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Webb
Webb
 
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 1) Chick, eigentlich William Webb, amerikanischer Jazzschlagzeuger und Bandleader, * Baltimore (Maryland) 10. 2. 1902, ✝ ebenda 16. 6. 1939; kam 1924 nach New York, wo er Ende der 20er-Jahre ein erfolgreiches Swingorchester gründete, in dem 1934 Ella Fitzgerald ihre Karriere begann. Webb gilt als einer der bedeutendsten Schlagzeuger des Swing.
 
 2) Francis, eigentlich F. Charles Webb-Wagg [-wæg], australischer Lyriker, * Adelaide 1925, ✝ 22. 11. 1973; studierte in Sydney, lebte zeitweise in Kanada und England, nach Ausbruch seiner Schizophrenieerkrankung viele Jahre in psychiatrischen Kliniken. In seiner sprachlich komplexen und metaphorisch originellen Dichtung spiegeln sich emotionale Krisen und die auch religiös geprägte Suche nach Wahrheit und Erkenntnis. Häufiges Motiv ist der korrumpierende Einfluss der Macht auf heroisch verstandene Einzelgestalten (»A drum for Ben Boyd«, 1948; »Leichhardt in theatre«, 1952; »Socrates, and other poems«, 1961; »Birthday«, 1953, ein Hörspiel über die letzten Tage Hitlers).
 
Weitere Werke: Lyrik: The ghost of the cock (1964); Collected poems (1969).
 
 3) Gladys Mary, geboren Meredith ['merədɪθ], englische Schriftstellerin, * Leighton (County Shropshire) 25. 3. 1881, ✝ Saint Leonard's-on-Sea (heute zu Hastings) 8. 10. 1927; ihr von Krankheit und wirtschaftlichen Zwängen geprägtes Leben spiegelt sich in der humorlosen und pessimistischen Weltsicht ihrer Heimatromane, die sich v. a. durch die lyrische Evokation der Landschaft und des bäuerlichen Lebens in Shropshire auszeichnen; mystische Naturgewalten fungieren häufig als Schicksalsmächte. Webb verfasste auch Lyrik.
 
Werke: Romane: The golden arrow (1916; deutsch Der goldene Pfeil); Gone to earth (1917; deutsch Heim zur Erde); The house in Dormer Forest (1920; deutsch Das Haus im Dormerwald); Precious bane (1924; deutsch Die Geschichte von der Liebe der Prudence Sarn).
 
Ausgaben: The collected works, 7 Bände (1930-33); Collected prose and poems, herausgegeben von G. M. Coles (1977).
 
Literatur:
 
W. Byford-Jones: Shropshire haunts of M. W. (Shrewsbury 21948).
 
 4) John, englischer Architekt, * London 1611, ✝ Butleigh (County Somerset) 30. 10. 1672; Vertreter des Palladianismus, war Schüler und Nachfolger seines Onkels I. Jones; gestaltete Bühnen- und Festdekorationen sowie Maskenzüge der höfischen Fastnachtsspiele; führte nach Jones' Plänen zahlreiche Bauten weiter und entwarf Herrenhäuser und Collegebauten.
 
 5) Martha Beatrice, geboren Pọtter, britische Sozialreformerin und Historikerin, * Gloucester 22. 1. 1858, ✝ Liphook (County Hampshire) 30. 4. 1943, Ȋ mit 7); befasste sich in ihrem wissenschaftlichen Werk mit Fragen der Gewerkschaftsbewegung und der Sozialpolitik und war führendes Mitglieds der Fabian Society. Ihre sozialistischen Ideale versuchte sie in lebenslanger wissenschaftlicher und politischer Partnerschaft mit ihrem Mann zu verwirklichen; durch ihre gemeinsamen Schriften hatten sie großen Einfluss auf die empirische Sozialforschung.
 
Schriften: The co-operative movement in Great Britain (1891); My apprenticeship (1926, Autobiographie); Our partnership (herausgegeben 1948).
 
Ausgabe: The diary, herausgegeben von N. Mackenzie, 4 Bände (1982-85).
 
Literatur:
 
K. Muggeridge u. R. Adam: B. W. A life (London 1967, Nachdr. ebd. 1968).
 
 6) Philip Speakman, britischer Architekt, Innenarchitekt und Kunsthandwerker, * Oxford 12. 1. 1831, ✝ Worth (County West Sussex) 17. 4. 1915; schuf 1859-60 für W. Morris das Red House in Bexleyheath (heute zu London), mit dem er auf Reform und Neuorientierung des modernen Wohnens gerichteten Tendenzen programmatischen Ausdruck gab. Er entwarf Kirchen- und Raumausstattungen, Möbel, Textilien und zahlreiche kunsthandwerkliche Gegenstände (Kacheln, Gläser, Schmuck, Metallgitter u. a.) sowie Embleme.
 
Weitere Werke: Howard House No. 1 Green Palace, London (1867-70); No. 19 Lincoln's Inn Fields, London (1870); Rounton Grange, County North Yorkshire (1875); House Clouds in East Knoyle, County Wiltshire (1881-86).
 
 7) Sidney James, seit 1929 Baron Passfield of Passfield Corner [əv 'pɑːsfiːld 'kɔːnə], englischer Sozialpolitiker, * London 13. 7. 1859, ✝ Liphook (County Hampshire) 13. 10. 1947, seit 1892 Ȋ mit 5); Mitbegründer, führendes Mitglied und bedeutendster Theoretiker der Fabian Society. Mit seiner Frau beschäftigte er sich mit Fragen der Sozialreform und der Gewerkschaftsbewegung. Sie gründeten 1895 die London School of Economics and Political Science sowie 1913 die Zeitschrift »New Statesman« (jetzt »New Statesman and Society«) und verfassten eine Reihe von Schriften gemeinsam, mit denen sie großen Einfluss auf die empirische Sozialforschung hatten. Webb war ab 1922 Unterhausabgeordneter für die Labour Party, ab 1929 Mitglied des Oberhauses. Er bekleidete hohe Staatsämter, u. a. 1929-30 das des Staatssekretärs für die Dominions.
 
Schriften: The history of trade unionism (1894; deutsch Die Geschichte des britischen Trade Unionismus); Industrial democracy, 2 Bände (1897; deutsch Theorie und Praxis der englischen Gewerkvereine); The prevention of destitution (1911; deutsch Das Problem der Armut); Soviet communism, a new civilisation?, 2 Bände (1935; alle mit Martha Beatrice Webb).

Universal-Lexikon. 2012.