiermark verbreitet.
Touristische Schwerpunkte sind das Ausseer Land am Toten Gebirge, das obere Ennstal mit der Ramsauer Hochfläche (am Dachstein), der Mariazeller Raum und das Semmeringgebiet. Wintersport wird v. a. in den Niederen Tauern (Schladming) betrieben. Insgesamt spielt der Fremdenverkehr mit (1996) 9 Mio. Übernachtungen (davon nur rd. 37 % Ausländer) eine relativ geringe Rolle.
Verkehr:
Hauptverkehrsader ist die Mur-Mürz-Furche. Sie steht über den Semmering mit dem Wiener Becken, über den Schoberpass mit dem Ennstal in Verbindung. Die Pyhrn- und die Südautobahn, die als innerösterreichischer Verkehrsträger die steirischen Industriezentren mit dem Linzer Industrieraum beziehungsweise mit dem Raum Wien, Niederösterreich und auch Burgenland verbinden, und parallel verlaufende Eisenbahnlinien werden dem ständig zunehmenden Verkehrsaufkommen auf den Transitlinien NW-SO und NO-SW gerecht und binden die Steiermark in den europäischen Wirtschaftsraum ein. Wichtige Eisenbahnlinie ist der steirische Abschnitt der Südbahn (Wien-Tarvis, Italien) mit Abzweig in Bruck an der Mur über Graz nach Maribor (Slowenien). - Mit dem Grazer Flughafen verfügt die Steiermark über einen der wichtigsten Regionalflughäfen Österreichs.
Spuren menschlicher Besiedlung reichen bis in die Altsteinzeit zurück. Um 1000 v. Chr. wanderten die illyrischen Noriker ein, die seit Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. mit keltischen Stämmen verschmolzen. Das an Edelmetallen und Eisenerzen reiche Land wurde nach Besetzung (um 15/10 v. Chr.) um 45 n. Chr. zur römischen Provinz Noricum. Seit 169 n. Chr. bestürmten und besetzten es Germanen (Markomannen, Quaden, Wandalen, Ostgoten) und Hunnen (375). Um 500 begann die Einwanderung von Baiern im Norden, während sich seit etwa 590 die Slowenen im Süden ausbreiteten und im 7. Jahrhundert das Herzogtum Karantanien (Kärnten, die Obersteiermark und Teile der Untersteiermark; Karantaner) errichteten; es wurde 772 von Herzog Tassilo III. von Bayern besetzt und von Karl dem Großen nach Zurückschlagung der Awaren dem Fränkischen Reich angeschlossen. Unter König Ludwig dem Deutschen vollzog sich die erste deutsche Kolonisation, besonders in der Mittel- und Untersteiermark, an der auch Slowenen beteiligt waren und bei der große Grundherrschaften entstanden. 894/907 besetzten die Ungarn große Teile der Steiermark und konnten erst 955 mit der Schlacht auf dem Lechfeld wieder zurückgedrängt werden. 976 wurde das Herzogtum Kärnten gebildet, aus dem mehrere Marken ausgegliedert wurden. Die Kärntnermark (lateinisch marchia Carantana) im Osten mit dem Zentrum der ehemaligen Hengstburg (bei Wildon), das Ausgangsgebiet der heutigen Steiermark, blieb dagegen beim Herzogtum Kärnten und unterstand seit etwa 1050 den Markgrafen aus dem Geschlecht der Traungauer mit Stammsitz Steyr. 1122 wurde die Kärntnermark mit der Obersteiermark verbunden und zu einer Landesherrschaft ausgebaut, 1180 schließlich die Ober- und die Mittelsteiermark, mit dem Traungau vereinigt, zum Herzogtum Steiermark (lateinisch marchia Styriae) erhoben. 1192 fiel die Steiermark nach dem Tod des letzten Traungauers an die Babenberger, die 1246 ausstarben. Im Kampf um das Erbe setzte sich König Ottokar II. Přemysl von Böhmen durch. 1282, unter Albrecht I., kam die Steiermark an die Habsburger, 1379 bei der Teilung der habsburgischen Länder an deren leopoldinischen Linie, von der sich 1411 die steirische Nebenlinie abzweigte. 1479-90 war die Steiermark in weiten Teilen von den Ungarn besetzt; ab 1471 und erneut zwischen 1529 und 1699 wurde sie wiederholt von den Osmanen verwüstet. 1515 und 1525 kam es zu Bauernunruhen, v. a. als sich die lutherische Lehre, die mit Härte unterdrückt wurde, ausbreitete. Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die steirischen Stände gewaltsam rekatholisiert. 1564-1619 gehörte die Steiermark zu den innerösterreichischen Ländern mit weitgehender Selbstständigkeit, die sich bis ins 18. Jahrhundert erhielt. 1848 endete die Grundherrschaft in der Steiermark, und der Ständischer Landtag wurde durch die Aufnahme von Bürgern und Bauern umgebildet.
Im Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye (1919) musste Österreich die bisherige Südsteiermark (u. a. mit dem heutigen Maribor) an das spätere Jugoslawien abtreten. Nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich war die Steiermark, erweitert um das südliche Burgenland, 1938-45 Reichsgau. Nach Wiedererrichtung der Republik Österreich (1945) wurde sie wieder Bundesland; seitdem stellt die ÖVP den Landeshauptmann, u. a. 1948-71 Josef Krainer (* 1903, ✝ 1971), 1971-80 Friedrich Niederl (* 1920), 1980-96 Josef Krainer (* 1930), seit 1996 Waltraud Klasnic (* 1945).
H. Paschinger: S. (1974);
S., hg. v. C. Brandstätter (Wien 1977);
K. Woisetschläger: S. (ebd. 1982);
Landes-Chronik S., hg. v. W. Zitzenbacher (ebd. 1988);
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Stei|er|mark, die; -: österreichisches Bundesland.
Universal-Lexikon. 2012.