Akademik

Peking
Hauptstadt von China; Beijing

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Pe|king:
Hauptstadt der Volksrepublik China.

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Peking,
 
amtlich chinesisch in lateinischen Buchstaben Beijing [-dʒ-, chinesisch »Nördliche Hauptstadt«], 1928-49 Beiping (früher Peiping transkribiert), Hauptstadt Chinas, mit (1996) 10,80 Mio. Einwohnern nach Schanghai zweitgrößte Stadt des Landes, umfasst als Verwaltungsgebiet einer regierungsunmittelbaren Stadt im Rang einer Provinz 16 800 km2 mit (1999) 12,46 Mio. Einwohnern Peking liegt 30-40 m über dem Meeresspiegel in einer Bucht (Bucht von Peking) im äußersten Norden der nach Süden geneigten Geröll- und Lössebene der Nordchinesischen Tiefebene, im Norden vom Mongolischen Plateau, im Nordosten von den Yanbergen begrenzt. Die wichtigsten Kultur- und Bildungseinrichtungen Pekings sind neben neun Akademien der verschiedenen Wissenschaften, darunter die Academia sinica, mehrere Universitäten (darunter Peking-Universität, 1898 gegründet; Qinghua-Universität, 1911 gegründet; Volksuniversität, 1950 gegründet) und Technische Universität, zahlreiche Hochschulen (davon etwa 20 Schwerpunkt- und mehrere Freizeithochschulen), Institut (besonders das Zentral-Institut für Nationalitäten und das Institut für fremdländische Sprachen) und Forschungseinrichtungen sowie zahlreiche Museen (v. a. Palastmuseum, Nationales Kunstmuseum mit Ludwig-Museum für Internationale Kunst, Museum zur Chinesischen Geschichte, Museum der Chinesischen Revolution, Naturhistorisches Museum) und Bibliotheken (u. a. die Nationalbibliothek mit 15,98 Mio. Bänden und 22 000 Periodika), ferner Planetarium, zoologischer und botanischer Garten.
 
Wirtschaft:
 
Die Industrie entwickelte sich in Peking erst nach 1949 in stärkerem Maße, ihre Produktion steht heute wertmäßig landesweit an zweiter Stelle (nach Schanghai). Die neueren Industrieanlagen befinden sich überwiegend im Osten, die älteren im Westen der Stadt. Dominierend ist die Schwerindustrie mit Eisen- und Stahlproduktion, Maschinen-, Kfz-, Lokomotiv- und Waggonbau sowie petrochemische Industrie (u. a. Erdölraffinerie mit Pipeline von Daqing); die Leichtindustrie umfasst v. a. elektrotechnische und elektronische, Textil- (v. a. Baumwollverarbeitung), polygraphische und Nahrungsmittelindustrie. Daneben besteht eine umfangreiche handwerkliche Produktion von Porzellan, Elfenbein- und Jadeschnitzereien, Kupfergeschirr, Teppichen, Spitzen u. a. Die Energieversorgung erfolgt durch mehrere Wärmekraftwerke (Kohleförderung bei Peking). In den Außengebieten wird Landwirtschaft betrieben, v. a. Gemüse- und Obstbau, Baumwoll- und Erdnussanbau sowie Kleintierhaltung (v. a. Enten).
 
Verkehr:
 
Peking ist ein Knotenpunkt des Straßen- und Schienennetzes und besitzt den größten internationalen Flughafen des Landes (nordöstlich der Stadt). Tong Xian, östlich der Stadt, ist nördlicher Endpunkt des Kaiserkanals. Dem innerstädtischen Verkehr dient seit 1969 eine U-Bahn (Streckennetz rd. 40 km).
 
Stadtbild:
 
Die frühesten Mauerreste in Peking stammen aus der Zeit der Jindynastie (1115-1234). Unter den frühen Mingkaisern zwischen 1368 und 1420 wurde die Stadt zerstört und danach wieder aufgebaut. Ihr auf der vorherigen Anlage basierender Stadtentwurf war als ein Abbild des Kosmos konzipiert und bestand aus drei ineinander gestellten rechteckigen Bezirken (Kaiserstadt, Innere Stadt, Äußere Stadt), jeweils ummauert und durch mächtige Torbauten zugänglich. Auf der von Norden nach Süden verlaufenden Hauptachse lagen, hintereinander hierarchisch gestaffelt und aufeinander bezogen, Torbauten, Zeremonial- und Palastgebäude. Den zentralen Bezirk bildete die nach Süden hin ausgerichtete, ummauerte und von einem Graben umgebene Kaiserstadt (»Verbotene Stadt«, dem Volk bis zum Ende der Kaiserzeit unzugänglich; UNESCO-Weltkulturerbe), deren Gebäude die kaiserliche Purpurfarbe tragen. Außerhalb der inneren Mauer befanden sich in den vier Himmelsrichtungen die für die kaiserlichen Staatsopfer bedeutenden Tempelanlagen mit dem Erdaltar (im Norden), Himmelsaltar (Süden), Sonnenaltar (Osten) und Mondaltar (Westen). Von Süden her gelangte man über das Tor Yongdingmen in die Äußere Stadt; hinter ihm erstreckte sich im Westen der Ackerbautempel, im Osten die Anlage des Himmelstempels (zum Teil gut erhalten, u. a. mit der Halle der Jahresgebete). Die Hauptachse führt weiter zum Qianmen, das früher das Tor der Südmauer der Inneren Stadt bildete. Hinter diesem liegt der Platz des Himmlischen Friedens (Tian'anmen-Platz), auf dem sich heute die Mao-Zedong-Gedenkhalle und das Denkmal der Volkshelden befinden. Umrahmt wird dieser größte öffentliche Platz der Erde von der Großen Halle des Volkes (im Westen) und dem Museumskomplex (im Osten). Im Norden trennt ihn das Tor des Himmlischen Friedens (Tian'anmen) von der Kaiserstadt. Über dem wuchtigen, purpurroten, von fünf Torbögen durchbrochenen Torbau (1651) erhebt sich in einer für die gesamte Kaiserstadt charakteristische Farbigkeit ein von einer weißen Marmorbalustrade umgebener Pavillon. Die Hauptachse führt zwischen Sun-Yatsen-Park (seit 1928, davor Zhongshan Gongyuan), wo sich u. a. der ältere Altar der Erde und der Ernten befand, und dem Kulturpark der Werktätigen mit dem Kulturpalast (dem ehemaligen kaiserlichen Ahnentempel) zum Tor Wumen (Mittagstor; 1420, 1647 und 1801 erneuert), das den Eingang zur Kaiserstadt bildet. Den 1. Hof der Kaiserstadt durchzieht ein Bach in symmetrischen Windungen mit fünf durch Marmorgeländer geschmückten Brückenbögen. Das auf einer mehrstöckigen Terrasse gelegene »Tor der Höchsten Harmonie« (Taihemen) führt nach etwa 200 m zu der »Halle der Höchsten Harmonie« (Taihedian; 1669, 1765 erneuert), ehemalige Audienzhalle, die sich zusammen mit der »Halle der Vollkommenen Harmonie« (Zhonghedian) und der »Halle zur Wahrung der Harmonie« (Baohedian) über einem dreifach gestuften Umbau mit weißen Marmorbalustraden erhebt; in der Mitte des Doppelaufgangs eine marmorne Schräge mit Reliefdarstellungen von sich in Wolken windenden Drachen. In den Gebäuden im Osten und Westen des Hofs befinden sich die reichen Sammlungen des Palastmuseums (Malerei, Kalligraphie, Skulptur, Sakralbronzen, Textilkunst u. a.). Der nördliche Teil des Kaiserpalastes mit dem Komplex des »Palastes der Göttlichen Reinheit«, der »Halle der Berührung von Himmel und Erde« und des »Palastes der Irdischen Ruhe« im Zentrum und (zu beiden Seiten) vielen kleinen Palästen in schachbrettartiger Anlage bildet den »Inneren Palast«, den kaiserlichen Privatbezirk. Hinter dem »Tor der Göttlichen Kühnheit« (Shenwumen) in der Nord-Mauer beginnt der Aufstieg zu dem künstlich aufgeschütteten Jingshan (früher Meishan, »Kohlehügel«) mit dem »Pavillon des Ewigen Frühlings« (18. Jahrhundert) auf der höchsten Erhebung des alten Peking. Den nördlichen Abschluss der Zentralachse bilden der Trommelturm (Gulou; 15. Jahrhundert, im 18. Jahrhundert erneuert) und der Glockenturm (Zhonglou; 1272, 1420 erneuert). Im Nordosten der Inneren Stadt liegen der Konfuziustempel (Kongmiao), die ehemalige Kaiserliche Akademie (Gouzijan, 18. Jahrhundert; heute Bibliothek) und der Lamatempel (Yonghe Gong; 18. Jahrhundert), im Nordwesten der »Tempel der Weißen Pagode« (11. und 13. Jahrhundert, 1978 restauriert). Nordwestlich der Kaiserstadt liegt der ehemalige dem Kaiser vorbehaltene Beihai-Park um einen künstlichen See, im Zentrum der Jadeinsel die 36 m hohe »Weiße Pagode« (Baita; 1651). Im Nordwesten der heutigen Stadt erstreckt sich der Sommerpalast (Yihe Yuan), eine Parklandschaft in hügeligem Gelände mit Pagoden und Pavillons und dem weißen Marmorschiff (Shifang) in dem künstlich ausgehobenen Kunmingsee (18. Jahrhundert), in den Westbergen (Xishan) das beliebte Ausflugsziel »Park des duftenden Berges« (Xiangshan) mit einigen historischen Bauten und dem Hotel Xiangshan von I. M. Pei (1983). Gebäude in internationaler Formensprache sind u. a. das Peking Lufthansa Center (1988-91) und das Japanisch-Chinesische Jugendaustauschzentrum von Kurokawa Kishō (1986-89). Am Platz des Himmlischen Friedens soll nach Entwurf (1999) des französischen Architekten Paul Andreu das neue Nationaltheater entstehen (Fertigstellung 2003 geplant).
 
Geschichte:
 
Die Anfänge der Stadt, die in einem seit vorgeschichtlicher Zeit (Pekingmensch) besiedelten Gebiet liegt, reichen bis ins 12. Jahrhundert v. Chr. zurück. Seit dem 10. Jahrhundert n. Chr., als die Kitan die Region um Peking eroberten und das Reich Liao gründeten, war die Stadt unter wechselndem Namen Herrschaftssitz sowie Handels- und Verwaltungsmittelpunkt unterschiedlicher Staatsgebilde. Als Daidu (»große Hauptstadt«) oder (mongolisch) Khanbalyk (»Stadt des Herrschers«, von Marco Polo, der dort nach eigenen Angaben 1275 eintraf, als »Kambaluk« wiedergegeben), war Peking 1264-1368 Hauptresidenz der Mongolen. 1421 wurde es Sitz der Ming-, 1644 der Mandschukaiser und Hauptstadt Chinas. Nach dem Sturz der Mandschudynastie (1912) und der Ausrufung der Republik war Peking Zentrum der von Yuan Shikai ausgehenden Restaurationstendenzen. 1919 ging von Peking die »Vierte-Mai-Bewegung« aus, die eine Erneuerung Chinas nach europäischem Vorbild erstrebte. 1928 eroberten die von Chiang Kai-shek geführten Truppen der Kuo-min-tang Peking. Mit dem von Japan provozierten »Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke« nahe Peking (7. 7. 1937 begann der Chinesisch-Japische Krieg; 1937-45 war die Stadt von japanischen Truppen besetzt. Nach der Einnahme Pekings durch Truppen der kommunistischen Volksbefreiungsarmee (31. 1. 1949 erklärte die KP-Führung Peking zur Hauptstadt. In dieser Eigenschaft wurde es das politische Zentrum der Volksrepublik China. - Am 3./4. 6. 1989 unterdrückte die Armee hier eine v. a. von Studenten getragene friedliche Demokratiebewegung durch eine blutige Militäraktion.
 
Literatur:
 
M. Hürlimann: P. u. seine Gesch. (Zürich 1976);
 
The city in late imperial China, hg. v. G. W. Skinner (Stanford, Calif., 1977);
 Wan-go Weng u. Yang Boda: Palastmuseum P. Die Schätze der verbotenen Stadt (a. d. Engl., 1982);
 Junwen Liu: P. Hauptstadt der VR China (a. d. Engl., Neuausg. Peking 1985);
 
Die Paläste der verbotenen Stadt, Beitrr. v. Yu Zhuoyun (1988);
 
P., bearb. v. M. Witzel u. H. Pan-Witzel (1996).
 

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Pe|king: Hauptstadt der Volksrepublik China.

Universal-Lexikon. 2012.