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Thatcher
Thatcher
 
['θætʃə], Margaret Hilda, Baroness (seit 1992) Thatcher of Kesteven [-əv 'kestɪvən], britische Politikerin, * Grantham 13. 10. 1925; Chemikerin und Rechtsanwältin; 1959-92 Abgeordneter der Konservativen im Unterhaus, 1970-74 Minister für Erziehung und Wissenschaft; übernahm im Februar 1975 den Vorsitz der Konservativen; 1975-79 Oppositionsführerin. 1979-90 war sie als erste Frau in der britischen Geschichte Premierminister (Wiederwahl 1983 und 1987).
 
Zum rechten Parteiflügel gehörend und sich durch einen rigiden Führungsstil auszeichnend (deshalb »Eiserne Lady« genannt), leitete Thatcher unter Betonung marktwirtschaftlicher Prinzipien, privater Initiative und Selbstverantwortung eine Wende in der britischen Innen-, speziell Wirtschaftspolitik (Thatcherismus) ein und behauptete sich dabei gegen den Widerstand v. a. der Gewerkschaften. - In der Außenpolitik bekräftigte sie Großbritanniens besonderes Verhältnis (special relationship) zu den USA und die Bündnistreue zur NATO bei gleichzeitigem Ausbau der eigenen Nuklearstreitkräfte mit dem Ziel, ein unabhängiges Abschreckungspotenzial aufrechtzuerhalten. In ihre Amtszeit fielen 1980 die ordnungsmäßige Unabhängigkeit Simbabwes, 1982 der militärische Erfolg im Falklandkrieg gegen Argentinien sowie 1984 der Vertrag mit China über die Rückgabe der Kronkolonie Hongkong. In der Nordirlandfrage betonte Thatcher die Zugehörigkeit Nordirlands zum Vereinigten Königreich. Am 11. 10. 1984 entging sie in Brighton nur knapp einem Bombenattentat der IRA. Ihre konzessionslose Innenpolitik (von sozialen Unruhen begleitete Einführung einer Kopfsteuer [poll-tax]) und starre Europapolitik (u. a. Ablehnung einer weitgehenden Integration Großbritanniens in die EG) sowie ihr Führungsstil stießen gegen Ende der 80er-Jahre auf zunehmenden Widerstand, auch in der eigenen Partei. Bei den Wahlen zum Parteivorsitz verfehlte Thatcher im November 1990 die Mehrheit und trat zurück. In der Folgezeit übte sie heftige Kritik an ihrem Nachfolger als Parteichef und Premierminister J. Major, besonders an seinem europapolitischen Kurs. 1992 wurde Thatcher Mitglied im Oberhaus. 1993 erschien der erste Band ihrer Memoiren (»The Downing Street years«), 1995 der zweite (»The path to power«).
 
Literatur:
 
R. Hill: M. T. - Aufstieg einer brit. Politikerin (1988);
 K. Harris: T. (Boston, Mass., 1989);
 E. Kieser: M. T. Eine Frau verändert ihre Nation (1989);
 P. Riddell: The T. decade. Britain in the 1980s (New York 1990);
 P. Paoli: Die eiserne Lady. Die Biogr. der M. T. (1991).

Universal-Lexikon. 2012.