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Kritik
Besprechung; Beurteilung; Rezension

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Kri|tik [kri'ti:k], die; -, -en:
1. prüfende Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten:
eine sachliche, harte, konstruktive Kritik; keine Kritik vertragen können; an jmds. Entscheidung, Haltung Kritik üben.
Syn.: Rüge, Tadel, Vorwurf.
Zus.: Gesellschaftskritik, Selbstkritik, Sprachkritik, Zeitkritik.
2. [wissenschaftliche, künstlerische] Beurteilung, Besprechung einer künstlerischen Leistung, eines Werkes (in einer Zeitung, im Rundfunk) nach sachlichen Gesichtspunkten:
eine Kritik über ein Buch, eine Aufführung schreiben; der Künstler bekam eine gute Kritik.
Syn.: Rezension.
Zus.: Buchkritik, Filmkritik, Konzertkritik, Literaturkritik, Theaterkritik, Zeitungskritik.

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Kri|tịk 〈a. [-ti:k] f. 20
I 〈zählb.〉
1. wissenschaftliche od. künstlerische Beurteilung (Kunst\Kritik, Literatur\Kritik, Musik\Kritik)
2. wertende Besprechung, z. B. von Büchern, Theaterstücken, Kunstwerken u. Konzerten (Buch\Kritik, Film\Kritik)
3. Beanstandung, Tadel, Äußerung des Missfallens
● eine \Kritik über ein Buch, Stück schreiben; \Kritik an etwas od. jmdm. üben; ich verbitte mir jede \Kritik!; ausgezeichnete, gute, schlechte \Kritik; lobende, tadelnde, scharfe, erbarmungslose \Kritik; das Buch ist unter aller \Kritik sehr schlecht
II 〈unz.〉
1. Urteilsfähigkeit, Unterscheidungsvermögen
2. Gesamtheit der Kritiker
● die \Kritik war sich schnell darüber einig, dass ...
[<frz. critique <grch. kritike (techne) „Kunst der Beurteilung“]

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Kri|tik [auch: kri'tɪk ], die; -, -en [frz. critique < griech. kritike̅̓ (téchnē) = Kunst der Beurteilung, zu: kritikós, kritisch]:
1. <Pl. selten>
a) [fachmännisch] prüfende Beurteilung u. deren Äußerung in entsprechenden Worten:
eine konstruktive, sachliche, harte K.;
etw. einer, der K. unterziehen;
sie legte Wert auf die K. ihres Freundes;
unter aller/jeder K. (ugs.; sehr schlecht [in Bezug auf eine zu beurteilende Leistung]: die Mannschaft war, spielte heute unter aller K.);
b) das Kritisieren (2), Beanstanden, Bemängeln:
sie kann keine K. vertragen;
an jmdm., etw. K. üben (etwas aussetzen, beanstanden);
diese Maßnahmen stießen auf heftige K.;
in die K. geraten (Gegenstand öffentlicher Kritik werden);
c) (in den früheren sozialistischen Staaten) Fehler u. Versäumnisse beanstandende [öffentliche] kritische Stellungnahme als Mittel zur politischen u. gesellschaftlichen Weiterentwicklung:
das Prinzip von K. und Selbstkritik.
2.
a)↑ kritische (1 a) Beurteilung, Besprechung einer künstlerischen Leistung, eines Werkes (in einer Zeitung, im Rundfunk o. Ä.):
die K. in der Zeitung über sein letztes Konzert war vernichtend, war [nicht gerade] positiv;
in der Presse waren nur gute -en über sie, über ihre Auftritte zu lesen;
-en schreiben, lesen, sammeln;
sie hat nur miserable -en bekommen;
die Zeitschrift bringt öfter -en (Rezensionen);
der Film kam in der K. noch gut weg (ugs.; wurde noch recht positiv kritisiert);
b) <o. Pl.> Gesamtheit der Kritiker (2):
das Buch kam bei der K. nicht an.

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Kritik
 
[französisch, von griechisch kritike̅́ (téchnē) »Kunst der Beurteilung«] die, -/-en,  
 1) allgemein: 1) Bewertung, Begutachtung; 2) Beanstandung, Tadel; 3) kritische Beurteilung, Besprechung einer künstlerischen Leistung, eines wissenschaftlichen, literarischen oder künstlerischen Werkes.
 
 2) Philosophie: Grundform der Auseinandersetzung mit Handlungen, Handlungsnormen und -zielen sowie mit der durch diese bestimmten Welt in Form der Distanzierung, Prüfung, Beurteilung, Wertung, Infragestellung, Negierung; in moderner Terminologie nahezu synonym zu Vernunft und Denken. Dabei ist Kritik immer an bestimmten Normen oder Normsetzungen orientiert (u. a. Wahrheit, Natur des Menschen, Vernunft, Erfahrung, Autonomie). Kritik richtet sich gegen den Zwang zur nicht befragten Internalisierung metaphysischer, religiöser, rechtlicher, politischer oder allgemein gesellschaftlicher Vorurteile und Normensysteme; sie setzt einerseits eine gewisse Freiheit zu deren Infragestellung voraus und ist andererseits darauf angelegt, diese Freiheit tendenziell zu erweitern. Kritik und die Möglichkeit und Fähigkeit zu Kritik sind damit konstitutiv für jede echte Demokratie. Entfaltung der Kritik wird durch methodische Überprüfung von Erfahrungen und Handlungen im Blick auf deren Bedingtheiten geübt.
 
Diese Form der Kritik unterscheidet sich von irrationaler, nicht- oder gegenaufklärerischer Kritik dadurch, dass sie ihre Prämissen, Bezugssysteme, ihre Verfahren und Methoden der Übernahme oder Setzung von Normen und Handlungszielen zur größtmöglichen Ausschaltung irrationaler, einseitig interessengeleiteter Elemente kontrolliert. Dazu werden die Bezugssysteme von Kritik ihrerseits den Postulaten intersubjektiver Überprüfbarkeit oder der Verifikation oder Falsifikation unterstellt. In der damit vollzogenen Distanzierung zur vorgegebenen Wirklichkeit kann Kritik als Grundelement und Antriebskraft von Philosophie und Wissenschaft sowie von Kultur gelten.
 
Kritik bezeichnete in der Antike einerseits das unterscheidende und urteilende Vermögen des gebildeten Menschen (Platon, Aristoteles) und wurde andererseits etwa für die Tätigkeit des Philologen verwendet (so nannte sich Krates Mallotes, Haupt der stoisch-pergamenischen Schule, »kritikos«, einen »Kritiker«, in Abhebung zu den alexandrinischen »grammatikoi«). Kritik im aufklärerischen Sinne erreichte ihre Höhepunkte historische Wirksamkeit in der griechischen Philosophie des 5. Jahrhunderts v. Chr. in der sophistischen und sokratischen Kritik, die Mythos, Götterglauben, Tradition, Namen u. a. infrage stellten und auf das in ihnen enthaltene Wissen und die praktische Tragfähigkeit für den Menschen prüften, später dann in der Aufklärung des 16.-18. Jahrhunderts, die sich, ausgehend vom philosophischen Rationalismus und Empirismus, gegen eine nicht hinterfragte Metaphysik und die von ihr getragenen Institutionen der Kirche, des Staates, des Rechts wandte, schließlich alle Lebensbereiche durch die auf Vernunft und Erfahrung gestützte Kritik erfasste, die sich als Religions- und Bibelkritik im Deismus, als historische und politische Kritik, als Kritik des Rechts, als philologische und literarische Kritik und in der Konstituierung einer kritischen Dichtkunst entfaltete. Hier setzte bei J.-J. Rousseau die Zeit- und Kulturkritik ein, die über J. G. Fichte, F. Nietzsche, J. Burckhardt bis zu L. Klages, O. Spengler, Max Weber, K. Jaspers u. a. ein wichtiges Thema wurde. Auch die Ideologiekritik (Ideologie) nahm hier ihren Ausgangspunkt. Einen Wendepunkt bezeichnet die Kritik bei I. Kant als Untersuchung der Grenzen und Bedingtheiten des Erkenntnis- und Urteilsvermögens selbst (Erkenntnistheorie, Kritizismus). - Konservative, liberale, sozialistische und marxistische Gesellschaftskritik treibt die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit im 19. und 20. Jahrhundert in jeweils verschiedenem Sinne voran. Gesellschaftskritik spielt dabei nicht nur in der Philosophie, sondern auch in Kunst und Literatur eine wichtige Rolle (Literaturkritik). Die Frage, ob die Grundlagen der Gesellschaftskritik als durch die historische Entwicklung einzulösende Wahrheiten aufzufassen sind oder ob sie ihrerseits der Kritik und damit einer Relativierung standhalten müssen, ist in der auch für außersoziologische Theoriebildung bedeutsamen Auseinandersetzung zwischen kritischer Theorie und kritischem Rationalismus heftig umstritten. Eine andere Form der Frage nach den Grundlagen der Kritik führte zu einer ideologiekritisch ausgerichteten Sprachanalyse.
 
Literatur:
 
Studium Generale, Jg. 12 (1959), H. 7-12;
 R. C. Kwant: Critique. Its nature and function (Pittsburgh, Pa., 1967);
 
Hb. philosoph. Grundbegriffe, hg. v. H. Krings u. a., Bd. 3 (1973);
 C. von Bormann: Der prakt. Ursprung der K. (1974);
 M. Horkheimer: Krit. Theorie (Neuausg. 1977);
 H. Albert: Traktat über krit. Vernunft (51991).
 

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Kri|tik [auch: kri'tɪk], die; -, -en [frz. critique < griech. kritike̅́ (téchnē) = Kunst der Beurteilung, zu: kritikós, ↑kritisch]: 1. <Pl. selten> a) [fachmännisch] prüfende Beurteilung u. deren Äußerung in entsprechenden Worten: eine objektive, gerechte, offene, helfende, kameradschaftliche, sachliche, positive, negative, harte K.; Konstruktive K. macht mir nichts aus, und manchmal verdiene ich, kritisiert zu werden (Spiegel 37, 1985, 125); Dem Dietmar fällt es aber relativ schwer, mit Konflikten umzugehen, K. konstruktiv zu begreifen (Frings, Männer 303); etw. einer, der K. unterziehen; sie legte Wert auf die K. ihres Freundes; *unter aller/jeder K. (ugs.; sehr schlecht [in Bezug auf eine zu beurteilende Leistung] ): die Mannschaft war, spielte heute unter aller K.; b) das Kritisieren (2), Beanstanden, Bemängeln: seine K. [an den Zuständen] störte keinen von ihnen; sie kann keine K. vertragen; an jmdm., etw. K. üben (etwas aussetzen, beanstanden); diese Maßnahmen stießen auf heftige K.; Ich habe die gesamte Vorrunde zu Horst ... gehalten, obwohl es häufig Anlass zu K. gab (Kicker 6, 1982, 37); c) (in den früheren sozialistischen Staaten) Fehler u. Versäumnisse beanstandende [öffentliche] kritische Stellungnahme als Mittel zur politischen u. gesellschaftlichen Weiterentwicklung: das Prinzip von K. und Selbstkritik. 2. a) kritische (1 a) Beurteilung, Besprechung einer künstlerischen Leistung, eines Werkes (in einer Zeitung, im Rundfunk o. Ä.): eine wohlwollende, schonungslose, scharfe K.; das ist keine gute K.; die K. in der Zeitung über sein letztes Konzert war vernichtend, war [nicht gerade] positiv; ... ist im Grunde nur der angemessene Ausdruck für die sehr einfache Tatsache: die K. liest in 8 Tagen kein Mensch mehr; das Buch steht nach 100 Jahren noch in der Bibliothek (A. Schmidt, Platz 100); -en schreiben, lesen, sammeln; in der Presse waren nur gute -en über sie, über ihre Auftritte zu lesen; sie hat nur miserable -en bekommen; die Zeitschrift bringt öfter -en (Rezensionen); der Film kam in der K. noch gut weg (ugs.; wurde noch recht positiv kritisiert); Sie begleitete Thomas Manns Werk mit meist enthusiastischen -en, zu denen er sie mit schöner Regelmäßigkeit ermunterte (Reich-Ranicki, Th. Mann 25); b) <o. Pl.> Gesamtheit der ↑Kritiker (2): Die K. nahm die Dostojewski-Verfilmung unterschiedlich auf (Spiegel 48, 1977, 271); Roloff hat auf zahlreichen Konzertreisen weithin Anerkennung bei K. und Besuchern gefunden (Saarbr. Zeitung 10. 10. 79, 15).

Universal-Lexikon. 2012.