Akademik

Singer
Sịnger,
 
1) Ernő, ungarischer Politiker, Gerő, Ernő.
 
 2) [auch englisch 'sɪȖə, 'sɪngə], Isaac Bashevis, amerikanischer Schriftsteller jiddischer Sprache, * Radzymin (bei Warschau) 14. 7. 1904, ✝ Miami (Florida) 24. 7. 1991, Bruder von 4); entstammte einer Rabbinerfamilie; studierte am Rabbinerseminar in Warschau; 1935 Emigration in die USA, 1943 amerikanischer Staatsbürger. In New York arbeitete Singer für die jiddische Zeitung »Jewish Daily Forward« und schrieb Erzählungen und Romane in jiddischer Sprache, die erst nach Erscheinen in (von ihm autorisierten) englischen Übersetzungen ein breiteres Publikum fanden. Singers erzählerisches Werk beschwört die jüdische Vergangenheit in Osteuropa, das traditionsgebundene Leben im Stetl mit seiner intensiven Religiosität, Erotik und Vitalität, das in Konflikt mit den Einflüssen der Moderne gerät und von Verfolgung bedroht ist (»The family Moskat«, 1950; deutsch »Die Familie Moschkat«); spätere Arbeiten beschreiben die Existenz von Überlebenden des Holocaust in den USA (»Enemies, a love story«, 1972; deutsch »Feinde. Die Geschichte einer Liebe«). Singer kontrastiert wirkungsvoll und zum Teil mit komischem Effekt Einbrüche des Fantastisch-Dämonischen in realistisch geschilderte Milieus; seine Gestalten versuchen sich im Spannungsfeld von jüdischem Mystizismus, Aberglauben und moderner Skepsis in einer als undurchschaubar und fremdbestimmt erlebten Welt zurechtzufinden. - Singer erhielt 1978 den Nobelpreis für Literatur.
 
Weitere Werke: Romane: Satan in Goray (1955; deutsch Satan in Goraj); The magician of Lublin (1960; deutsch Der Zauberer von Lublin); The slave (1962; deutsch Jakob der Knecht); The manor (1967; deutsch Das Landgut); The estate (1969; deutsch Das Erbe); Shosha (1978; deutsch Schoscha); The king of the fields (1988; deutsch Der König der Felder); Scum (1991; deutsch Max, der Schlawiner); Meshugah (herausgegeben 1994; deutsch Meschugge).
 
Erzählungen: Gimpel the fool (1957; deutsch Gimpel der Narr); A crown of feathers (1973; deutsch Der Kabbalist vom East Broadway); Passions (1975; deutsch Leidenschaften); Old love (1979; deutsch).
 
Autobiographie: In my father's court (1966; deutsch Mein Vater der Rabbi); Lost in America, 3 Bände (1976-78; deutsch Verloren in Amerika).
 
Kindergeschichten: Stories for children (1984).
 
Ausgaben: The collected stories (1982).
 
Wahnsinns Geschichten (1986); Ich bin ein Leser. Gespräche, herausgegeben von R. Burgin (1988).
 
Literatur:
 
I. Buchen: I. B. S. and the eternal past (New York 1968);
 
Critical views of I. B. S., hg. v. I. Malin (ebd. 1969);
 L. S. Friedman: Understanding I. B. S. (Columbia, S. C., 1988);
 E. Alexander: I. B. S. A study of the short fiction (Boston, Mass., 1990).
 
 3) ['sɪȖə, 'sɪngə], Isaac Merrit, amerikanischer Mechaniker, * Pittstown (N. Y.) 27. 10. 1811, ✝ Torquay (heute zu Torbay) 23. 7. 1875; verbesserte 1851 die Nähmaschine durch Einführung eines selbsttätigen Stoffschiebers mit Stahlzähnchen und gründete 1873 eine Nähmaschinenfabrik, aus der sich die Singer Co. (Sitz: Stamford, Connecticut), ein bedeutendes Unternehmen der elektronischen und elektrotechnischen Industrie, entwickelte.
 
 4) [auch englisch 'sɪȖə, 'sɪngə], Israel Joschua, amerikanischer Schriftsteller jiddischer Sprache, * Biłgoraj (bei Zamość) 30. 11. 1893, ✝ New York 10. 2. 1944, Bruder von 2); lebte bis 1933 v. a. in Warschau, dann in den USA. Bedrohung und Zerstörung jüdischer Tradition, in der Singer aufgewachsen war, bilden das Grundthema seiner historischen Familienromane, von denen auch Bühnenbearbeitungen erfolgreich aufgeführt wurden. In seinem Hauptwerk »Di brider Aschkenasi« (1937; deutsch »Die Brüder Aschkenasi«) bildet die Expansion der Stadt Lodz vom bedeutungslosen Ort zur Textilmetropole mit großem jüdischen Proletariat den breiten Handlungsrahmen.
 
Weiteres Werk: Erinnerungen: Fun a welt wos iz nishto mer (1946; deutsch Von einer Welt, die nicht mehr ist).
 
Literatur:
 
H. Dinse u. S. Liptzin: Einf. in die jidd. Lit. (1978).
 
 5) [auch englisch 'sɪȖə, 'sɪngə], Peter, australischer Moralphilosoph, * Melbourne 6. 7. 1946; wurde 1977 Professor in Clayton (Victoria, Australien), 1999 an der Princeton University; trat mit »Animal liberation« (1975; deutsch »Befreiung der Tiere«) als Verfechter einer Tierethik hervor, die den höher entwickelten Tieren Bewusstsein und Leidensfähigkeit zuspricht und diese Merkmale zu entscheidenden Kriterien der Personalität (und damit des Anspruchs auf Rechte) erhebt. Aufgrund derselben utilitaristischen Position rückte er später vom Grundsatz des uneingeschränkten Lebensschutzes für alle Menschen ab, so in »Should the baby live? The problem of handicapped infants« (1985, mit H. Kuhse; deutsch »Muß dieses Kind am Leben bleiben?«).
 
Weitere Werke: Practical ethics (1979; deutsch Praktische Ethik); How are we to live? (1993; deutsch Wie sollen wir leben?); Rethinking life & death (1994; deutsch Leben und Tod); Ethics in action (1998); A Darwinian left. Politics, evolution and cooperation (1999).

Universal-Lexikon. 2012.