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De|ter|mi|nịs|mus 〈m.; -; unz.; Philos.〉 Lehre, dass der menschl. Wille von äußeren Ursachen bestimmt u. daher nicht frei sei; Ggs Indeterminismus [zu lat. determinare „begrenzen, bestimmen“]
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De|ter|mi|nịs|mus, der; - (Philos.):
Lehre, Auffassung von der kausalen [Vor]bestimmtheit allen Geschehens bzw. Handelns.
Dazu:
De|ter|mi|nịst, der;
De|ter|mi|nịs|tin, die.
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I Determinismus,
Determination.
Determinismus
[zu lat. determinare »abgrenzen«] der, allgemein die kausale Bestimmtheit allen Geschehens, hier die eines Algorithmus bzw. Programms. Dazu darf es zu jeder Programmsituation höchstens eine nachfolgende Situation geben; die Folge der Programmschritte ist also zu jedem Zeitpunkt eindeutig bestimmt. Programme in den meisten Programmiersprachen sind gewöhnlich deterministisch.
Für sehr viele Probleme, z. B. das Handlungsreisendenproblem, kennt man nur Lösungsverfahren, in denen der nächste Verarbeitungsschritt nicht deterministisch abläuft (Nichtdeterminismus): Aus einer endlichen Menge von Möglichkeiten wird willkürlich, zufällig und auf nicht aus dem bisherigen Verlauf festgelegte Weise das Programm fortgesetzt. Nicht deterministische Algorithmen (z. B. stochastische Algorithmen) können bei gleichen Eingaben und Startbedingungen verschiedene Ergebnisse liefern. Man verwendet sie dennoch, wenn deterministische Algorithmen zu aufwendig sind oder zu große Laufzeiten besitzen und sofern diese falschen Lösungen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit (d. h. nicht allzu oft) oder vernachlässigbar geringer Ergebnisabweichung auftreten. Führen bei einem nicht deterministischen Programm alle nicht festgelegten Verzweigungen letztlich zur gleichen Lösung, so nennt man es determiniert (Determiniertheit).
III
Determinịsmus
der, -, die Lehre von der kausalen Bestimmtheit allen Geschehens, auch des menschlichen Handelns, durch Naturgesetze (im Autodeterminismus durch die vernunftimmanente Gesetzlichkeit), im Gegensatz zum Indeterminismus. Der Determinismus geht davon aus, dass physische und psychische Zustände beliebiger Systeme oder Objekte dem Kausalprinzip insofern unterliegen, als die Zukunft durch die Gegenwart (und diese durch die Vergangenheit) eindeutig bestimmt ist. Erschwert wird die Entscheidung dieses Problems einerseits dadurch, dass selbst die durchgehende Determiniertheit der Naturereignisse (besonders im Bereich der Mikrophysik) nicht mehr zutrifft (Determiniertheit); andererseits dadurch, dass für unser Erkennen der äußeren und inneren Realität das Kausalprinzip so wenig hintergehbar zu sein scheint wie etwa das Prinzip des verbotenen Widerspruchs, der Substanzialität und der Raum-Zeit-Anschauung (wie I. Kants Transzendentalphilosophie und J. Piagets Entwicklungspsychologie zu zeigen versuchen). Die Diskussion um die Determiniertheit oder Indeterminiertheit von Wollen und Handeln ist verbunden mit der Frage nach der Willensfreiheit beziehungsweise der menschlichen Freiheit überhaupt und wird v. a. von dem Interesse geleitet zu klären, ob Menschen für ihr Handeln verantwortlich und demzufolge auch schuldfähig sein können und ob die herrschende strafrechtliche Praxis als legitim, das Anliegen der Ethik als sinnvoll gelten kann.
Diese Diskussion entstand im 17. Jahrhundert, anknüpfend an die Entwicklung der Naturwissenschaften. Die Frage nach dem Verhältnis von Willensfreiheit sowie Verantwortung und Prädestination wurde aber auch schon in der Antike (z. B. Stoa) und im Mittelalter behandelt. Boethius, Thomas von Aquino und Bonaventura hielten menschliche Willensfreiheit und göttliche Prädestination, ausgehend von einer grundlegenden Unterscheidung von Zeitlichkeit und Ewigkeit, für vereinbar. Einen strengen Determinismus vertrat z. B. Avicenna. - Ein deterministisches Modell entwickelten später in der Anthropologie z. B. J. O. de La Mettrie (»L'homme machine«), in der Staatsphilosophie z. B. T. Hobbes (»Leviathan«). Für I. Kant sind Determinismus und Indeterminismus vereinbar. Sie verweisen auf das Verhältnis von Willensfreiheit und Kausalität, das nach der 3. Antinomie nur im Bereich der praktischen Philosophie zu lösen ist.
In der Physik führten die großen Erfolge der newtonschen Mechanik (besonders in der Himmelsmechanik) dazu, dass dem Determinismus eine universelle Bedeutung zugemessen wurde: Es wurde danach gestrebt, die das Naturgeschehen beherrschenden Gesetze (u. a. in Form von Differenzialgleichungen für zeitabhängige physikalische Größen) aufzufinden und aus ihnen durch Angabe von Anfangsbedingungen das zukünftige Geschehen abzuleiten. Den Inbegriff dieser Naturauffassung stellte der »laplacesche Dämon« dar, der imstande sein sollte, bei Kenntnis der Anfangswerte für die dynamischen Variablen sämtlicher Atome des Universums die ganze Zukunft vorausberechnen und damit voraussehen zu können. Die Tatsache, dass man schon im Rahmen der klassischen Physik gezwungen war, statistische Betrachtungen anzustellen (z. B. in der kinetischen Gastheorie), weil die Anfangsbedingungen v. a. bei einer Vielzahl von Teilchen (Gasmoleküle) nicht vorgegeben werden konnten, stellte an und für sich keinen Einwand gegen den Determinismus dar. Die Entdeckung gewisser statistischer Gesetzmäßigkeiten (z. B. beim radioaktiven Zerfall und bei der spontanen Emission von Lichtquanten) führten bereits zu einer gewissen Abkehr von der universell deterministischen Auffassung des Naturgeschehens. Die moderne Quantentheorie hat dann gezeigt, dass das mikrophysikalische Geschehen infolge Gültigkeit von Unschärferelationen prinzipiell indeterminiert ist, und zwar in dem Sinne, dass die Natur hier nur statistische Aussagen zulässt. Die Annahme, der Determinismus sei hier durch die Annahme »verborgener Parameter« aufrechtzuerhalten, wurde durch einen Satz von J. von Neumann eingeschränkt. Eine von D. Bohm ausgearbeitete Theorie mit solchen zusätzlichen Parametern, die keine messbaren Größen sind, ist zwar mathematisch möglich, die Einführung unbeobachtbarer Größen zur Rettung des Determinismus ist jedoch physikalisch umstritten.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Naturgesetze: Zusammenhänge des Naturgeschehens erkennen
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De|ter|mi|nịs|mus, der; - (Philos.): Lehre, Auffassung von der kausalen [Vor]bestimmtheit alles Geschehens bzw. Handelns: Man gab also prinzipiell den reinen D. nicht auf und stellte sich vor, dass im Einzelnen das Geschehen nach der Newton'schen Mechanik vollständig bestimmt sei (Heisenberg, Naturbild 27).
Universal-Lexikon. 2012.