Akademik

Apokatastasis
Wiederbringung; Allaussöhnung; Wiederherstellung

* * *

Apokatạstasis
 
[griechisch »Wiederherstellung«] die, -,  
 1) ägyptische Astronomie: Bezeichnung für den alle 1460 Sothisjahre (= 1461 bürgerliche Jahre) stattfindenden Zusammenfall der Neujahrstage im astronomischen und bürgerlichen Kalender (ägyptische Kultur, Wissenschaft).
 
 2) christliche Theologie: die Erfüllung aller göttlichen Verheißungen in der Vollendung der Welt (Apostelgeschichte 3, 21) und die daraus gezogene Konsequenz, dass alle Menschen einst ewig gerettet werden (»Allversöhnung«), u. a. bei J. H. Jung-Stilling und F. D. E. Schleiermacher; bei K. Barth (Kirchliche Dogmatik II/2), dass die Apokatastasis wegen der souveränen Entscheidung Gottes weder ausdrücklich gelehrt noch verworfen werden könne. Die Worte Jesu über die Möglichkeit endgültiger Verdammung im Endgericht (z. B. Matthäus 25, 41. 46) sprechen gegen die Gewissheit der Apokatastasis; da sie zudem die freie Entscheidung des Menschen nicht genügend achte, wird sie in der christlichen Glaubenslehre weitgehend abgelehnt.
 
Die Lehre von der Apokatastasis (der »Wiederbringung Aller«) gewann zeitweilig in der östlichen Kirche einen gewissen Einfluss. Von theologiegeschichtlicher Bedeutung ist die Auffassung des Origenes. Ausgehend von einer Präexistenz der Seelen interpretierte er die Apokatastasis als Gleichheit des Anfangs- mit dem Endzustand, nachdem alle Seelen die aufeinander folgenden Welten »durchlaufen« und sich in Freiheit wieder zu Gott bekehrt haben. Das 5. ökumenische Konzil von Konstantinopel (553) verurteilte diese Interpretation der Apokatastasis, nicht jedoch die damit verbundene Hoffnung auf die allumfassende Erlösung. Als Ausdruck dieser Hoffnung ging das Motiv der »Allversöhnung« in die Theologie und Frömmigkeit der Ostkirchen ein.
 
Literatur:
 
H. Rosenau: Allversöhnung. Ein transzendentaltheolog. Grundlegungsversuch (1993).

* * *

Apo|ka|tas|ta|se, Apo|ka|tạs|ta|sis, die; -, ...stasen [griech. apokatástasis, eigtl. = „Wiederherstellung“] (Rel.): (bes. in der Lehre des Parsismus) Wiederkehr eines früheren Zustandes, bes. Wiederherstellung allgemeiner Vollkommenheit in der Zeit des Weltendes.

Universal-Lexikon. 2012.